„Kein fester Plan in der Schublade“: Wo es zum Streckenausbau kommt, ist noch völlig offen / Planer wollen Trassenkorridore 2022 festlegen / Rat und Verwaltung in Barsinghausen arbeiten weiter an Resolution
BARSINGHAUSEN (ta). Im Bundesverkehrswegeplan 2030 spielt auch die Schienenstrecke zwischen Hannover und Bielefeld eine wichtige Rolle für den anvisierten Deutschlandtakt der Deutschen Bahn. Ziele sind eine Modernisierung und kürzere Fahrzeiten. Im Calenberger und Schaumburger Land sowie in anderen Landkreisen gibt es seit Jahren Sorgen und Bedenken wegen des ICE-Trassenprojekts. Kommunen, Bürgerinitiativen und Wasserverbände fürchten massive Auswirkungen für bestehende Siedlungen und die Natur, sollte die viergleisige Trasse schnurgerade durch die Landschaft gebaut werden. Um mehr Details zum aktuellen Planungsstand in Erfahrung zu bringen, hatte die Barsinghäuser Verwaltung jetzt Carsten-Alexander Müller, Leiter des Bahnprojekts Hannover-Bielefeld, und DB-Mitarbeiter Volker Vorwerk digital in den Bauausschuss eingeladen. Im Rahmen der Verkehrswende in Deutschland gelte es, mehr für dem Klimaschutz zu tun, so Müller. Die Bahn sei das klimafreundlichste Verkehrsmittel, also wolle man mehr Fahrgäste und auch Güter transportieren. Hierfür sei der Deutschlandtakt entwickelt worden. Für das ICE-Projekt zwischen Hannover und Bielefeld sei die DB mit den Planungen beauftragt worden. Bis es zu einem Planfeststellungsverfahren komme, würden laut Müller noch fünf bis zehn Jahre vergehen. Erst einmal untersuche die Bahn den bestehenden Streckenbestand und prüfe zudem neue mögliche Trassenwege. In die Bewertung, ob ein Neu- oder Ausbau Sinn mache, würden insbesondere die räumlichen Widerstände, wie der Grundwasserschutz und bestehende Wohnbebauungen, als Kriterien einfließen. Im nächsten Schritt würden dann Grobkorridore und Trassenalternativen gesucht, erst danach würde ein Raumordnungsverfahren eingeleitet. Volker Vorwerk betonte, die Bahn habe noch keinen festen Plan in der Schublade, im Projektplenum und in Workshops strebe man einen engen Dialog mit der Region, den Kommunen und den Bürgerinitiativen an. Darüber hinaus sollten „Info-Märkte“ für die breite Öffentlichkeit stattfinden. Nach Abwägung aller Schritte und Gespräche werde die Bahn Vorschläge für einen Aus- oder Neubau der Strecke vorstellen, die Bereitstellung von Unterlagen für das Raumordnungsprogramm sei für das zweite Halbjahr 2022 vorgesehen, so Vorwerk. Carsten-Alexander Müller ging auch auf die anvisierte Fahrzeit von Hannover bis Bielefeld ein, diese solle möglichst bis zu 31 Minuten betragen – eine konkrete Anpassung müsse sich an den Raumwiderständen orientieren. Sein Planungsauftrag beinhalte hinsichtlich des Deutschlandtaktes feste Prämissen. Der Ausschussvorsitzende und Vorsitzende der Bürgerinitiative Munzel, Gerald Schroth, gab zu bedenken, dass die anvisierten 31 Minuten auch Spitzengeschwindigkeiten des ICE bis zu 300 Stundenkilometer beinhalten würden, was wiederum den Neubau einer nahezu geraden Strecke voraussetze. Vorwerk erklärte, alle Beteiligten sollten jetzt erstmal die Untersuchungen zur Bestandsstrecke abwarten. Die Bahn habe einen sehr großen Untersuchungsraum, um die 31 Minuten zu erreichen, eventuell könnten auch 34 Minuten Fahrzeit noch in den Takt passen. Und Müller ergänzte, die 300 Stundenkilometer seien wohl nur im äußersten Bereich nötig. Für das ICE-Projekt habe das Bundesverkehrsministerium Geld zur Verfügung gestellt, was man nun brauche, sei Zeit für vertiefende Untersuchungen und Gespräche. Bürgermeister Henning Schünhof sagte, die Aufweichung der bis dato feststehenden 31 Minuten stelle eine gewisse Beruhigung dar. Im Ausschuss waren sich die Politiker einig, dass das Projekt unbedingt verträglich für die Bürger vor Ort gestaltet werden müsse. Hinsichtlich einer Resolution des Rates wollen die Fraktionen und die Verwaltung nun bis zum nächsten Bauausschuss noch an exakten Formulierungen feilen, um die Position Barsinghausens zur ICE-Trasse klarzustellen. Inhaltlich wolle man auch weiterhin mit den Unterzeichnern der „Nenndorfer Erklärung“ an einem Strang ziehen. Außerdem soll das Bundesverkehrsministerium aufgefordert werden, explizit Stellung zur nötigen Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld zu beziehen.
Foto: ta-Archiv