REGION (red).
Mit Schnitzel, Schinken, Rührei oder in der Suppe – Spargel ist in vielen Variationen ein Genuss, der mit Sauce Hollandaise und Weißwein noch getoppt werden kann. Noch gut vier Wochen sind es bis zum Ende der Spargelsaison am 24. Juni. Bedingt durch Inflation und Unsicherheiten angesichts der Weltlage waren die Liebhaberinnen und Liebhaber von Spargel und Erdbeeren aus der Region in dieser Saison bisher zurückhaltender als nach den beiden boomenden Corona-Jahren erwartet. „Da ist der gefüllte Heizöltank oder der langersehnte Urlaub wichtiger“, zeigt Peter Soltau aus Eicklingen Verständnis. Der Spargelbauer merkt in seinem Hofladen eine deutlich schwächere Nachfrage. „Dabei ist der Spargel dieses Jahr günstiger als in den Vorjahren“, weist er anderslautende Einschätzungen zurück.
Trotz bester Spargel-Qualitäten und guter Ernte ist die Spargelsaison daher für die Landwirte wenig zufriedenstellend. Auch die Erdbeersaison hat trotz bester Qualitäten einen schweren Start. Denn wie beim Spargel behielt der Handel Importe von Spargel und Erdbeeren bis Mitte Mai bei. „Zudem führten teilweise überzogene Preise des Handels für regionalen Spargel und regionale Erdbeeren, das heißt hohe Margen für den Handel, zu großem Unmut bei den Käuferinnen und Käufern, die sich übervorteilt fühlten“, erläutert Fred Eickhorst, von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e.V. in Niedersachsen. Importspargel und Importerdbeeren können in Deutschland günstiger als ihre heimischen Pendants angeboten werden, weil die Löhne laut Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer Niedersachsen im Anbauland niedriger sind: In Italien gebe es keinen Mindestlohn, in Spanien liege der Mindestlohn bei 6,06 Euro pro Stunde, in Griechenland gar bei 3,83 Euro pro Stunde und in Ungarn nur bei 3,21 pro Stunde. „Mit aktuell 9,82 Euro pro Stunde liegt Deutschland schon mehr als das 1,5- bis 2,5-fache höher“, sagt Eickhorst.
Die aktuelle Situation gibt den Spargel- und Erdbeererzeugern schon einen bitteren Vorschmack auf das, was sie 2023 mit einem nochmals erhöhten Mindestlohn erwartet. „Die Anbauerinnen und Anbauer bezahlen gerne 12 Euro Stundenlohn, aber dieser setzt faire Preise voraus“, betont Eickhorst. Aktuell zeige sich deutlich, dass der heimische Anbau zu wenig geschätzt und entlohnt werde. Probleme haben besonders die Landwirte, die an den Lebensmitteleinzelhandel liefern, hat eine Umfrage des Netzwerks der Spargel- und Beerenverbände e.V. ergeben, an der 274 Betriebe teilnahmen. Rund die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gaben an, dass die Absatzsituation im Handel schlecht bis sehr schlecht im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr läuft. Nur 8 Prozent bezeichnen sie als gut bis sehr gut. Zudem konnten dort nur etwa drei Prozent ganz und rund 16 Prozent teilweise ihre kalkulierten Spargelpreise durchsetzen. Rund 57 Prozent gaben an, dass ihnen diese Preise verweigert wurden.
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