Anwohner fühlen sich „überfahren“ und fürchten negative Auswirkungen / Lahmann: Zuzug erfordert jetzt größere Objekte
BARSINGHAUSEN (ta). Der Verwaltungsausschuss hat sich heute für die Umsetzung der Pläne der Region Hannover ausgesprochen, nach denen ein zweistöckiger Modulbau zur Unterbringung von bis zu 328 Flüchtlingen in Kirchdorf verwirklicht werden soll. Als Alternativen standen die Grünfläche unterhalb des Schulzentrums am Spalterhals sowie die Wiese oberhalb des Deisterbads an der Einsteinstraße zur Debatte. Beide Flächen sind im Besitz der Region Hannover. Auf Vorschlag von Regionspräsident Hauke Jagau hat die Regionsversammlung dem Planvorhaben zur Errichtung von größeren Unterkünften in der Region grünes Licht erteilt. Damit sollen die Kommunen bei der Aufgabe zur Unterbringung von Asylsuchenden spürbar entlastet werden. Bürgermeister Marc Lahmann und der 1. Stadtrat, Georg Robra, informierten in der heutigen Ratssitzung, dass der Verwaltungsausschuss sich für den Standort an der Einsteinstraße ausgesprochen habe. Bisher habe es die Stadt geschafft, Flüchtlinge relativ dezentral durch das Anmieten oder Ankaufen von Wohnobjekten unterzubringen und die Nutzung von Sporthallen zu vermeiden. Allerdings stoße Barsinghausen nun bei einem stetigen Zuzug von rund 30 Flüchtlingen pro Woche zunehmend an Grenzen, daher sei der Beschluss der Regionsversammlung eine echte Hilfe für die Kommunen. Ansonsten müsste die Stadt selber Heime bauen und auch die Kosten für Wachpersonal und Sozialpädagogen tragen, sagte Lahmann.
Mehrere wütende Anwohner aus Kirchdorf fühlten sich von der schnellen Entscheidung regelrecht „überfahren“ und fragten, ob weitere Standorte in Betracht gezogen worden seien und wie die Integration einer Zahl von mehr als 300 Flüchtlingen funktionieren solle. Außerdem äußerten sich mehrere Bürger besorgt über die Nähe des beschlossenen Heims zu den beiden Schulen am Spalterhals. „Wir reden nichts schön. Die Situation ist schwierig, aber wir wollen Obdachlosigkeit verhindern.“ Dass manche Anwohner das Heim ablehnten, sei nachvollziehbar, erklärte Lahmann. Stadtrat Georg Robra erinnerte an die Verantwortung für die schutzsuchenden Menschen. Es gebe zwar Ängste in der Bevölkerung, von größeren Problemen durch den Betrieb des Heims sei aber nicht auszugehen. Der Standort in der Einsteinstraße sei geeignet und auch mit den Leitungen der beiden Schulen erörtert worden. Der Bau eines Heims in dieser Größenordnung sei jetzt schlichtweg nötig. Barsinghausen habe viel Lob für den Kurs der dezentralen Unterbringung erfahren. So hätten Zeltlager für Flüchtlinge oder auch die Belegung von Turnhallen verhindert werden können, so Robra. Und der Bürgermeister fügte ergänzend hinzu, dass sich die Verwaltung auch weiterhin um die Nutzung von freiem Wohnraum bemühe. Eng einbezogen in die Bemühungen zur Integration der Flüchtlinge seien das Jobcenter, die von der Stadt eingestellten Sozialpädagogen sowie die Integrationslotsen. Lahmann stellte zudem klar, dass es sich bei dem geplanten Modulbau um keine Einrichtung zur Erstaufnahme handele. Nach Barsinghausen würden derzeit vermehrt Frauen und Minderjährige kommen. Am Donnerstag, 18. Februar, findet im Schulzentrum am Spalterhals um 18 Uhr eine Informationsveranstaltung zu dem Thema statt.
Foto: ta