Verein für Orts- und Familienkunde gestaltet Sendung der NDR-Plattenkiste

BARSINGHAUSEN/HANNOVER (red).

V.li.: Josef Nübel, Albert Wagener, Jens Krause und Harald Kemm

Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Am 23. Februar zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Josef Nübel, Albert Wagener und Harald Kemm mit Moderator Jens Krause über die Arbeit des Vereins für Orts- und Familienkunde in Barsinghausen. Albert Wagener ist „dienstältester Barsinghäuser“ mit seinen 77 Jahren. Sein Urgroßvater kam aus Sachsen, und dort gibt es leider keine Unterlagen mehr. Sein Großvater starb im 1. Weltkrieg in Polen, das Grab existiert noch, ist aber natürlich weit weg. Harald Kemm hat über seine Familie schon bis 1648 urkundlich nachgeforscht. Sein Familienstammbuch aus den 1930er Jahren erzählt viel. Die Familie kam aus dem Raum Karlsruhe, und im Badischen wurde schon immer viel Wert auf das Wissen über die Familie gelegt: Der erste nachgewiesene Vorfahre war Metzger, es gab viele Handwerker und Fuhrleute. Josef Nübel stammt aus dem Rheinland. Durch den Militärdienst 1967 kam er nach Luttmersen – und dort lernte er seine Frau kennen und zog schließlich nach Barsinghausen. Er liebt seine neue Heimat und die Ortsgeschichte mit dem alten Bergwerk, dem Kloster, dem Fußballverein. Mit Hilfe von Kopien der Barsinghäuser Kirchenbücher stellt Harald Kemm ein Ortsfamilienbuch zusammen. Er ist inzwischen im Jahr 1800 angelangt und baut das Wissen Stück für Stück auf: Heiraten, Geburten, Sterbefälle. Für alles gibt es einzelne Bücher. Die Daten gibt er in den Computer ein, wo sie dann zusammengeführt werden. Die alten Handschriften sind nicht immer leicht zu lesen, gibt er zu. So mancher Pastor musste seine Tinte selbst anrühren und dann mit einem Gänsekiel schreiben. Dank seiner Süterlin-Schriftkenntnisse aus der Schulzeit kommt Harald Kemm aber einigermaßen klar, auch wenn manches heute kaum noch entzifferbar ist. Vieles liegt im Dunkeln, das heißt: viel Arbeit wartet noch. Die Klostergeschichte ist noch nicht endgültig erforscht. Auch der Bergbau bringt viel. Barsinghausen bestand aus zwei Ortsteilen, die im 19. Jahrhundert zusammengelegt worden. Auf einer Webseite können sich Interessierte informieren. So kam kürzlich eine Anfrage aus Wyoming, erzählt Josef Nübel stolz. Dort lag ein Brief vor – von einem Großvater aus Nordgoltern. Nach vier Monaten intensiver Forschung kam ein Ergebnis zustande – Bibliotheken, Klöster, Kirchenbücher wurden dazu durchforstet. Es war viel Arbeit, doch die Kosten in Höhe von etwa 800 $ übernahm der Nachfahre in Wyoming gern. Solche Familienforschung ist nicht leicht. In Bibliotheken und Archiven in Bückeburg oder Hannover muss man sich anmelden. Außerdem ist die Suche dort auch mit Kosten verbunden. Albert Wagener digitalisiert sämtliche Ergebnisse. Inzwischen existieren schon mehr als 40 000 Eintragungen, auf die die Vereinsmitglieder zurückgreifen können. Von 1648 bis 1880 führten Kirchen die Bücher, dann übernahmen Standesämter, berichten die Gäste in der Sendung. Der Verein hat schon 53 Bücher und Broschüren herausgegeben, zum Beispiel über den Wurstfabrikanten Fritz Ahrberg, der in Egestorf geboren ist und dort Ehrenbürger war. Eine weitere Persönlichkeit war Baumeister August Voss, der auch Amtszimmermann, Amtsmaurermeister und Unternehmensgründer in Barsinghausen war. Etliche der Broschüren sind über die Homepage bestellbar: www.familienkunde-verein-barsinghausen.de. Als nächstes Thema soll es um „Hausschlachtung“ gehen. Auch Spitz- oder Bei-Namen sollen noch gesammelt und dann veröffentlicht werden.