Der Versuch zur Eindämmung des wilden Mountainbikings im Deister kann nur als gescheitert angesehen werden

Zahl der illegal angelegten Trails ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen / Ernüchterung: Forstamt zeichnet ein differenziertes Bild / Umweltschutzbehörde der Region Hannover geht auf Tauchstation

Das Foto zeigt die offizielle Eröffnung eines Trails beim Annaturm im Jahr 2014.

BARSINGHAUSEN/DEISTERREGION (ta). Vor gut vier Jahren, am 29. November 2014, starteten die Niedersächsischen Landesforste zusammen mit der Natur- und Umweltschutzbehörde der Region Hannover und dem Mountainbikerverein, den sogenannten „Deisterfreunden“, einen mit viel Hoffnung versehen und ambitiösen Feldversuch im Deisterwald. Sehr öffentlichkeitswirksam wurden versuchsweise zwei offizielle Downhilltrails in der Revierförsterei Georgsplatz für die Biker freigegeben. Inzwischen ist im selben Bereich noch ein halber Trail hinzugekommen. Als erklärtes Ziel wurde damals ausgegeben, das wilde Mountainbiking abseits der großen Wanderwege einzudämmen. Zitat des damaligen Umweltdezernenten der Region Hannover, Axel Priebs: Dem wilden Fahren der Biker müsse die rote Karte gezeigt werden. Doch was ist seitdem in den letzten Jahren passiert? Genau das Gegenteil ist eingetreten. Selbst im Forstrevier Georgsplatz seien laut einer aktuellen Auskunft des Forstamtes Saupark Kontrollen nötig, damit sich alle Beteiligten an die Vereinbarungen hielten. In den übrigen Forstbereichen stellt sich die Lage hingegen verheerend dar, denn die Zahl der illegal angelegten und auch genutzten Trails ist in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Immer wieder mit dabei auch Mitglieder der „Deisterfreunde“, die anhand ihrer Vereinskleidung bestens zu erkennen sind. Die subtile Botschaft, die sich vom Deister an die Mointainbiker-Gemeinde in der ganzen Region verbreitet, lautet nicht etwa „Kommt hierher, haltet euch an die Regeln und fahrt auf den offiziellen Trails“, sondern lautet: „Kommt hierher, hier könnt ihr machen, was ihr wollt“. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Naherholungscharakter des heimischen Waldes und zudem auf das hier beheimatete Wild. Die Rückzugsgebiete für das Rot- und Schwarzwild werden bei einem eh schon relativ engmaschigen Wegenetz im Deister durch die vielen illegalen Trails weiter eingeengt, darauf haben auch schon verschiedene Naturschützer hingewiesen. Gefahren wird von den Freizeitsportlern aber auch dort, wo schon ausdrücklich Schilder auf ein Verbot des Fahrens mit Mountainbikes hingewiesen wird. Besonders krasses Beispiel ist hier die Heisterburg, die als historisches Baudenkmal besonderen Schutz genießt. Schon vor eineinhalb Jahren hat der zuständige Förster der Redaktion mitgeteilt, dass er sich gezwungen gesehen habe, die Polizei einzuschalten. Mit Unverständnis auf die Dreistigkeit mancher Mountainbiker reagierten aber auch die Archäologen, die im letzten Sommer in der Heisterburg Untersuchungen vorgenommen und das wilde Treiben direkt vor Augen hatten. Das Forstamt Saupark teilt hierzu mit: „Auf den Flächen der Revierförsterei Lauenau (die sich bis auf die Nordseite des Deisters erstreckt) sind leider alle Versuche über eine Einigung (mit den Mountainbikern) gescheitert. Das Forstamt ist sehr unzufrieden mit der Situation und den illegalen Trails und duldet diese auf keinen Fall.“ Ärger mit einem Teil der Biker gibt es mitunter aber auch auf den Hauptwanderwegen. Im Laufe der Jahre hat sich eine Vielzahl von Wanderern über das dichte und vor allem rasante Vorbeifahren beschwert, in einem Fall wurde ein Wanderer sogar wüst beschimpft und wurde darüber hinaus mit dem Zeigen des Mittelfingers bedacht. Angemerkt werden muss auch, dass sich das wilde Querfeldeinfahren der Biker nicht auf Flächen der Niedersächsischen Landesforste Beschränkt – auch hier sind die „Deisterfreunde“ immer wieder mit von der Partie, obwohl gerade die Vertreter dieses Vereins sich vertraglich zur Einhaltung der vereinbarten Regeln verpflichtet hatten. Von einer einst anvisierten Eindämmung des wilden Mountainbikings kann also keine Rede sein – dieses Ziel wurde klar verfehlt. Nun wird es sehr interessant sein, wie das Forstamt und die Natur- und Umweltschutzbehörde der Region auf dieses Desaster zu reagieren gedenken. Mit einer diesbezüglichen Presseanfrage bei der Region Hannover datiert vom 20. Dezember letzten Jahres tut sich sie Behörde offensichtlich schwer. Trotz Nachfrage gibt es hier bislang keine Stellungnahme des Dezernats. Zur Dokumentation der Lage im Deister hat sich der zuständige Redakteur von Deister Echo im vergangenen Jahr die Mühe gemacht, einige der illegalen Trails fotografisch festzuhalten. Die Ansammlung der Fotos ist bei weitem nicht komplett. Nicht alle illegalen Trails konnten innerhalb eines Jahres fotografiert werden.

Anmerkung: Die Schilderungen beziehen sich nicht auf alle Mountainbiker, es gibt derer auch Vertreter, die sich an die Regeln halten.

Zu den Fotos: Die Fotos zeigen – mit Ausnahme des Titelbildes – illegale Trails oberhalb des Waldstadions (Barsinghausen), bei der Barsinghäuser Sternhütte, beim Baltenweg (Barsinghausen) bis zum Kamm ,bei der Barsinghäuser „Sternhütte“, südlich des Fernsehturms, im Bereich Heisterburg-Kreuzbuche-Feggendorfer Stolln, oberhalb der Mooshütte, zwischen Heisterburg und Teufelsbrücke, zwischen der Cäcilienhöhe und dem Aussichtsturm bei Bad Nenndorf, oberhalb von Feggendorf, oberhalb von Rodenberg, zwischen Nordmannsturm und dem Wallmannweg, in der Nähe von Wallmannhütte und bei „Laube“ zwischen dem Kammweg und Argestorf. Die Fotos sind nach den Standorten beschriftet. Weitere illegale Trails gibt es unter anderem oberhalb von Bredenbeck und oberhalb von Springe.

Foto: ta