Stefan Erdmann ist erster Preisträger des Barsinghäuser Preises für Zivilcourage

BARSINGHAUSEN (red).

Bürgermeister Henning Schünhof (li.) und Sozialdezernent Sven Heindorf überreichen den Preis für Zivilcourage an Stefan Erdmann (Mitte).

Mehr als 400 Barsinghäuserinnen und Barsinghäuser aus Politik, Wirtschaft, Ehrenamt und den sozialen Bereichen haben am gestrigen Sonntag im Schulzentrum das Jahr 2024 begrüßt. Beim Neujahrsempfang der Stadt wurde zudem erstmals die „Helfende Hand“, der neugeschaffene Preis für Zivilcourage, verliehen. Erster Preisträger ist Stefan Erdmann. Der Lkw-Fahrer hatte durch beherztes Eingreifen einem Kollegendas Leben gerettet und damit zugleich einen schweren Unfall verhindert. Abgerundet wurde der Neujahrsempfang mit einer kleinen Talkrunde unter dem Motto „50 Jahre – 18 Ortsteile – 1 Stadt“ anlässlich der Kreisgebietsreform am 1. März 1974.

Mit drei der ehemaligen Ratsmitglieder Herbert Lattmann, Ulrich Künzel und Herbert Enders, blickte Henning Schünhof auf die ereignisreiche Zeit der Kreisgebietsreform zurück. Ihm seien die vielen und vielschichtigen Diskussionen in lebhafter Erinnerung geblieben, sagte Herbert Lattmann, der 1974 das jüngste Ratsmitglied war. Es sei zwar erbittert um Entscheidungen gerungen, doch es sei dabei niemals die Sachebene verlassen worden, persönliche Angriffe seien nicht vorgekommen. „Es wurde nicht so sehr zwischen den Parteien diskutiert“, ergänzte Ulrich Künzel, „vielmehr gab es hitzige Debatten zwischen den Alten und den Jungen, zwischen den unterschiedlichen Gruppen in der Gesellschaft.“ So seien beispielsweise die Emotionen bei der Umwandlung der Marktstraße in eine Fußgängerzone hochgekocht. „Einer der Geschäftsleute kam damals aus seinem Laden gelaufen, hat mich an der Krawatte gepackt und mir vorgeworfen, wir würden ihn ruinieren“, beschrieb Ulrich Künzel eine Szene von damals. „Am Ende haben aber insbesondere die Kritiker einer Fußgängerzone erklärt: ,Wir haben es ja gleich gesagt: Barsinghausen braucht so etwas‘“. Aus Sicht von Herbert Enders hatte neben den Bauprojekten auch das Stadtfest einen wichtigen Anteil daran, dass die einzelnen Ortsteile schnell zusammenwuchsen. Er selbst erinnere sich gerne an diese Zeit, denn wie bei ihm sei damals bei vielen das Gefühl entstanden, „ein Barsinghäuser zu sein“.

Zum Abschluss und zugleich als Höhepunkt des offiziellen Teils überreichte Bürgermeister Henning Schünhof die „Helfende Hand“ an Stefan Erdmann. Mit der Verleihung dieses Preises für Zivilcourage zeichnete der Verwaltungschef das vorbildliche Verhalten des Barsinghäusers aus. Stefan Erdmann, der selbst Lkw-Fahrer ist, hatte auf der Autobahn 2 in Höhe Altwarmbüchen einen immer langsamer werdenden Lastwagen bemerkt, der schließlich unkontrolliert über die Fahrstreifen fuhr und schließlich an der Leitplanke entlangrutschte. „Ich habe mich dann mit meinem Fahrzeug hinter den Lastwagen des Kollegen gesetzt, bin aus dem Führerhaus gesprungen und zu dem immer noch vorwärtsrollenden Fahrzeug des Kollegen gelaufen“, berichtete er dem Publikum. Schließlich sei es ihm gelungen, zu dem Kollegen ins Führerhaus zu klettern und den Lastwagen zu Stehen zu bringen.“ Bürgermeister Henning Schünhof würdigte das beherzte Zupacken Stefan Erdmanns als äußerst vorbildlich, zumal viele andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer einfach an der Szene vorbeigefahren seien, ohne zu helfen. „Ich hoffe, dass Ihr Eingreifen und die Schaffung dieser neuen Auszeichnung möglichst viele Nachahmerinnen und Nachahmer finden werden“, fügte der Rathauschef an. „Denn ohne gesellschaftliches Engagement und Zivilcourage wäre Barsinghausen nicht zu der Stadt geworden, in der wir gerne leben, in der wir zu Hause sind und in der wir noch möglichst viele Jahre leben wollen“, sagte er abschließend.

Fotos: Stadt