„Welche Aussicht für die neuen Kleinreaktoren?“
GROßGOLTERN (red). „Wissenschaftlicher Konsens ist, dass der GAU in Tschernobyl am 26. April 1986 der schädlichste nukleare Unfall und schlimmer als die anderen Nuklearkatastrophen in Fukushima, Japan (2011), Kyschtym, Russland (1957), Three Mile Island, USA (1979) und Windscale, England (1957) war. Menschliches Versagen in der Kraftwerksleitung und der Sowjetführung in Moskau waren verantwortlich. Nach dem GAU wurde Prypjat mit 50 Tausend Einwohnern evakuiert und später wurden ganze Dörfer in Gruben versenkt und zugeschüttet. Die 30-Kilometer-Zone um Tschernobyl ist für Zehntausende von Jahren nicht mehr zu bewohnen. Über fünf Millionen Menschen leben auch jetzt noch in Gebieten mit hoher Radioaktivität. Bis heute seien an den Folgen des Tschernobyl GAUs 1,4 Millionen Menschen gestorben und nur zehn Prozent der genetischen Schäden sind sichtbar, das dicke Ende komme noch, so der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz. „Bei Kindern, die zum Zeitpunkt des Unfalls zwischen null und fünf Jahren alt waren, ist das Leukämierisiko in den ersten elf Jahren nach dem GAU deutlich erhöht.“
Probleme der Atomkraft sind auch Uranabbau und Atommüll. Ein Bestandteil des hochradioaktiven Mülls ist Plutonium-239. Es dauert mehr als 24.000 Jahre, bis die Hälfte der radioaktiven Atome zerfallen ist. In unserem deutschen Atommüll wird die Radioaktivität erst nach 200.000 Jahren auf das Niveau von Natururan abgesunken sein. Der Normalbetrieb von AKWs birgt diese Gefahren. Das gilt auch für die neu entwickelten Kleinreaktoren SMR, die in großen Mengen extra für den riesigen Energiebedarf der Internetindustrie gebaut werden sollen. Und auch ökonomisch sind neue AKWs viel zu teuer. Der Strom aus SMRs – laut dem Bericht des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) – könnte 12 bis 20 Cent pro kWh kosten. Damit wird diese Stromerzeugung mindestens doppelt so teuer wie der regenerative Strom aus Solar und Wind. Die deutsche Politik sollte diese Fakten berücksichtigen und absolut Abstand auch von dieser Atomkraft nehmen – nur rechte Populisten reden von sinnvollen Innovationen. Aber die Wahrheit ist: Neben den horrenden Entwicklungskosten bis 2030 mit vielen Milliarden Euro und den Baukosten in Milliardenhöhe fehlen noch die Kosten der großflächigen Schäden beim Uranabbau und die ungelösten Probleme beim Atommüll“, so Frank Roth von der Ökostation.
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