Es gibt keinen Hochwasserplan und laut Verwaltung ist Barsinghausen auch kein Risikogebiet

Klimawandel verstärkt die Anforderungen für Fließgewässer / Rückhaltebecken würden bei extremen Starkregenereignissen überspült 

BARSINGHAUSEN-ORTSTEILE (ta). Ist Barsinghausen für zunehmende Wetterextreme im Zuge des sich verstärkenden Klimawandels gerüstet? Besteht Handlungsbedarf hinsichtlich der sich häufenden Starkregenereignisse und was passiert eigentlich im Ernstfall? – Zu diesen Fragen erstatteten Stefan Recht von der städtischen Bauverwaltung und Jannik Sandner vom Unterhaltungsverband 53 im Bauausschuss jetzt Bericht. Für den Bereich Niederschlagswasser seien die Stadtentwässerung, die Stadt und der UHV 53 zuständig, zudem rückten in „Störfällen“ auch die Feuerwehren aus, um Wasserschäden zu beheben und von Schlamm bedeckte Straßen wieder befahrbar zu machen, sagte Recht. Das Netz der Regenwasserkanäle erstrecke sich in Barsinghausen über rund 180 Kilometer, eine Sanierung der Kanäle erfolge je nach Zustand und Bedarf. Darüber hinaus würden die bestehenden Regenrückhaltebecken einmal pro Jahr bemäht und in einigen neuen Bebauungsplänen werde die Berücksichtigung von zusätzlichen Rückhaltebecken schon einbezogen. Eine Starkregenrisikokarte gebe es für Barsinghausen nicht, da die nötige Software fehle. Eine solche Karte wäre aber nützlich, um frühzeitig Maßnahmen festlegen und ergreifen zu können. Auch verfüge Barsinghausen nicht über spezielle Schutzmaßnahmen, wie Deiche, Sandsäcke oder Schutzanlagen. Recht schlug daher die Erstellung einer Starkregenrisikokarte und die Etablierung von mobilen Schutzanlagen vor. Er gab auch zu bedenken, dass bei sehr intensiven und seltenen Regenereignissen auch die bestehenden Rückhaltebecken überlastet und überspült werden würden. Insgesamt würden die Gewässer in Barsinghausen allerdings nicht als besonders risikobehaftet eingestuft, viel gefährdeter sei hier eher der Raum Hannover. Vergleichsweise kritischer stufte Stefan Recht schon die Situation in Groß- und Nordgoltern ein. Hier sei es zuletzt vor zirka 30 Jahren zu überfluteten Flächen infolge von Hochwasser gekommen. Direkt am Deister, wo der Bullerbach aus dem Wald fließe, sei das Schadenspotential hingegen gering. Auch am Stockbach in Egestorf sei die Situation eher unproblematisch, weil das Regenwasser ablaufen könne und im Bereich der Südaue würden bei Hochwasserlagen keine Risiken für Bebauungen vorliegen, referierte Recht. Für die Fließgewässer zweiter Ordnung ist der Unterhaltungsverband zuständig, für den Jannik Sandner die Situation skizzierte. Seitens des Verbandes gebe es kein Hochwasserschutzkonzept, denn das würde in den Aufgabenbereich der Kommune fallen. Die Unterhaltung der Gewässer samt Randstreifen erfolge zum Beispiel durch das Mähen der Böschungen. Sandner betonte aber auch, dass die Anforderungen an Fließgewässer infolge des Klimawandels anstiegen, dass die Gefahr durch intensive Regenereignisse generell und lokal zunehmen würde, dass größere Retentionsräume nicht vorhanden seien und dass Randflächen an den Gewässern möglichst naturbelassen sein sollten, um eine Pufferwirkung zu erzielen. Aus den Reihen der Politiker gab Dorota Szymanska (Grüne) zu bedenken, dass die Situation am Stockbach, und hier insbesondere in Langreder, keineswegs so unproblematisch sei, wie von der Verwaltung dargestellt. Bei Starkregen seien auch Wohnhäuser ganz direkt betroffen. Kerstin Beckmann (AFB) meinte, auch für den Bereich am Bahnhof Barsinghausen, wo erst vor wenigen Monaten der Fahrstuhl durch Starkregen überspült wurde, sollte nach Lösungen gesucht werden. Und Marlene Hunte-Grüne (SPD) schlug darüber hinaus vor, dass insbesondere mit Blick auf die Barsinghäuser Feuerwehren ein Hochwasserplan erstellt werden sollte. Die Ratsfraktionen wollen weiter über das Thema beraten.

Foto: Gerheide Knüttel