BARSINGHAUSEN (red).
Vom 19. bis 23. Februar befindet sich die jüdische Zeitzeugin Henriette Kretz in Barsinghausen. Sie wird mit Schülerinnen und Schülern der Goetheschule KGS Barsinghausen am 20. Februar und des Hannah-Arendt-Gymnasiums am 22. Februar ins Gespräch kommen, um über ihre Kindheitserlebnisse in der NS-Zeit zu sprechen. Die reale Begegnung mit Zeitzeugen ermöglicht einen viel konkreteren und direkten Einblick in das Leben der Menschen während der NS-Zeit. Kretz wird 1934 in der heutigen Ukraine geboren. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 beginnt eine Odyssee der Familie. Sie fliehen nach Lemberg und nach Sambor. 1941 werden sie aus der Wohnung vertrieben, um in einem jüdischen Ghetto zu leben. Immer wieder versteckt sich die Familie, bis 1944 die Eltern von Henriette Kretz vor ihren Augen erschossen werden. Sie selbst kann sich in einem Nonnenkloster verstecken und überlebt den NS-Terror. Als einzigen Überlebenden der Familie findet sie einen Onkel, der mit ihr nach Antwerpen zieht. Nach ihrem Schulabschluss studiert Henriette Kretz Kunstgeschichte und wird Lehrerin. Sie ist Mitglied des polnischen Vereins „Kinder des Holocaust“, dem Juden angehören, die im Versteck die NS-Zeit überlebt haben. In dem Buch „Willst du meine Mutter sein?“ hat sie ihre Geschichte niedergeschrieben. Darüber hinaus engagiert sie sich auch im Maximilian-Kolbe Werk, das ehemalige KZ und Ghettohäftlinge finanziell unterstützt und Zeitzeugen nach Deutschland einlädt. Durch die Gespräche mit Zeitzeugen werden Zeichen gesetzt gegen Gleichgültigkeit und Vergessen. Vor allem in der jetzigen Zeit, in der Rechtsextremismus und Antisemitismus wieder eine Bedrohung für unsere Gesellschaft darstellen und aktueller denn je sind. Wenn zukünftige Generationen sich verpflichtet fühlen, den Gefahren für Menschenwürde und Demokratie entgegenzuwirken, dann ist ein wichtiges Lernziel erreicht.
Bild: FBL Gesellschaft