BUND-Veranstaltungen thematisieren den Natur-, Gewässer- und Trinkwasserschutz in Barsinghausen

BARSINGHAUSEN (red).

BUND-Vorsitzender Frank Roth lädt ein.

Der Sprecher der BUND-Ortsgruppe Barsinghausen, Frank Roth, lädt zu folgenden Veranstaltungen ein: „BUND on Tour“ – ab Mai/Juni wollen wir auf kleinen Radtouren besondere Stellen, Flächen und Gebäude in Barsinghausen besuchen, die Anlass zum Nachdenken und zur Diskussion geben: Sei es, dass ein Fortschritt im Naturschutz oder bei der Bekämpfung des Klimawandels zu besehen ist oder dass es um ungelöste Probleme in solchen Bereichen geht. Es wird dann jeweils an Wochenenden ein Termin für eine kleine Exkursion per Rad vorgegeben, die ein bis zwei Stunden maximal dauern kann.  Auch diese Vorhaben richten sich nach den dann aktuellen Corona-Bedingungen. Einige für mich spannende Themen wären: Industrie- und Gewerbebebauung bei BBM und Erweiterungsflächen für Gewerbetriebe bis zum Bullerbach – wo bleibt der Naturschutz? Industriestandort Groß Munzel – endlose Ausbreitung? Vergleich Barsinghäuser Steingärten – mit Naturgärten in der Stadt. Unsere Bäche – wie geht es ihnen?

Gewässer- und Trinkwasserschutz:  Im vergangenen  Jahr haben sich wesentliche Neuigkeiten ergeben! So begrüßte der BUND Niedersachsen das Vorhaben der EU-Kommission, die Wasserrahmenrichtlinie zu erhalten – Niedersachsen muss handeln: „Zur Erreichung der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie sehen wir in Niedersachsen noch dringenden Handlungsbedarf, insbesondere für die Artenvielfalt in unseren Gewässern“, betont Vera Konermann am 24. Junin 2020, Gewässerreferentin des BUND Niedersachsen. „Gewässerschutz und Erhalt der biologischen Vielfalt muss zukünftig besser aufeinander abgestimmt werden, damit unsere Flüsse und Bäche wieder wichtige Lebensadern für viele seltene Tier- und Pflanzenarten werden.“ Unsere eigenen „Hausbäche“ sollten wir auch im Blick haben. So war es gut, dass aufmerksame Spaziergänger am Wochenende die Grünfärbung des Bullerbaches gleich der Polizei gemeldet hatten – es war aber zum Glück wohl nur eine Folge der Algenblüte im Oberlauf. Die Wasserqualität eines Baches messe ich gerne mit der Untersuchung der Kleinstlebewesen, sie geben einen Langzeit-Hinweis auf die Gewässergüte, die von unbelastet bis übermäßig stark verschmutzt beschrieben werden kann. Für unser Trinkwasser gilt seit 12. Januar 2021 die neue EU-Trinkwasserrichtlinie mit der besonderen Beachtung von Arzneimittelrückständen (Schmerzmittel, Antitrheumatike, Hormonpräprate, Antiepileptika, Betablocker, Lipidsenker, Röntgenkontrastmittel.,..) und anderen neuartigen Verschmutzungsstoffen wie Mikroplastik u.a:  Das Grundwasser muss insbesondere vor Arzneimitteleinträgen geschützt werden, weil dadurch wegen des sehr langsamen Abbaus oft erhebliche Risiken vorliegen können. Häusliche Abwässer sind die Haupteintragsquelle von Arzneimittelrückständen in den Wasserkreislauf. Die Wirkstoffe werden im Hinblick auf effektive Wirkungen im Körper auf Stabilität optimiert. Deshalb werden sie im Stoffwechsel nicht vollständig abgebaut, sondern in unterschiedlichem Maße mit Urin und Fäkalien ausgeschieden. Im Abwasser werden sie in den Kläranlagen nur teilweise abgebaut, im Klärschlamm adsorbiert oder im gereinigten Abwasser in die Oberflächengewässer abgeführt. Diese Abläufe von Kläranlagen in kleine und mittelgroße Gewässer können besonders bei Niedrigwasser, also auch bei den Hochsommerlagen, zu deutlichen Belastungen der Gewässerfauna führen. Der Übergang ins Grundwasser hängt von den örtlichen Bodenverhältnissen ab. Bei sandigen Böden z. B. in Berlin oder im Hessischen Ried sind schon zu hohe Konzentrationen im Grundwasser gemessen worden, die sich von den zugehörigen Oberflächengewässern kaum unterscheiden. Auch sind Lecks im Kanalisationssystem ein wichtiger Eintragspfad ins Grundwasser. (Nach Hans-Joachim Grimmelt vom Bundesarbeitskreis „Wasser“ des BUND).

Wie empfindlich unser Grundwasser ist, haben wir bei der Mecoprop-Affäre Anfang der 90er Jahre kennenlernen müssen: Dieses Ackergift war im Bereich Barsinghausen entweder durch die Landwirtschaft oder durch Kleingärtner ausgebracht und dann im Grundwasser vorhanden. Damals mussten ca. 100 Peilbrunnen rund um das Wasserwerk gebohrt werden, um die Belastung des Grundwassers mit dem Pflanzenschutzmittel Mecoprop zu erfassen. Noch heute wird Grundwasser zur Sicherheit abgepumpt und oberflächlich abgeleitet. Mecoprop ist zwar schon lange verboten, aber das Kontaktherbizid Bentazon hingegen ist immer noch gegen Unkräuter in der Landwirtschaft im Einsatz. Seine Konzentration und die weiterer Pestizide muss immer noch regelmäßig kontrolliert werden. Jedes Trinkwasserwerk in der EU ist also aufgefordert, zusätzlich auch die neuartigen Verschmutzungen technisch auszusondern, damit diese Stoffe nicht ins Trinkwasser gelangen können. Für unseren geplanten Neubau in Eckerde bedeutet das eine neue fachliche Überprüfung, ob die gewählte Technik diese Anforderungen erfüllt! Denn bei den erheblichen Kosten von mindestens 18 Millionen Euro und der zu erwartenden Preissteigerung für jeden Haushalt soll der Barsinghäuser Bevölkerung ein wirklich reines Trinkwasser für Jahrzehnte gesichert geliefert werden. Ein Umbau bereits nach wenigen Jahren muss unbedingt vermieden werden.“

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