Umweltfreundliche Weihnachtsbäume: Welche Möglichkeiten gibt es?

REGION (red).

Foto: Helge May

Die meisten Weihnachtsbäume stammen aus Kulturen, die durch den massiven Einsatz von Düngern und Pestiziden die Umwelt belasten. Der NABU empfiehlt daher Bäume aus Durchforstungsmaßnahmen, von Sonderflächen oder ökologisch angebaute Weihnachtsbäume zu kaufen. In den kommenden Tagen werden wieder bis zu 25 Millionen junge Fichten, Kiefern und Tannen in Deutschland den Besitzer wechseln. Bezüglich ihrer Umweltverträglichkeit können die Weihnachtsbäume jedoch häufig nicht punkten: „Die meisten stammen aus artenarmen Kulturen, die durch den massiven Einsatz von Düngern, Schädlings- sowie Unkrautvernichtungsmitteln Boden, Grundwasser und Lebewesen belasten“, gibt Matthias Freter vom NABU Niedersachsen zu bedenken.

Fünf ökologisch bessere Alternativen: Bei Öko-Weihnachtsbäumen sollte man darauf achten, dass sie mit dem FSC-Siegel oder den Labeln der ökologisch arbeitenden Anbauverbände Bioland oder Naturland gekennzeichnet sind. Denn das garantiere, dass die zur Neupflanzung vorgesehenen Flächen für Weihnachtsbaum-Kulturen nicht massiv mit Pestiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch von Aufwuchs befreit werden. Auch später werden Konkurrenzpflanzen dort nicht durch chemische Bekämpfungsmittel kleingehalten. „Auf diese Weise werden nützliche Insekten geschont, die in der Lage sind, einem Schädlingsbefall wirksam entgegentreten zu können“, so Freter. Weihnachtsbäume aus Durchforstungsmaßnahmen oder von forstlichen Sonderstandorten, beispielsweise unter Strom- oder auf Leitungstrassen, sind ebenfalls umweltfreundlicher. Diese Bäume seien in der Regel unbehandelt und müssten sowieso gefällt werden. Bei Interesse kann man einen Durchforstungsbaum beim örtlichen Forstamt erhalten. Hierbei sei aber darauf zu achten, nicht zu weite Transportwege zurückzulegen: „Die Umweltbilanz eines unbehandelten Weihnachtsbaums, den man extra mit dem Auto aus einem zwanzig Kilometer entfernten Wald holt, fällt deutlich negativ aus“, erklärt Matthias Freter. Förster und Waldbesitzer bieten außerdem vielerorts die Möglichkeit, sich unter Anleitung seinen eigenen Weihnachtsbaum zu schlagen. Informationen dazu gibt es bei den Niedersächsischen Landesforsten.

Eine weitere Alternative sind Weihnachtsbäume im Topf, die nach den Feiertagen in den heimischen Garten gepflanzt werden können. Allerdings überleben einige Bäume den mehrmaligen Wechsel zwischen Topf und Boden nicht, daher ist ein guter Umgang wichtig: Bevor der Baum von Garten oder Balkon für die Feiertage ins warme Wohnzimmer umzieht, sollte er sich in Keller oder Garage akklimatisieren, damit er den Besuch im Warmen gut übersteht. Wer zudem regelmäßig gießt, den Baum hell und nicht direkt neben der Heizung aufstellt, erhöht die Überlebenschancen. Nach den Feiertagen braucht der Weihnachtsbaum einen kühlen, hellen und frostfreien Standort, bis er nach der Frostphase im Frühjahr wieder ins Freie oder in die Erde gepflanzt werden kann. Auch ein selbst gebastelter Weihnachtsbaum ist ein echter Hingucker: Hier geht’s zur Bastelanleitung. Will man den Einfluss auf die Umwelt noch geringer gestalten, kann man auch seine herkömmlichen Zimmerpflanzen festlich schmücken und zum Mittelpunkt eines besinnlichen Weihnachtsfestes machen.

Auf Plastikbäume und Weihnachtssterne verzichten: Von Plastikweihnachtsbäumen rät der NABU grundsätzlich ab, auch wenn der Trend dazu weiterhin anhält: Zum einen werden bei der Herstellung zahlreiche Chemikalien eingesetzt, zum anderen haben sie meist lange Transportwege hinter sich und eine schlechte Klimabilanz. „Plastikbäume mögen zwar länger halten, müssten aber mehrere Jahre bis Jahrzehnte genutzt werden, damit sich Herstellung und Transport amortisiert haben und sich die Bäume ökologisch rechnen“, so Freter. „Das ist allerdings selten der Fall, denn schnell sehen sie nicht mehr schön aus oder werden durch einen anderen ‚Stil‘ ersetzt. Dann landet der Plastikbaum auf dem Müll.“ Zudem warnt er vor ausdünstende Weichmachern und Flammschutzmitteln. Auch beim traditionellen Weihnachtsstern ist Vorsicht geboten: Dessen ökologischer Fußabdruck ist stark negativ, zum einen weil die Pflanze von Plantagen aus Mittel- und Südamerika stammt, und zum anderen weil die Symbolpflanze zur Weihnachtszeit in Torf kultiviert und angeboten wird. Zusätzlich muss der Weihnachtsstern mehrere Wochen in geheizten Gewächshäusern herangezogen werden, ehe dieser im Wohnzimmer aufgestellt werden kann. Weihnachtssterne sind zudem stark pestizidhaltig.

Früher war mehr Lametta: An die Weihnachtsbaum-Produzenten appelliert der NABU Niedersachsen, weiter stärker auf ökologische Kriterien zu achten. Es sei nicht zu verantworten, mit zu Schmuckzwecken gezüchteten Nadelbäumen die Umwelt und die Gesundheit von Menschen zu gefährden. Allerdings müsse auch der Verbraucher seine Ansprüche überdenken: „Den perfekten, gerade und dicht gewachsenen, rundum schön grünen Weihnachtsbaum gibt es kaum ohne chemische Behandlung“, so Freter. Wer seinen Weihnachtsbaum natürlich schmücken möchte, sollte zu Dekoration aus Nüssen, Holz, Stoffbändern, Papier, Stroh oder Bienenwachs greifen. Auch Essbares wie Plätzchen oder Obst steht dem Weihnachtsbaum gut. Schnee- oder Glitzersprays hingegen sollten nicht auf Weihnachtsbäumen landen, da Glitzer häufig aus PET besteht und sich dieses Mikroplastik in der Umwelt nur sehr langsam abbaut. Außerdem können Tannen mit Glitzerspray nicht kompostiert werden.

Foto: Helge May