Wütende Arbeitnehmer von Federal Mogul demonstrieren gegen „kaltschnäuzigen“ Schließungsplan

Geschäftsleitung will Produktion am Barsinghäuser Standort mit 171 Beschäftigten dicht machen / Bürgermeister Schünhof appelliert an soziales Gewissen / Betriebsrat und IG Metall legen Konzept für Weiterbetrieb vor

BARSINGHAUSEN (ta). Mit großer Wut im Bauch hatte die Arbeitnehmerseite hinsichtlich des von der Schließung bedrohten Federal Mogul-Werkes in Barsinghausen heute zu einer Demonstration auf den Thie eingeladen. Laut Gewerkschaftsvertreter Martin Spengler von der IG Metall habe sich die Geschäftsleitung bisher in den Gesprächen kaum bewegt und halte am Schließungsplan für Ende diesen Jahres fest, obwohl der Betriebsrat und die IG Metall gangbare Vorschläge für einen Sozialplan für die 171 Beschäftigten und einen teilweisen Weiterbetrieb vorgelegt hätten. „Unser Konzept beinhaltet, dass ein Teil der Belegschaft weiterarbeitet und Einsparungen am Barsinghäuser Standort in Höhe von drei Millionen Euro. Bis jetzt hat der Arbeitgeber aber kein verhandelbares Angebot auf den Tisch gelegt.“

Der Vorsitzende des Betriebsrates, Özkan Turan, sagte, man könne hier die Ventilproduktion nach 66 Jahren nicht einfach im Vorbeigehen beenden, darüber müsse gesprochen werden. Mittelfristig könne der Standort erhalten werden, umso größer sei das Entsetzen über die drohende Schließung. Während in anderen Werken von Federal Mogul die Beschäftigten vor Arbeit untergingen, gehe es hier der Geschäftsführung und dem amerikanischen Mutterkonzern offensichtlich nur um die Abwicklung des Werkes. Dieses Verhalten nannte Turan asozial. Der Betriebsrat bleibe weiterhin gesprächsbereit und werde um die Arbeitsplätze kämpfen.

Bürgermeister Henning Schünhof versicherte den FM-Beschäftigten die Solidarität der Stadtgesellschaft zu. Es sei schade, dass die Ideen der Arbeitnehmerseite bei der Geschäftsleitung nicht fruchten würden. Es sei unverständlich, dass das soziale Gewissen ausgeblendet und nicht auf den Betriebsrat eingegangen werde. An den Arbeitsplätzen hingen Schicksale und Familien, daher hoffe er, dass doch noch Bewegung in die Verhandlungen komme und eine Lösung gefunden werde, so Schünhof.

Die Landtagsabgeordnete, Claudia Schüßler, betonte, Betriebsrat und Gewerkschaft hätten aufgezeigt, dass eine Umstellung der Produktion möglich sei. Das Verhalten der Geschäftsführung sei eine riesen Sauerei, so Schüßler, die weiterhin die Hilfestellung der Politik anbot.

Martin Spengler sagte, die Geschäftsleitung betreibe das Projekt Werksschließung mit äußerster Kaltschnäuzigkeit, während die Menschen tunlichst bis zum letzten Tag arbeiten sollten. Das sei Kapitalismus. Der Gewerkschafter warf dem Management von Federal Mogul zudem vor, hinsichtlich einer Neuausrichtung der Produktion über Jahre gepennt zu haben. Hier werde nicht nur mit den Ängsten der Beschäftigten vor Ort gespielt, sondern man setze auch die Zukunft aller 1100 Arbeitsplätze bei Federal-Mogul Valvetrain in ganz Deutschland aufs Spiel. Heute treffen sich die Arbeitnehmervertreter und die Geschäftsleitung zu weiteren Verhandlungen.

Fotos: ta