Weil die Verwaltung neu prüft, ob ein Neubau oder eine Sanierung der Schule Sinn macht, gibt es nach wie vor erhebliche „Irritationen“ in der Ratspolitik
BARSINGHAUSEN (ta). Auch wenn die Verwaltung nicht müde wird, zu betonen, dass der Ratsbeschluss für einen Neubau der Lisa-Tetzner-Oberschule Gültigkeit hat und es zu keinen zeitlichen Verzögerungen durch eine erneute Prüfung von baulichen Modernisierungsvarianten komme, sind bestehende Zweifel in Teilen der Ratspolitik am Vorgehen der Verwaltung nicht wegzudiskutieren. Im gestrigen Schulausschuss erklärte die schulpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Westphal: „Ich bin tief irritiert, dass so lange nach dem Ratsbeschluss wieder über einen Erhalt des jetzigen Gebäudes diskutiert wird. Wir Grüne fühlen uns veräppelt, denn es war immer die Verwaltung, die vom mangelnden Brandschutz beim D-Trakt geredet hat.“ Wenn jetzt dieses „Fass wieder aufgemacht“ werde, sei nicht nur mit Verzögerungen zu rechnen, sondern es sei auch nicht klar, wer das neue Raumprogramm freigebe und was mit den Planungen für die Bert-Brecht-Schule passiere, kritisierte Westphal. Dem entgegnete CDU-Fraktionsvorsitzender Gerald Schroth, man sei voll im Zeitplan. Von der Verwaltung eingebracht worden seien lediglich die jetzt vorliegenden, neuen Erkenntnisse. „Die CDU redet die aktuelle Situation schön“, konterte SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann. An dem eindeutigen Beschluss des Rates, die LTS neu zu bauen und das Vorhaben auszuschreiben, gebe es nichts zu deuten. Und, so legte Westphal nach, die Verwaltung nenne auch keine Fakten, die den Ratsbeschluss in Frage stellen würden. Baudirektor Alexander Wollny unterstrich erneut, es gäbe neue Varianten zur Realisierung der neuen LTS. Wie berichtet, solle geprüft werden, ob ein kompletter Neubau des Schulgebäudes, eine Sanierung des D-Traktes oder ein Anbau an den Trakt Sinn mache. Diese Abwägung solle in Kooperation mit einem Architekt erfolgen. Mit einer Vorstellung der konkreten Pläne beziehungsweise einer Entscheidung sei bis Ende 2019 oder Anfang kommenden Jahres zu rechnen. In dem alten Gutachten, das als Basis für den Ratsbeschluss fungierte, hätten das jetzt vorliegende Raumprogramm sowie die Berücksichtigung des pädagogischen Konzeptes der LTS noch keine Rolle gespielt. Damit sei laut Wollny mit einem frühesten Baustart nicht vor Mitte des Jahres 2021 zu rechnen. Auch der 1. Stadtrat, Thomas Wolf, verteidigte eine Neuprüfung von verschiedenen Handlungsoptionen. Der bestehende Ratsbeschluss habe in erster Linie dem Willen Rechnung getragen, die Oberschule zu erhalten – und zwar am jetzigen Standort. Architektonische Verzögerungen hinsichtlich einer Umsetzung des Beschlusses lägen nicht vor, so Wolf, man wolle halt nur noch einmal genauer hinschauen.
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