Nadelhölzer weichen dem ursprünglichen Urwald von morgen: Den Rest übernimmt die Natur selber

Förster stellen am Hohenstein im Süntel eine möglichst naturbelassene Ausgangssituation her

REGION (red). Im „Urwald von morgen“ auf dem Hohenstein beginnen die Niedersächsischen Landesforsten mit Waldarbeiten. Ziel der Arbeiten ist es, die im Gebiet natürlicherweise nicht vorkommenden Nadelbaumarten wie Fichte, Lärche und Douglasie zu entnehmen. Hierdurch soll eine möglichst naturnahe Ausgangssituation geschaffen werden, bevor die Försterinnen und Förster den Wald sich selbst überlassen. Roman Spenner, Leiter der Försterei Hohenstein im Forstamt Oldendorf, erklärt die Maßnahmen, mit denen bereits begonnen wurde: „Wir lassen Fichten, Lärchen und Douglasien entnehmen. Die entstehenden Lücken werden die natürlicherweise vorkommenden Laubbaumarten, allen voran die Buche, schnell wieder schließen. Ab dann übernimmt die Natur die Waldentwicklung.“ „Die Buche hat im Weserbergland optimale Wuchsbedingungen und wird die kleinen Lücken schnell schließen.  Sie kommt mit wenig Licht zurecht und hat damit einen entscheidenden Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Baumarten“, ergänzt Heiko Brede, Förster für Naturschutz und Waldökologie. Perspektivisch werden sich auch die jetzt bearbeiteten Flächen zu Buchenwäldern entwickeln, die schon jetzt den hohen naturschutzfachlichen Wert des Hohensteins bestimmen: „Die Buchenwälder im Hohenstein sind schon jetzt sehr strukturreich und binden bei natürlicher Entwicklung mit Alters und Zerfallsphase etwa 11.000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten an sich“, erklärt Spenner.

Hintergrund: Der Hohenstein ist eines der größten Waldgebiete außerhalb des Nationalparks Harz, das die Niedersächsischen Landesforsten der natürlichen Entwicklung überlassen. Auf diesen ca. 10% (33.000 Hektar) der Waldfläche der Landesforsten verzichten die Försterinnen und Förster auf Pflegemaßnahmen und die Holzernte. So bleibt der Wald der natürlichen Entwicklung überlassen, sodass sich über lange Zeiträume Waldstrukturen entwickeln, wie sie für Urwälder typisch sind und wie sie in bewirtschafteten Wäldern naturgemäß kaum vorkommen. Diese „Urwälder von morgen“ bieten speziell auf diese Strukturen angewiesenen Arten einen Lebensraum und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz und Erhalt der Biodiversität.

Fotos: Niedersächsische Landesforsten (1) / ta (9)