Maler Wolfgang Beckmann stellt im Kunstraum Benther Berg aus

Benthe (red).

Beckmann 02Der Künstler Wolfgang Beckmann lebt im Raum Dithmarschen, direkt am Deich, und so taucht das Motiv des Wassers sehr häufig in seinen Bildern auf. Er ist von der Weite und der Melancholie der diffusen Farbigkeit des Wattenmeeres fasziniert. Als genauer Naturbeobachter fängt er das Spiel der Wolken, das Wandern der Schatten ein. Figuren verschmelzen mit dem Untergrund und entwachsen ihm zugleich. Die schemenhaften Figuren sind schwerelos, kaum fassbar, so auch wie der Raum, der sich aufzulösen scheint – kein Oben, kein Unten.

Seine Motive, Architektur aus fernen Zeiten – auftauchende und versinkende Formen – ballspielender Junge im Wasser, in sich versunkene, lagernde Gestalten, träumende, in sich gekehrte Gesichter, immer wieder das Motiv der geschlossenen Augen, die gesenkten Lider der Träumenden – den Blick nach außen und den Blick nach innen.

Auch das Motiv der Bootsfahrt findet sich immer wieder, ein altes Symbol in der Kunst. Aber der Maler Wolfgang Beckmann deutet nur an. Er zieht es vor, nicht alles ganz auszusprechen. Seine Bilder bleiben offen. Er liebt das Unbestimmte und Vage.

Seine Chiffren bilden keine festgelegte Ikonografie, die sich vom Betrachter in immer gleicher Weise lesen ließe. Beckmann öffnet diese Bildzeichen und gibt ihnen Transparenz, so dass sie ihren Sinn auch ändern können. Die Menschen im Boot fahren in eine weite, unbestimmte Wasserlandschaft, die keine Merkmale auf einen Ort oder auf eine bestimmte Gegend zulassen; Landschaft oder Architektur sind nicht festgelegt.

Auch die Menschen zeigen keine individuellen Züge, bleiben schemenhaft. Sie nehmen keinen Kontakt auf, wirken in ihrem Tun auf sich bezogen. Sie bleiben für sich wie traumverloren. So fügen sie sich in ihrer Entrücktheit und Selbstverlorenheit in die schwebende, leichte, luftdurchlässige Atmosphäre ein, werden ein Teil von ihr.

Die Schwerkraft scheint aufgehoben.

Eine sanfte Schwermut geht von dieser Standortlosigkeit, Bodenlosigkeit aus, in der Himmel und Erde unvermittelt zusammen kommen und in der dem Betrachter oft der feste Bezugspunkt genommen wird.

Neben diesen zarten, hellen, dahinschwebenden Darstellungen eines traumhaften Daseins gibt es aber auch die Bilder mit festeren Konturen und dunkler, bräunlicher Farbgebung, aus der immer wieder Violetttöne hervorschimmern.

Diese Bilder – von einer dunklen Poesie erfüllt – können bedrohlich wirken, weisen sie doch auf das Abgründige hin in der menschlichen Existenz. In den meisten Arbeiten tauchen die Personen in der Weite des Raumes nur kleinfigurig auf. In einer Arbeit allerdings, die wie ein Schlüsselbild erscheint, erhebt sich eine männliche Gestalt, dunkel und fast drohend, nah vor dem Betrachter. Diese schemenhafte Figur – ganz versunken in ihr Tun – steuert einen Nachen durch ein trübes Gewässer.

Unwillkürlich drängt sich die Vorstellung von dem blinden Fährmann Charon auf, der die Schatten über den schlammigen Acheron setzt, den Fluß der Trauer, auf dem Weg in die Unterwelt, in den Hades, das Totenreich. (Der trübe Kokytos, der Fluß des Jammers, Lethe, der Fluß des Vergessens, aus dem die Toten trinken, und der Styx.)

Der Maler öffnet uns auf geheimnisvolle Weise die äußere Welt mit ihren Sinneswahrnehmungen und wendet sich dem Unsichtbaren zu, dem Unbewußten, dem Unendlichen. Er sieht durch die äußeren Erscheinungen der Dinge und der Natur hindurch, um in Sichtbaren  das Unsichtbare zu entdecken und um im Unsichtbaren das Sichtbare wiederzugeben. Der Künstler läßt uns eintreten in eine Welt, von der wir schon immer geahnt haben, der er Gestalt verleiht, und deren Suggestion wir uns nicht entziehen können.

Es ist das Unbestimmte in seinen Bildern, es ist das nicht Festgelegte, das Werdende, das sich noch alle Möglichkeiten der Existenz offen hält, das uns so beeindruckt:

„andere Zeit – anderer Ort“.

Die Öffnungszeiten: Fr 15-17, Sa 15-17, So 11-17 Uhr

Ausstellungsdauer: 15.6. – 20.7.2014

Die Malerin Kristina Henze führt das letzte Mal durch die Ausstellung:

So, 20.7. um 12 Uhr. Der Maler ist am Nachmittag anwesend.