Gestern fand der erste „Zukunftsspaziergang“ mit über 20 interessierten Bürgern statt
BARSINGHAUSEN (ta). Zusammen mit Stadtplanerin Nina Wolf und dem Leiter vom Fachdienst Tiefbau, Michael Dettmann, konnte Bürgermeister Marc Lahmann gestern rund 20 interessierte Bürger zum ersten von zwei „Zukunftsspaziergängen“ begrüßen, bei denen Anregungen und Wünsche zur Entwicklung der Barsinghäuser Innenstadt gesammelt werden sollen. Das städtebauliche Sanierungsprogramms „Aktive Stadt und Ortsteilzentren“, welches künftig in „Lebendige Zentren“ umbenannt wird, startete 2007 und, wie Lahmann in Erinnerung rief, wurden bisher schon die Fußgängerzone, der Thie sowie die Bahnhof- und Osterstraße saniert worden. Insbesondere für Mittelzentren wie Barsinghausen sei eine attraktive Fußgängerzone wichtig, profitieren von steuerlichen Vorteilen bei Bauprojekten könnten aber auch private Eigentümer. Zwar sei Barsinghausen durch den Deister auf der südlichen Seite in seinem Einzugsgebiet eingeschränkt, verfüge aber andererseits durch die S-Bahn über eine Anbindung an die Landeshauptstadt. Insgesamt sei der Einzelhandel in Barsinghausen recht gut aufgestellt, befand der Verwaltungschef.
Erste Station war der Ziegenteich, wo Nina Wolf feststellte, obwohl hier die Aufenthaltsqualität als gut bezeichnet werden könne, seien die umliegenden Wege „suboptimal“. Sie schlug außerdem Rückenlehnen und Stützen für die Sitzgelegenheiten rund um das große Schachbrett vor. Lahmann räumte ein, dass das Schachbrett eigentlich fast nie von den Bürgern genutzt werde, obwohl man erst in jüngster Vergangenheit die Spielfiguren erneuert habe. Altbürgermeister Klaus-Detlef Richter monierte, dass vor Ort Papierkörbe fehlen würden, worauf Dettmann antwortete, dies hänge noch mit den Beschlüssen des Rates zur Haushaltskonsolidierung zusammen. Ein Bürger wünschte sich Bänke zum Reinlegen und Sitzgelegenheiten auf verschiedenen Ebenen. „Wer ist eigentlich die Zielgruppe für den Bereich des Ziegenteichs“, fragte der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins „Unser Barsinghausen“, Hendrik Mordfeld. Nach seiner Beobachtung seien es vorwiegend Jugendliche, die sich hier treffen würden. Früher sei der Skater-Thie für diese Generation der Treffpunkt gewesen und er habe wirklich den Eindruck, als wolle Barsinghausen die Jugendlichen aus der Innenstadt vertreiben.
Der parteilose Bürgermeisterkandidat, Wolfgang Pardey, wiederum meinte, am Ziegenteich gäbe es keine Veranstaltungen mehr wie in früheren Jahren, als dort regelmäßig Modellboote über den Teich gefahren seien.
Weiter ging es in die Altenhofstraße, wo Wolf den „unglaublichen Charme“ des Straßenzugs mit seinen alten Fachwerkhäusern lobte. Dettmann meinte, hier gäbe es auch viele erhaltenswerte Bäume. Es sei insgesamt noch mehr Grün in der Innenstadt möglich, auch wenn man sich klar darüber sein müsse, das dies zulasten der Parkplatzsituation gehen würde. Zudem stufte Wolf die Einfahrt zur Glockenstraße als Gefahrenbereich beispielsweise für Nutzer von Rollatoren ein.
Schon waren die Spaziergänger beim alten Bühre-Gelände angekommen, welches die Unternehmerfamilie Widdel zusammen mit ihrem Geschäftspartner genauso mit Wohnbauten bestücken möchte, wie das Parkdeck des City-Centers. Lahmann betonte, das Bühre-Gelände sei momentan im Besitz der Stadt und wenn der Investor hier nicht tätig werde, werde die Stadt ihrerseits handeln, um den Bereich zu entwickeln. Das City-Center sei in seiner jetzigen Form der schlimmste städtebauliche Mangel in Barsinghausen, so Lahmann. Gut wäre es hier hochwertige Geschäfte anzusiedeln, meinte ein Bürger. Womit man auch schon beim nächsten Thema und der nächsten Fläche mit potentiellen Entwicklungschancen angelangt war.
Bei Volkers Hof wolle die Stadt mindestens einen Lebensmittelmarkt und wenn möglich auch einen weiteren Frequenzbringer im Bereich des Einzelhandels ansiedeln. Problem sei, dass die Fläche neben der Stadt partiell auch im Besitz von anderen Eigentümern sei. Die Stadt habe bereits Gespräche mit den Eigentümern geführt und einen Kaufpreis für die Flächen geboten.
Aufgrund der Corona-Pandemie hätten zuletzt aber keine Eigentümerversammlungen stattfinden können. Sollte es für den Bereich Volkers Hof zu keiner Einigung mit den Miteigentümern kommen, würde die Stadt dafür sorgen, dass auf dem städtischen Grund ein Lebensmittelhändler bauen könne. Mit REWE und EDEKA gebe auch schon zwei potentielle Interessenten.
Am Thie stellte Nina Wolf fest, der zentrale Platz in der Innenstadt sei belebt, noch in der Entwicklung begriffen seien hingegen die noch relativ kleinen Bäume. Für das leer stehende Fachwerkhaus gebe es viele Ideen, allerdings habe die Stadt hinsichtlich der Nutzung keinen direkten Einfluss, da sich die Immobilie im Privatbesitz befinde. Lahmann dazu: Drei Gastronomen hätten ihr Interesse bekundet, aber aufgrund der hohen Investitions- und Sanierungskosten für den Eigentümer wäre auch auch die Miete entsprechend in die Höhe geschnellt. Von der Stadt verhindert worden sei, dass in dem Haus eine Spielhalle eröffnet werde. Und auch nicht in Frage käme, dass die Stadt das Fachwerkgebäude mit Steuergeldern erwerbe, so Lahmann. Die zweite Runde der Zukunftsspaziergänge ist dann den Politikern vorbehalten.
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