Region Hannover: Genehmigung für Großkaliber-Schießstand wird nicht widerrufen

Bei der heutigen Bürgerinformationsveranstaltung mit über 100 Kritikern, der Stadt, Vertretern des Schützenvereins und der Region Hannover wurde heftig gestritten und wenig erreicht

V.li.: Mark Herrmann (Region Hannover), Stadtrat Thomas Wolf, Karl-Heinz Horenburg, Vorsitzender des Schützenvereins und sein Stellvertreter Neugebauer

BARSINGHAUSEN (ta). Heute fand zum Thema Schießlärm durch den Schützenverein für Groß- und Kleinkaliberschießen die mit Spannung erwartete Bürgerinformationsveranstaltung statt. Wesentliche Ergebnisse der Diskussion vor über 100 Kritikern sind, dass die Region Hannover als Genehmigungsbehörde aufgrund von vorgenommenen Messungen keinen Grund für einen Widerruf des Schießsportbetriebs sieht und dass der Verein eventuelle Dämmmaßnahmen in Aussicht gestellt hat, sofern er die nötigen finanziellen Mittel zusammenbekommt.

Rund 120 Bürger hörten sehr genau hin, als zunächst Mark Herrmann, Leiter des Teams Immissionsschutz der Region, die rechtlichen Rahmenbedingungen erläuterte. Es handele sich um ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren, für das keine Beteiligung der Öffentlichkeit notwendig gewesen sei. Unter Einbeziehung der Stadt, die für das Bau- und Planungsrecht zuständig sei, sei nach der Ermittlung des vom Schießbetrieb ausgehenden Lautstärkepegels im Rahmen des Bundesimmissionsverfahrens und unter Berücksichtigung eines vom TÜV-Nord erstellten Schallschutzgutachtens die Betriebsgehmigung am 28. September erteilt worden. Es sei dann, so Herrmann weiter, am 29. November die waffenrechtliche Erlaubnis an den Schützenverein erteilt worden und am 17. Januar sei dann der Schießbetrieb aufgenommen worden. Vorgegeben seien Trainingszeiten und eine maximale Tagesschusszahl. Als maßgeblichen Messpunkt für die Immissionen sei die Straße Obere Mark als Wohngebiet ausgewählt worden. Messungen im Bereich des Tierheims habe man aufgrund von Forstarbeiten nicht durchführen können. „Wir haben nichts zu beanstanden, zuletzt sind 45 Dezibel gemessen worden, daher wird die Region Hannover die Genehmigung für den Schießstandbetrieb auch nicht widerrufen“, betonte Herrmann. Schon zu diesem Zeitpunkt der Diskussion kochten die Gemüter der Zuhörer hoch und es gab Zwischenrufe. Hätte die Stadt nicht einschreiten können oder müssen, fragte eine erboste Anwohnerin. Dazu sagte Tobias Fischer, Baudirektor der Stadt, wenn die nötigen Vorgaben erfüllt seien, könne die Stadt den Schießbetrieb nicht verwehren. Berücksichtigt worden sei dabei auch, dass der Schießstand in einem Landschaftsschutzgebiet schon vorhanden gewesen sei. Das Bauamt habe also keine Probleme vorhersehen können, so Fischer. Kritiker warfen der Stadt daraufhin vor, dass die ehemalige Schützengesellschaft Barsinghausen ’05 lediglich mit Kleinkaliber geschossen habe, der Hannoveraner Verein aber mit Großkaliber schieße. „Kann die Stadt durch ein verändertes Ortsrecht jetzt noch Einfluss nehmen“, fragte SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann. „Nein“, antwortete Fischer, denn es gelte Bundesrecht. Jetzt prasselten die Beschwerden aus dem Publikum nur so: Großkaliberschießen gehöre in die Halle, meinte Berthold Kuban.

Verschiedene Vertreter des Polizeihundesportvereins Kirchdorf (PHV), des Tierschutzvereins und mehrere Anwohner bemängelten immer wieder, dass die vorgenommenen Messungen beim Schießen mit Kleinkaliber erfolgt seien, dass Hunde durch den Lärm extrem gestört seien und dass man ein Anrecht auf Ruhe habe, wenn man am Wald wohne. „Machen Sie das Ding dicht, so dass wir den Lärm nicht mehr hören“, forderte ein anderer Bürger den Vorsitzenden des Schützenvereins, Karl-Heinz Horenburg, auf. Andere Stimmen forderten die Stadt auf, Dämmmaßnahmen für den Schießstand so schnell wie möglich zu genehmigen.

SV-Vorsitzender Horenburg räumte ein, dass man ein solches Ausmaß an Empörung nicht habe vorhersehen können. Deshalb habe man die eigenen Schießtermine schon mit dem PHV und der Deister-Freilicht-Bühne abgesprochen und das Schießen mit Großkaliber wegen der Beschwerden eingeschränkt. „Wir suchen einen Konsens und wollen eventuell die Anlage nachbessern und abdämmen. Dafür sind wir bemüht, die notwendigen Gelder zusammen zu bekommen und hoffen auf einen möglichen Förderzuschuss vom Landessportbund. Erst muss der Verein aber die entstehenden Kosten ermitteln“, so Horenburg. Man werde aber auch zukünftig dem eigenen Hobby nachgehen, unterstrich er. Der 1. Stadtrat, Thomas Wolf, wiederum stellte sich zum einen klar vor die Mitarbeiter der Stadt. Diese hätten das bestehende Schallschutzgutachten beachtet und keineswegs „gepennt“. Ferner sollte es allen Beteiligten jetz um einen Interessensausgleich gehen. Dazu sollten weitere Gespräche zwischen den Anwohnern, den betroffenen umliegenden Vereinen, dem Schützenverein und den Behörden folgen, sagte Wolf.

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