200 Menschen erinnern mit Gottesdienst und der Enthüllung einer Gedenktafel für die ehemalige Synagoge an den 80. Jahrestag der Reichskristallnacht

Bürgermeister Marc Lahmann mahnt zur Wachsamkeit wegen der antisemitischen Anfeindungen und antijüdischen Alltagsdiskriminierungen 

BARSINGHAUSEN (ta). Anlässlich des 80. Jahrestags der Reichskristallnacht von 1938, aber auch wegen des aufkeimenden Antisemitismus in der heutigen Bundesrepublik fand heute Abend in Barsinghausen eine besondere Gedenkveranstaltung statt. Zunächst fanden sich rund 200 Menschen zu einem von Schülern des Hannah-Arendt-Gymnasiums, der Lisa-Tetzner-Schule, der KGS-Goetheschule, der Bert-Brecht-Schule, Pastorin Uta Junginger und den Hauptkonfirmanden der Mariengemeinde gestalteten Gottesdienst in der Klosterkirche ein. Hier verlas der Vorsitzende der Siegfried-Lehmann-Stiftung, Bernd Steger, die Namen der jüdischen Opfer aus Barsinghausen, die im Zuge des nationalsozialistischen Terrors ermordet wurden. Im Anschluss zogen die Teilnehmer mit Kerzen zum Durchgang zwischen der Marktstraße und Volkers Hof, wo sich ab Anfang der 20er Jahre die ehemalige Synagoge befand, um dort eine Gedenktafel zu enthüllen und Kränze niederzulegen. Älteste Zeugnisse jüdischen Lebens sind mit Beginn des 18. Jahrhunderts belegt. 1925 zählten noch 62 Personen zur jüdischen Gemeinde. Am 9. November drangen Nazis in das Gebäude ein und zerschlugen das Mobiliar. Die Menschen jüdischen Glaubens flohen entweder in Ausland oder wurden deportiert und ermordet; eine jüdische Gemeinde in Barsinghausen gab es nicht mehr. Das Gebäude selber bestand noch bis 1984 und wurde zuletzt als Lager genutzt. Bürgermeister Marc Lahmann betonte in seiner Ansprache, die Zerschlagung jüdischen Lebens in Barsinghausen erfülle mit tiefer Trauer und Scham. Aufgrund der jüngsten antisemitischen Anfeindungen und wegen der Alltagsdiskriminierung gelte es aufmerksam und wachsam zu sein. Wichtig und gut sei es daher, dass heute insbesondere so viele junge Menschen an die Gräueltaten erinnerten. Abschließend wurden die Kränze und in jüdischer Tradition auch kleine Steine niedergelegt.

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