Was passiert, wenn die Afrikanische Schweinepest Niedersachsen erreicht?

NIEDERSACHSEN (red).

Das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat die Grenze zu Polen überschritten und Deutschland erreicht. Der Verdachtsfall in Brandenburg wurde vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bestätigt. „Wir als deutsche Schweinehalter leben bereits längere Zeit mit der Befürchtung, dass die Afrikanische Schweinepest uns eines Tages erreichen wird. Wir hatten somit die Chance, uns intensiv auf die zu erwartenden Ereignisse einzustellen“, erklärt dazu Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. Seit 2014 tritt ASP in den baltischen Staaten und Polen auf, das Ministerium in Niedersachsen hat dazu eine Sachverständigengruppe eingerichtet. Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Handel haben zusammen mit den niedersächsischen Behörden Krisenpläne für den möglichen Seuchenausbruch ausgearbeitet und veröffentlicht, teilt der Landvolk-Pressedienst mit. „In vielen Bereichen wurden deshalb Vorbereitungen getroffen, und wir hatten die Möglichkeit die Erfahrungen anderer europäischer Länder in der Seuchenbekämpfung auszuwerten“, berichtet Ehlers. Mehrfach gab es ASP-Übungen, mit den zuständigen Behörden auf Landkreis- und auf Landesebene. Auch ASP-Übungen auf landwirtschaftlichen Betrieben haben wichtige Erkenntnisse geliefert. Infrastrukturen (z.B. für den Zaunbau) wurden geschaffen und Zuständigkeiten abgeklärt. Viele Landwirte haben Möglichkeiten genutzt, ihr wirtschaftliches Risiko über Versicherungen abzusichern, führt der Vizepräsident des Landesbauernverbandes aus. Weiterhin hat im August 2019 eine Übung der niedersächsischen Arbeitsgruppe Krisenpläne der Wirtschaft gezeigt, dass die Verbringung von Hausschweinen aus den eingerichteten „gefährdeten Gebieten“ zum Problem wird. Daraufhin wurde von der Arbeitsgruppe ein ASP-Früherkennungsprogramm gefordert, an dem Schweinehalter seit Anfang 2020 teilnehmen können. Ziel des Programms ist es, bei Ausbruch der ASP bei Wildschweinen Schweine weiterhin aus gefährdeten Gebieten zeitnah verbringen zu können. Was passiert beim ersten ASP-Fund in Niedersachsen? Was kommt auf den Landwirt zu? Was auf die Jäger? Wie kann eine Zusammenarbeit konkret aussehen? Diese und viele weitere Fragen wurden bei einem Live-Online-Seminar zur Afrikanischen Schweinepest geklärt, das vom Landvolk Niedersachsen, der Gesellschaft für Seuchenvorsorge (GESEVO) und der Landesjägerschaft Niedersachsen im März 2020 organisiert wurde. Der kostenfreie Zugang zur Videoaufzeichnung, zur Präsentation und zum Fragenkatalog des o.g. Webinars ist unter shop.akademie.vet/shop/product/die-afrikanische-schweinepest-gerustet-fur-den-ernstfall-387 zu finden. Über den Button „In den Warenkorb“ und nachfolgend „Zur Kasse gehen“ gelangen Sie zur Registrierung. Hilfestellung finden Sie hier: shop.akademie.vet/page/faq. „Mehr denn je kommt es darauf an, die Seuche nicht in unsere Stallungen zu bekommen. Hygienemaßnahmen müssen zum Schutz der eigenen Tiere, aber auch von Nachbarbetrieben konsequent eingehalten werden. Landwirtschaft und Jägerschaft sind gefordert Hand in Hand für eine Reduzierung der Wildschweinebestände zu sorgen, wo dies nicht bereits geschehen ist“, ruft Ehlers, der selbst Schweinemäster ist, seine Kollegen auf, ihre Biosicherheitsmaßnahem zu verstärken. Aber auch dem Verbraucher gilt der Appell, keine Lebensmittel wegzuwerfen. „Lebensmittel, wie Salami-Brote, sind nach wie vor eine große Gefahr, die ASP-Ausbreitung über große Entfernungen zu fördern. Wir dürfen nicht müde werden, darauf hinzuweisen“, fordert Ehlers und erinnert an die Autobahn-Flugblattaktionen, um Lkw-Fahrer und Urlauber für die Gefahr zu sensibilisieren. Aber auch die Situation der Fleischmärkte dürfe nun nicht von Handelspartnern ausgenutzt werden, um eigene wirtschaftliche Vorteile zu generieren, so Ehlers. „Hier ist Besonnenheit gefragt. Wir als Bauernverband setzen uns für regionalisierte Handelsbeschränkungen ein, die sich auf Problemgebiete beschränken und somit dem Risiko angepasst sind. Die Schweinehaltung ist für unsere Landwirtschaft ein wichtiges Standbein und muss es auch in diesen Zeiten bleiben“, zeigt Ehlers abschließend auf.

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