Stadtwerke plädieren für einen raschen Wasserwerk-Neubau

Rund 15 Bürger nutzten einen FDP-Besuch, um sich vor Ort zu informieren / Vermarktung des Deisterwassers durch einen privaten Versorger wird kritisch gesehen

ECKERDE (ta). Die Diskussionen rund um die Wasserversorgung in Barsinghausen reißen nicht ab. Schon lange ist klar, dass das Wasserwerk bei Eckerde neu gebaut werden soll, ein entsprechender Beschluss des Rates liegt längst vor. Klar ist auch, dass die jetzigen Kapazitäten zur Wasseraufbereitung nicht ausreichen. Vor diesem Hintergrund hatte der FDP-Stadtverband Bürger jetzt zu einer Besichtigung des Wasserwerks eingeladen, wo Dirk Härdrich, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke, Jochen Möller, Geschäftsführer der Stadtwerke, Thorsten Holzhausen, technischer Leiter der Stadtwerke, und Heiko Bartling, Wassermeister im Wasserwerk, als Gesprächspartner zur Verfügung standen. Noch so einen Sommer wie in 2018 könne man mit Blick auf den Zustand des Wasserwerks nicht verkraften, meinte FDP-Vorsitzender Norbert Wiegand. Nun müsse das vorliegende Gutachten zum Neubau diskutiert und zügig entschieden werden. Dirk Härdrich machte deutlich, dass beim Neubau des Werkes auch Sorgfalt nötig sei, denn die heutigen Entscheidungen hätten Auswirkungen für Jahrzehnte. In seiner nächsten Sitzung werde der Aufsichtsrat der Stadtwerke auf Grundlage des Gutachtens eine Empfehlung für den Barsinghäuser Stadtrat aussprechen. Wenn andere Entscheidungsträger in dieser Stadt anderer Meinung seien, müsse das halt diskutiert werden. Damit spielte Härdrich auf Überlegungen an, nach denen bei der lokalen Wasserversorgung auch eine Partnerschaft mit dem privaten Wasserversorger „Purena“ (Avacon) denkbar sei. Vertreter von FDP und SPD hatten Bürgermeister Marc Lahmann wiederholt vorgeworfen, über eine Partnerschaft mit Purena eine Teilprivatisierung der Stadtwerke zu forcieren. Jochen Möller erklärte, Lahmann habe die Purena-Variante ins Spiel gebracht. Klar sei aber auch, dass diese Firma rund 400.000 Kubikmeter Wasser aus Barsinghausen zum Zweck der weiteren Vermarktung kaufen wolle. Es gehe also nicht um Lieferungen nach Barsinghausen durch Purena, wenn hier das Wasser knapp werde, machte Möller unmissverständlich klar. Dass die Stadtwerke allerdings aufgrund der sinkenden Wassermengen aus den Deisterquellen gar keine Möglichkeiten zur Abgabe von heimischem Wasser sehen, machten deren Vertreter deutlich. Der Wasserbezug aus dem Deister unterliege sehr starken Schwankungen und liege bei rund 400.000 bis eine Millionen Kubikmeter pro Jahr. Mit einem neuen Wasserwerk könnte man die Aufbereitungskapazität erhöhen und man könnte Engpässen in trockenen Phasen besser entgegenwirken, so Thorsten Holzhausen. In den Wintermonaten fehle es an Schnee, erklärte Möller das Problem.

Wenn der Bezug aus dem Deister sinke, müsse man größere Lagerkapazitäten und eine höhere Entnahme aus dem Grundwasser einplanen, so Möller und Härdrich übereinstimmend. Das jetzt vorliegende Gutachten, das auch die vier Varianten zum technischen Verfahren der Wasseraufbereitung beinhalte, reiche zur politischen Entscheidungsfindung vollkommen aus. Möglich sei ein zügiger Beschluss des Rates in seiner Sitzung im September. Möller rief die Bürger außerdem auf, auch in diesem Sommer bewusst mit der Ressource Wasser umzugehen. Schon jetzt werde das Wasser wieder knapper, darum sollten Besitzer von privaten Gärten unbedingt auf die Bewässerung mit Trinkwasser verzichten.

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