Stadt rechnet aufgrund der Trockenheit mit knapp 300 Baumfällungen

Sollte sich die Dürre fortsetzen, wäre man schnell bei Kosten im sechsstelligen Bereich und noch mehr Baumentnahmen / Auch Eigentümer von Privatgrundstücken müssen ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen

BARSINGHAUSEN (red/ta). Über die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft aufgrund der zunehmend trockenen Sommer ist zuletzt häufig berichtet worden. Aber wie sieht die Lage eigentlich im Stadtgebiet auf öffentlichen Grünflächen, an öffentlichen Straßen, auf Friedhöfen oder bei Schulen und Kindergärten aus? Und, mit welchem Umfang an Fällungen und Folgekosten muss die Kommune eigentlich rechnen? Dazu antwortet Rainer Bernsdorff vom städtischen Tiefbauamt wie folgt: „Die umfangreichen Trockenschäden an Waldflächen und Stadtbäumen betreffen weite Teile Nord- ,Mittel- und Ostdeutschlands. Aufgrund der bereits im letzten Jahr zunehmenden Dürre sind in Barsinghausen in der letzten Winter-Fäll-Periode (01.10.2018 – 28.02.2019) diverse abgestorbene Bäume, insbesondere Fichten und Lärchen mit Borkenkäferbefall gefällt worden. Im Jahresverlauf zunehmend haben diverse weitere Baumbestände erhebliche Vitalitätsprobleme oder sind bereits abgestorben. Die auf Stadtflächen eher in geringer Zahl stehenden Fichten- und Lärchenbestände sind zum Teil vollflächig betroffen. Bei Borkenkäferbefall ist eine eher rasche Entnahme der Bäume notwendig, um die Ausbreitung der Borkenkäfer einzudämmen.

Auch diverse Laubbaumarten, die in früheren Jahren eher unproblematisch waren, leiden unter der extremen Trockenheit. Seit dem Frühjahr sterben auf vielen Standorten Birken ab. Einzelne Bäume wurden hier im Steinradweg und auf dem Waldfriedhof entnommen. Deutlich sichtbar sind die Schäden an Birken im Zechenpark, z. B. hinter der Feuerwehr an der Egestorfer Straße. Stark zunehmende Schäden an Alt- wie Jungbäumen, sind zusätzlich bei Rot- und Hainbuchenbeständen festzustellen. Auch hier mussten zur Herstellung der Verkehrssicherheit bereits Bäume entfernt werden. Insgesamt werden in diesem Jahr gut 200-300 Bäume aufgrund der Trockenheit entnommen oder sind bereits zur Herstellung der Verkehrssicherheit gefällt worden. Alle Maßnahmen erfolgen unter Beachtung von artenschutzrechtlichen Bestimmungen, gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz, sowie den fachlichen Vorgaben der ZTV-Baumpflege.

Die hohe Sicherheitserwartung bei einer hohen Anzahl an städtischen Baumstandorten, zum Beispiel auf Friedhöfen, Spielplätzen, Waldabschnitten nahe der Deister-Freilichtbühne, neben Bahnstrecken, oder der Bebauung erfordert wiederkehrende Baumkontrollen mit fachkundigem Personal. Aufgrund der Schadbilder werden bei Bedarf Kontrollintervalle verkürzt, bei möglichen Unfallgefahren notwendige Maßnahmen unmittelbar beauftragt.

Die Trockenschäden an Bäumen können aber auch nur Kronenteile betreffen. Hier wird die Verkehrssicherheit im Zuge von Baumpflegemaßnahmen sichergestellt, soweit möglich sollen Bestände erhalten bleiben. Die aktuellen, reinen Fäll- und Baumpflegekosten bewegen sich bisher im „unteren“ fünfstelligen Bereich, da ein Teil auch durch den städtischen Baubetriebshof abgearbeitet werden kann. Der Verlust und Wert der Bäume kommt hinzu. Das Ausmaß der Schäden wird vor allem das nächste Frühjahr zeigen, in wieweit  die geschädigten Bäume wieder austreiben oder nicht. Vorausschauend nach 2020 wird es nicht nur bei den oben genannten Baumgruppen erhebliche Verluste geben. Die tiefgründige, dauerhafte Trockenheit führt zu nachhaltigen Schäden bei allen Baumbeständen und damit zu einem hohen Arbeitsaufwand in der Unterhaltung. Der finanzielle Aufwand ist nicht absehbar. Bleibt es bei der Dürre, geht es deutlich in den sechsstelligen Bereich. Bei ausbleibenden, nachhaltigen Niederschlägen ist die Prognose für 2020 und die Folgejahre äußerst ungünstig. Um so weit wie möglich Jungbaumpflanzungen zu erhalten, erfassen aktuelle Gießpläne alle Neupflanzungen ab 2014. In diesem Jahr erfolgen auch Wässerungsgänge in älteren Baumabschnitten. Zur Verbesserung der Standortbedingungen werden Baumstandorte im innerörtlichen Bereich seit einigen Jahren für Wurzelbereiche wesentlich größer und mit verbesserten Subtraten eingerichtet. Als Strategie wird bei den Baumkontrollen sichtbar, welche Baumarten besser mit den Verhältnissen zurechtkommen und welche weniger gut. Die Ergebnisse werden bei Nachpflanzungen berücksichtigt. Mit einer größeren Streuung in der Baumarten- und Sortenauswahl, insbesondere bezüglich der Trockenheitsresistenz, soll mit Hilfe der Artenvielfalt ein vielseitiges Stadtgrün entwickelt werden.

Noch ein Hinweis: Eine hohe Anzahl insbesondere abgestorbener Nadelbäume befindet sich auf Privatgrundstücken in allen Ortsteilen. Hier sind Eigentümer aufgefordert Ihrer Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Wichtig ist jedoch sowohl auf städtischen Grünflächen, wie auf Privatgrundstücken insbesondere auch Großbäume, hier möglichst heimische Laubbäume, für das Stadtklima nachzupflanzen oder zu erhalten. Aufgrund der Transpirationskühle von Großbäumen, z.B. in einer Allee sind die Temperaturen im Schatten 10° niedriger als auf reinen Betonpflasterflächen“, so Rainer Bernsdorff von der Stadtverwaltung.

Foto: Stadt Barsinghausen