Wie totes Holz und anderes Biomaterial neues Leben spendet

REGION (red).

Foto: NABU/Kerstin Kleinke

Eine klitzekleine private Serengeti kann im Garten entstehen, wenn etwas mehr ‚Unordnung‘ zugelassen wird. Die kalte Jahreszeit kündigt sich an, den Novembernebeln folgen die Nachtfröste. Eine Zeit, in der viele Menschen daran gehen, den Garten aufzuräumen. Da wird gefegt, gesaugt, gekratzt, zusammengeharkt, abgeschnitten, gehäckselt, gemulcht. Dass dadurch manchmal zu viel des Guten getan wird, dürfte weniger bekannt sein. „Denn das aus Hecken und Bäumen herausgeschnittene oder gesägte Totholz kann ein wahrer Segen für viele Tierarten sein“, erläutert Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen. Äste, die in einer ruhigen Ecke des Gartens zu einem Haufen aufgestapelt werden, sind wahre Archen. Darin finden in der kalten Jahreszeit Insekten Unterschlupf: Marienkäfer ziehen sich in das davon abfallende welke Laub zurück, viele andere Wirbellose finden ebenfalls Verstecke, um den Winter in einer kleinen Nische zu überstehen. Und vielleicht kommt sogar der eine oder andere Igel noch schnaufend vorbei, um sich einen Überwinterungsplatz zu suchen, falls er dies noch nicht getan hat. Und im kommenden Frühjahr kann solch ein Totholzhaufen wunderbare Brutmöglichkeiten für Rotkehlchen und Co bieten.

„Wichtig ist dabei jedoch, dass solche – nennen wir sie mal – Bruthaufen an geschützten Ecken des Gartens liegen, etwa angegliedert an Heckenbereiche oder nahe Baumbestände, oder auch an Mauern oder begrünten Zäunen“, erläutert Wohlers. „Es ist also aus Sicht des NABU Niedersachsen allemal besser, Äste und Zweige im Garten einzusetzen, als sie durch den Häcksler zu schieben oder in die Biotonne zu stecken.“ Ähnliches gelte für Laub, das für den Boden ein wahrer Segen ist. „Laub schützt den Boden und seine Lebenswelt, es verhindert dessen Austrocknung, bildet Humus, da es durch Würmer und viele andere Wirbellose abgebaut werden kann und ist Lebensraum für zahllose Arten – auch zur Überwinterung“, erklärt Wohlers.

Halme von Stauden, Gräsern und anderen Gewächsen, die nun abgestorben sind, sollten zumindest in einer gewissen Anzahl in einem naturnahen Garten über den Winter stehen gelassen werden. „In ihnen befinden sich in nicht geringer Zahl die Larven von vielen Insektenarten“, sagt Wohlers, der rät, diese bis zum April stehen zu lassen. „Für viele Vogelarten sind solche Halme und Stängel außerdem eine Art ‚Büffet‘, sie wissen um die Larven darin. So lassen sich spannende Vogelbeobachtungen im Garten machen. Ein schöner Nebeneffekt, gerade für Vogelfreunde.“ Grobe Hölzer, die beispielsweise nach Baum- und Strauchfällungen anfallen, können ebenfalls im Garten zum Segen von Tieren verwendet werden: Aufgeschichtet oder aufgestellt – an möglichst sonnigen Plätzen – fällt ihnen vielleicht eines Tages eine willkommene Funktion als Insektenquartier zu. „Und wenn es das richtige Holz ist und hier fachgerecht Gänge hineingebohrt werden, können sie eines Tages Wildbiene & Co zum Ablageort der Eier werden“, sagt Wohlers. „Aus den Eiern entwickeln sich neue faszinierende Wildbienen, oft echte Farbwunder“, macht der NABU-Aktive Vorfreude auf das kommende Gartenjahr.

Foto: NABU/Kerstin Kleinke