BARSINGHAUSEN (red).
„Noch 10, 9, 8, 7 …“ – Martin Naskowiak zählt mit Stoppuhr in der Hand jeweils die Sekunden runter, während Nadine Schaefer die Übungen vormacht und die Akteurinnen ihrem Beispiel folgen. Eigentlich wie so oft beim Training der 3. Handballdamen des HV Barsinghausen. Diesmal findet die Übungseinheit jedoch nicht in der Glück-Auf-Halle ab. Aufgrund der Corona-Krise ist derzeit kein regulärer Trainingsbetrieb möglich. Direkte Zusammentreffen sollen aus nachvollziehbaren Gründen vermieden werden. Das HVB-Team tritt alternativ per Messenger in Kontakt. HVB-Betreuer Martin Naskowiak und Spielertrainerin Nadine Schaefer trennen etwa sieben Kilometer Luftlinie, zwischen Kreisläuferin Inga Neumeister und Außenspielerin Michaela Emmermacher liegen sogar 18 Kilometer. Es ist ein unbekanntes Gefühl. Heute ist alles etwas anders als gewohnt. Willkommen zum 1. Online-Training der HVB-Damen.
Die HVB-Spielerinnen haben sich nahezu komplett vor ihren Bildschirmen versammelt. PC, Notebook, Smartphone – alle Arten von Endgeräten sind am Start. Webcams und Frontkameras werden ein letztes Mal ausgerichtet. Die virtuelle Trainingseinheit aus dem Wohnzimmer von Spielertrainerin Nadine Schaefer startet. Zeitnehmer Martin Naskowiak sitzt am heimischen Schreibtisch. Zugegeben, ein ungewohntes Bild. Die Stimmung ist dennoch ausgelassen. So wie sonst auch. Es dauert ein paar Minuten, ehe alle auf dem Schirm oder zumindest eingetreten sind. Technische Unterstützung kommt von denjenigen, die schon Übung haben. Immer wieder kommt Freude auf, wenn sich ein Neuankömmling im Bild zeigt. Plötzlich ist der Bildschirm geteilt. „Das ist irgendjemand mit einem Handy und 44% Akku“, analysiert Martin Naskowiak. Noch ein paar letzte Einstellungen, dann legt Nadine Schaefer los. Einige Spielerinnen haben ihre Matten auf der Terrasse ausgebreitet, andere im Wohnzimmer oder auf dem Dachboden. Unterarmstand, Sitestep, Kniebeugen und Vierfüßlerstand – der Start hat es in sich. Bei Diana Helmstedt freut sich der Hund über die sportlichen Bewegungen und macht freudig mit. „Wer ist denn das mit dem leeren Stuhl“, will Rückraumspielerin Anke Warnecke zum Videoausschnitt einer Mitspielern wissen. Keine outet sich. Weiter geht es mit Liegestütz. Danach folgt Bauchmuskeltraining. Zwei Klorollen müssen dabei abwechselnd über den Kopf und unter das Gesäß geführt werden. Wohl dem, der noch Reserve des derzeit heiß begehrten Zellstoffs hat. Kurze Pause dann vor den Hock-Streck-Sprüngen: Nadine Schaefer muss erst die Sportschuhe neu schnüren. Dann folgt das Hüpfen auf eine Stufe. Tanja Emme´s Terrassenabsatz scheint dafür ungeeignet. „Wenn ich das mache falle ich in die Scheibe“, sagt sie und wechselt kurzerhand an die Rutsche. Dem Nachwuchs sei Dank.
45 Minuten und 16 Übungen später erfolgt der Abpfiff. „Ich geh jetzt erst mal was Essen“, sagt Kathrin Naskowiak. Torhütern Sandra Kopytziok löffelt derweil schon ihr Müsli. „Wie kann ich denn hier eigentlich rausgehen? Es gibt gar kein Symbol“, fragt Nadine Schaefer in die Runde. „Nimm den roten Hörer“, ruft jemand in sein Mikrofon . Auch Trainerinnen lernen noch dazu. Dann steht der Abschied an. Erste Einheit geschafft und viel gelacht. Das nächste Training ist in zwei Tagen. Mit Kaltgetränken bewaffnet Prosten sich die Akteurinnen am Bildschirm zu. Irgendwie beruhigend: Das ist gefühlt so wie immer.
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