Umsetzung des Digitalpakts: Verwaltung rechnet mit Geldsegen und viel Aufwand

Die Digitalisierung des schulischen Unterrichts soll voran kommen

BARSINGHAUSEN (red). Das Grundgesetz ist geändert, der Digitalpakt ist beschlossen: Zwischen 2019 und 2024 stehen im Land Niedersachsen insgesamt 523 Mio. Euro für eine bessere digitale Ausstattung der Schulen zur Verfügung. Doch wie kommt das Geld in die Deisterstadt und vor allem wann? „Wir rechnen damit, dass wir ab August 2019 die ersten Anträge beim Land stellen können“, berichtet Bürgermeister Marc Lahmann. Die Antragstellung erfolgt auf Grundlage einer Richtlinie, die das Land Niedersachsen aktuell erarbeitet. Gefördert werden im Rahmen des Digitalpaktes in erster Linie Maßnahmen zum Aufbau und zur Verbesserung der digitalen Vernetzung in den Schulgebäuden, die Einrichtung vom schulischem WLAN sowie Anzeige- und Interaktionsgeräte zum pädagogischen Betrieb wie beispielsweise digitale Tafeln und digitale Arbeitsgeräte, die schwerpunktmäßig für die technisch-naturwissenschaftliche Bildung eingesetzt werden können. „Unter bestimmten Voraussetzungen können auch mobile Endgeräte wie Tablets, Laptops oder Notebooks gefördert werden“, weiß Nadin Quest, Leiterin des Fachdienstes Schule, Sport und Kultur. Was genau in der Richtlinie stehen wird, ist jedoch noch nicht bekannt. „Fest steht bislang, dass die Antragstellung über die Stadt erfolgt und dass es für fast jede Schule einen Sockelbetrag in Höhe von 30.000 Euro geben wird“, so Bürgermeister Lahmann. Das übrige Finanzvolumen soll nach der Anzahl der Schülerinnen und Schüler verteilt werden. Die Berechnung des zur Verfügung stehenden Budgets erfolgt durch das Land. Der Schulträger soll bei der Beantragung der Mittel aus seinem Budget dann selbst entscheiden können, in welchem Umfang Mittel in welche Schule fließen. „Lediglich der Sockelbetrag ist unmittelbar an jede einzelne Schule geknüpft und kann nicht auf andere Schulen übertragen werden“, erklärt Nadin Quest. „Sobald uns die Förderrichtlinie vorliegt, gehen wir mit allen Beteiligten kurzfristig ins Gespräch, um das weitere Vorgehen mit den Schulen abzusprechen“, ergänzt der Bürgermeister.

Dennoch – die Verwaltung hat trotz des anstehenden Geldsegens auch Kritik an den Fördermitteln. „Zwar hat das Land zugesagt, auf einen zehnprozentigen Eigenanteil der Kommunen bei der Förderung von Maßnahmen im Rahmen des Digitalpaktes zu verzichten“, sagt Nadin Quest, „dennoch heißt das nicht, dass auf die Stadt keine weiteren Kosten zukommen werden.“ Beispielsweise hat sich das Land nicht zur künftigen Finanzierung der Administration der technischen Geräte und des WLAN an den Schulen geäußert. Vielmehr sollen die Kommunen dafür komplett aufkommen und vermutlich im Rahmen der Antragstellung nachweisen, dass der Schulträger die erforderlichen räumlichen und sachlichen Kapazitäten bereitstellen und sämtliche Folgekosten wie beispielsweise Betriebs- und Reparaturkosten übernehmen. Auch sei die Frage der Finanzierung der Endgeräte für das Lehrpersonal noch nicht abschließend geklärt. „Sofern das Land bei seiner Einstellung bleibt, dass die Schülerinnen und Schüler eigene digitale Endgeräte im Unterricht verwenden können und sollen, gibt es auch noch zahlreiche offene Fragen im Bereich des Datenschutzes“, fügt Bürgermeister Lahmann hinzu. Die Frage nach einer ausreichenden Breitbandversorgung stehe zudem auch noch im Raum. Insgesamt sieht sich die Verwaltung im Bereich der Digitalisierung aber gut aufgestellt. „Wir haben uns in diesem Schuljahr mit zwei Pilotschulen auf den Weg gemacht, das digitale Lernen auch in die Grundschulen zu bringen“, erläutert Nadin Quest. Die Grundschule Groß Munzel und die Ernst-Reuter-Schule sammelten derzeit ihre ersten Erfahrungen in diesem Bereich, sukzessive werden nun zeitnah die anderen Grundschulen mit WLAN und einigen Klassensätzen an mobilen Endgeräten ausgestattet. „Die weiterführenden Schulen arbeiten schon länger beispielsweise mit Laptop-Klassen“, so Bürgermeister Lahmann. Aber auch hier gebe es Bedarfe. Trotz der zahlreichen ungeklärten Fragen ist die Verwaltung motiviert, den Digitalpakt in der Deisterstadt bestmöglich umzusetzen. „Das sind wir unseren Schülerinnen und Schülern, aber auch den Lehrenden schuldig“, erklärt Bürgermeister Lahmann.

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