„Wie lange müssen die Schüler noch warten?“

Zur jahrelangen Entscheidungsfindung beim Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule hat Dagmar Täger einen Leserbrief geschrieben

BARSINGHAUSEN (red). „Meine Kinder haben die WSS und den dortigen Hort besucht und ich habe seit dem Schwelbrand von 2013 die Ratssitzungen um die Sanierung und den Neubau begleitet. Die Schüler warten endlos auf ihren schon lange erforderlichen Neubau und nun kommt mit der Rathauserweiterung wieder eine weitere Verzögerung ins Spiel. Es ist kaum nachvollziehbar, wie im Zeitalter von Digitalisierung, Telearbeit und Homeoffice urplötzlich solch ein erhöhter Bürobedarf für 44 Rathausbedienstete besteht. Dies entspricht nicht dem Trend des heutigen Arbeitslebens. Die Innenstadt/Fußgängerzone wird mit zusätzlichem Verkehr belastet. Für die Parkplätze der Rathausbediensteten wird eine Grundstücksfläche von mehreren hundert Quadratmetern benötigt. Ein Parkplatz hat einen Flächenbedarf von ca. 12 qm.Pro Schüler werden hingegen nur 5 qm Schulhoffläche vorgehalten. In dem Schulgebäude sollen eine Schul- und Stadtbücherei, eine multifunktional nutzbare Aula, eine Mensa, Rathausbüros, die Ganztagsbetreuungsowie im Außenbereich Schulhof, Spielplatz, Sportgelände (Bolzplatz) und Parkplätze untergebracht werden.Bei diesem umfangreichen Nutzungsbedarf ist die Frage, ob das vorhandene Grundstück überhaupt ausreicht. Der jetzige Baukörper schlängelt sich schmal auf dem Gelände entlang. Die neuen Baukörper werden eher kompakt und durch die 3 Vollgeschosse wuchtig. So wird der Mont Saint-Aignan-Platz mit seinem schönen geruhsamen Gebäudeensemble ein enormes Kontrastprogramm bekommen.Die Klosterkirche wird von der neuen WSS überstrahlt. Sehr schade, dass die Verwaltung die starke Bürgerbeteiligung bei der Ratssitzung vom 14.02.2019 bereits vergessen hat. Damals haben die Bürger schon zum Ausdruck gebracht, wie wichtig ihnen der Platz und die schonende Bebauung dort sind. Schon jetzt ist das Grundstück mit dem 2,5 zügigen Schulgebäude ausgereizt. Die neue Schule soll 4-zügig werden und dazu kommen die vielen Nutzungsmöglichkeiten. Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, kann es mit der Bebauung nur in die Höhe und in die Breite gehen und das auf Kosten der Schüler.Zudem wird bei der Nutzfläche der Schüler (Ganztagsbetreuung, Spielplatz, Schulhof, Bolzplatz) gespart, um zusätzlich dort noch die Rathauserweiterung unterzubringen.Der jetzige Hort hat deutlich mehr Fläche als der Neubau mit lediglich 160 qm für ca. 400 Schüler (Vollauslastung). Die Anforderungen der Schüler stehen bei dem Schulneubau im Focus und nicht irgendwelche Kompromisse. Dieser Raum ist den Schülern vorbehalten. Es ist ihr Rückzugsraum und ihre Identität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rathausbedienstete gerne in der Geräuschkulisse einer Grundschule arbeiten möchten. Zur Rathauserweiterung gäbe es sinnvollere Möglichkeiten. Wenn das Wasserwerk neu gebaut wird, könnten die Stadtwerke ihre Büroräume dort hin verlegen und die Liegenschaft in der Poststraße stände für die Rathauserweiterung zur Verfügung. Ich appelliere an die Ratsfrauen/herren hier eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Seit dem Gutachten von 2009 steht fest, dass die WSS marode ist und etwas passieren muss. Wie lange müssen die Schüler noch warten? Die Verwaltung ist immer wieder kreativ, setzt sich über bestehende Ratsbeschlüsse hinweg und verzögert mit immer neuen Ideen.“

Dagmar Täger, Barsinghausen

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