Soziologe klärt über verstörende Vorstellungen der AfD zu Familienpolitik und Geschlechterrollen auf

Auf Einladung von „Barsinghausen ist bunt“ war heute Referent Andreas Kemper zu Gast / „AfD erlebt weiteren Rechtsruck“ 

Bündnissprecherin Sybille Bruchmann-Busse begrüßt den Sozialwissenschaftler, Andreas Kemper, zum Vortragsabend.

KIRCHDORF (ta). Bereits zum zweiten Mal konnte das Bündnis „Barsinghausen ist bunt“ den Soziologen und langjährigen Analyst der selbsternannten „Alternative für Deutschland“, Andreas Kemper, begrüßen – diesmal im Gemeindehaus „Arche“ in Kirchdorf. Zur Begrüßung sagte Bündnissprecherin Sybille Bruchmann-Busse, alles was sie an AfD-Stellungnahmen zu Familien und Geschlechterrollen gelesen habe, sei schlichtweg grauenhaft. Anschließend machte Kemper klar, dass die AfD durch das Nicht-Verbot der NPD durch das Bundesverfassungsgericht noch weiter nach rechts rücken werde. So hätten sich die Rechtspopulisten bereits den „Heimatschutz“ sowie die Ablehnung der neoliberalen One-World-Politik, beides Slogans der NPD, auf die Fahne geschrieben. Gleichzeitig tobe innerhalb der Partei auch noch ein Machtkampf mit dem völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke. Dieser hatte erst unlängst das Holocaust-Mahnmal in Berlin als Mahnmal der Schande bezeichnet.

Doch, so Kemper weiter, auch ein Blick in das AfD-Grundsatzprogramm mache schon deutlich, wohin die Reise in Sachen Familienpolitik und Geschlechterrollen gehe solle. Dort sei nachzulesen, dass die Familie als Keimzelle der Nation verstanden werde und die Familienpolitik sich an einer national ausgerichteten Bevölkerungspolitik zu orientieren habe. In diesem Konsens seien Schlagwörter, wie deutsche Kinder statt Einwanderung, die Ungleichheit von „Bio-Deutschen“ und „Nicht-Bio-Deutschen“ und die steuerliche Benachteiligung von Menschen mit wenig Kindern, zu finden. Hinzu komme den Geschlechtern eine klare Rollenverteilung zu, so eigneten sich Männer eher für Führungspositionen, während Frauen der Part in der Küche und als Mütter zukomme. Zudem strebe die AfD eine Ideologisierung des Bildungs- und Forschungsbereichs an; dazu gehörte laut Kemper ein Verbot der Geschlechterforschung an den Unis, was einem massiven Eingriff in die Freiheit der Hochschulen gleichkommen würde. Insgesamt setze sich die AfD aus verschiedenen Strömungen zusammen: a) dem völkischen Nationalismus, b) dem Neoliberalismus (Nachtwächterstaat), c) dem klerikal-aristokratischen Flügel um die stellvertretende Parteivorsitzende, Beatrix v. Storch, mit seiner restriktiven Familienpolitik und d) dem „Pforzheimer Kreis“, der sich gegen erreichte Reformen in der Geschlechterpolitik, gegen Diskriminierungsgesetze und gegen Abtreibungen einsetze.

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