Kontroverse Diskussionen zur Zukunft der Wilhelm-Stedler-Schule

Wird der Rat dem Votum des Schulausschusses folgen?

BARSINGHAUSEN (ta). Auf Antrag der SPD hat der Schulausschuss heute Abend für einen Neubau der Wilhelm-Stedler-Schule am jetzigen Standort gestimmt. 9:7 lautete das Abstimmungsergebnis; ob sich hierbei nur um einen Pyrrhussieg handelt, wird die Ratssitzung am 14. Februar zeigen. Zahlreiche Schüler, Eltern, Lehrer und auch Anwohner hatten in der Sitzung zum Teil mit Plakaten gegen den von der Verwaltung forcierten Neubau der Grundschule am jetzigen Standort der Bert-Brecht-Schule protestiert.

In der Einwohnerfragestunde, kritisierte WSS-Konrektorin Kathrin Flade, dass ein früherer Ratsbeschluss für einen Neubau in der Kirchstraße aufgehoben worden sei und betonte, man solle am jetzigen Standort festhalten, weil sich im Falle eines Umzugs in die Schulstraße für 77% der Schüler ein längerer Schulweg ergeben würde, weil man die jetzige Nähe zur Glück-Auf-Halle und zur Stadtbibliothek erhalten wolle und weil die Grundschüler für Leben in der Innenstadt sorgen würden. Ähnlich äußerte sich auch die Anwohnerin, Dagmar Täger. Sie gab der Verwaltung die Schuld dafür, dass der ursprüngliche Ratsbeschluss nicht umgesetzt worden sei und bezweifelte, dass eine mögliche Wohnbebauung auf dem jetzigen WSS-Gelände zu einer Belebung der Innenstadt führen könne. Es hagelte aus den Reihen der Bürger reichlich Kritik an den Plänen der Verwaltung, außerdem übergab Kathrin Flade 1382 Unterschriften gegen einen Umzug der WSS an Stadtrat Thomas Wolf. Dieser dankte den Schülern und Lehrern für ihr Engagement, warb aber gleichzeitig für einen Neubau der Grundschule in der Schulstraße. Ein Neubau am BBS-Standort würde kürzer sein und Kosten sparen, denn anders als bei einem Neubau an jetziger WSS-Stelle müssten die Grundschüler nicht vorübergehend in Containern untergebracht werden. Zudem müsste die BBS bei einer vorübergehenden Unterbringung der Grundschüler in der BBS brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Auch die jetzige Nähe der WSS zur Glück-Auf-Halle mit ihrem Blockheizwerk ließ Wolf nicht gelten, eine Lösung zur sicheren Querung der Deisterstraße wäre wohl sicherlich möglich. Als entscheidendes Argument führte er jedoch an, dass die Gesamtkosten bei einem WSS-Neubau am heutigen Standort höher wären. Wolf gab aber auch zu, dass man mit den Anwohnern in der Schulstraße wegen eines möglichen Umzugs der WSS noch keine Gespräche geführt habe und dass die Pläne für eine Bebauung der jetzigen WSS-Fläche mit Wohn- und Geschäftsgebäuden noch nicht wirklich konkrete Formen angenommen hätten. Hier wäre ein nachfolgender Ideenwettbewerb nötig, um die Innenstadt zu beleben. Berichten musste Wolf auch, dass die im Stadtmarketingverein vertretenen Geschäftsleute einer Ausweisung von weiteren Einzelhandelsflächen auf dem WSS-Gelände eher kritisch gegenüber stünden. Unbeantwortet von der Verwaltung blieb auch die Frage nach der Zukunft der „Villa Kunterbunt“. In der Diskussion im Ausschuss kritisierte SPD-Ratsherr Günter Gottschalk, dass Kosten gespart hätten werden können, wenn man den einstigen Beschluss zum WSS-Neubau auch umgesetzt hätte. Außerdem habe die Verwaltung kein schlüssiges Konzept für eine mögliche Nachnutzung der WSS-Fläche vorlegen können. Bettina Klein von „Aktiv für Barsinghausen“ unterstrich, sie und Kerstin Beckmann seien schon immer für einen WSS-Neubau am BBS-Standort eingetreten, weil die Fläche dort größer sei und Raum für ein Sportaußengelände bieten würde. Claudia Schüßler (SPD) mahnte, die Bürger sollten zuerst Kenntnis über mögliche Bebauungspläne am WSS-Standort haben, bevor die Politik über den künftigen Grundschulstandort entscheide. Sie machte außerdem darauf aufmerksam, dass die viel befahrene Deisterstraße sich nicht für eine sichere Überquerung der Schüler eigne und dass die Grundschule zum gewachsenen Bestand am Mont-Saint-Aignan-Platz gehöre. Schüßler bezweifelte außerdem, ob neue Bewohner von hochwertigen Wohnanlagen Verständnis für Veranstaltungen, wie das Stadtfest, aufbringen würden. Grünen-Ratsmitglied Susanne Riemer, wies darauf hin, dass die Verwaltung keine Wirtschaftlichkeitsprüfung für eine mögliche Nachnutzung der WSS-Fläche vorweisen könne und dass die Verwaltung hierzu zu wenig Fakten und Zahlen geliefert hätte. Über die vorgelegte Beschlussempfehlung der Verwaltung, die eine Abstimmung über den Neubau der WSS am BBS-Standort vorsah, wurde nicht mehr abgestimmt.

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