BUND spricht sich gegen die Errichtung eines Golfplatzes bei Egestorf aus

Insbesondere der hohe Wasserverbrauch wäre unverhältnismäßig und nicht vertretbar, so der Vorsitzende der Umweltschutzorganisation, Frank Roth

EGESTORF (red). Viele Aspekte sprechen aus Sicht des „Bund für Umwelt und Naturschutz“ BUND gegen eine Golfplatzanlage an diesem Standort. Zwar werden 40ha aus der konventionellen landwirtschaftlichen Nutzung mit Kunstdünger und Pestizideinsatz wie Glyphosat herausgenommen, aber die Alternative „Golfplatz“ bringt ebenso massive Probleme für Natur, Wasserverbrauch: Der betriebsbedingte Wasserverbrauch durch Hotel, Restauration etc.und der zur täglichen Beregnung der Spielfelder nötige Bedarf würden eine starke Belastung der Barsinghäuser Wasserbewirtschaftung mit sich bringen. Für die geplante Anlage ist mit ca. 30.000 cbm pro Jahr zu rechnen. Angesichts der immer wieder zu erwartenden Klimasommer – auch 2019 wird bereits kritisch gesehen – müssen zusätzliche Großverbraucher möglichst vermieden werden. Es werden von den Stadtwerken bereits Planungen für tägliche Wasserrationierungen vorgenommen, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Das träfe dann alle – Haushalte und Betriebe in Barsinghausen. Es ist jedenfalls nicht zu rechtfertigen, dass bei extremer Trockenheit Wasser für Betriebe und Bevölkerung rationiert wird, die Ernte auf landwirtschaftlich genutzten Flächen verdorrt, daneben aber eine grüne Oase „just for fun“ täglich große Wassermengen verbrauchen darf. Sollte Grundwasser als Alternative aus einem neuen, eigenen Golfplatz-Tiefbrunnen entnommen werden, stellte das einen Eingriff in den Naturhaushalt dar. Hierzu wäre ein gesondertes Wasserrechtsverfahren notwendig, um die Folgen einzuschätzen.

„Wir brauchen keine Just-for-Fun-Oase“, sagt BUND-Sprecher Frank Roth.

Naturschutz: Golf ist landschaftsgebundener Sport in schöner, abwechslungsreicher Natur als Kulisse – aber eine Bedeutung als Lebensraum für störungsempfindliche Tierarten und schützenswerte Pflanzen haben Golfplätze meistens nicht. Neueste Anstrengungen, auf Golfgeländen Naturschutz zu praktizieren, hat anderorts aber andere Voraussetzungen, die hier nicht zutreffen: Große Flächen mit Streuobstwiesen, oder Waldrandlagen und Bachläufe mit Teichen,.. So hat ein prämiierter Golfplatz bei Düsseldorf 90 ha Fläche, also mehr als das Doppelte gegenüber der Planung in Egestorf. Dann die Behandlung der grünen Spielflächen um die Löcher herum: Sie müssen nach strengen Kriterien bearbeitet werden – täglicher Schnitt und Bewässerung, 3-4 mm Grashöhe muss eingehalten werden. Diese Gräser der Spielflächen müssen wegen der intensiven Bewässerung vor Pilzbefall geschützt werden: Gräserkrankheiten, die durch Pilzsporen an Blättern und Stängeln ausgelöst werden, müssen mit Fungiziden bekämpft werden, doch können dadurch Belastungen des Grundwassers entstehen. Nur durch Pestizid-Eintrag und flächendeckende Stickstoff-Düngung kann die Funktion der Grünflächen erhalten werden. Die Begleitflächen stellen immer das große Argument für den Nachweis der ökologischen Verträglichkeit dar. Sicher sind diese wenig bearbeiteten Zonen für einige Tier- und Pflanzenarten interessant, aber die Nutzung der eng daneben liegenden Laufflächen verhindert meist eine ungestörte Ausbildung der Natur mit hoher Diversität – schließlich wird morgens, mittags, abends und sogar nachts gegolft – im Sommer und oft sogar auch im Winter! Und: In den Nebenflächen liegen die falsch geschlagenen Golfbälle, sie werden dann gesucht,…
Verkehr und Wegsamkeit: Die bestehenden öffentlichen Wege im Gelände müssen für jedermann weiterhin zum Spazierengehen zugänglich bleiben. Der Interessenkonflikt mit den
GolfspielerInnen, die einige Wegstrecken ebenfalls nutzen müssten, ist absehbar. Durch die Clublokalitäten, das Golfhotel und den Restaurantbetrieb entstünden erhebliche neue Verkehrsbelastungen in Egestorf. Davon wären die Wennigser Straße und speziell die Bewohner der engen Winkelstraße und der engen Schmiedestraße stark betroffen: Es ist kaum vorstellbar, wie die großen SUV-Autos hier ein- und ausfahren, bei besonderen Anlässen des Golfclubs, wie bei Feiern und Turnieren, würden es Dutzende Fahrzeuge sein. Ein neues Verkehrskonzept mit Straßenerweiterungen, Ampelanlagen oder sogar einer neuen Umgehungsstraße müsste erstellt werden.
Arbeitsplätze: Eine Golfanlage hat nur einen mäßigen Arbeitsplatzeffekt. Einige Greenkeeper müssten die Flächen in Ordnung halten.
Sozialaspekt: Die übliche Behauptung, das Golfspiel werde von immer mehr Menschen betrieben, – im Sinne von weiten Bevölkerungskreisen – ist nicht nachvollziehbar. Zwar gibt es immer mehr Reiche im Land, aber wie viele Menschen haben vierstellige Beträge für die Golfausrüstung, für Mitglieds- und Nutzungsbeiträge über? Der viel beschworene Trend zum Massensport hält einer näheren Überprüfung nicht Stand. Der hohe Ressourcenverbrauch durch eine kleine Nutzerschicht ist nicht mehr sozial zu rechtfertigen in einer Zeit einer divergierenden Gesellschaft.
Finanzierung: Die Herstellungskosten nur der Golfflächen (Spiel- und Nebenflächen) ohne Geländekauf, Gebäudeumbau etc. sind mit ca. 4-5Mio Euro anzusetzen. Deshalb sucht der Gehrdener Golfclub bundesweit nach einem Investor – also nach einer Geldquelle, die aber dann auch profitabel arbeiten möchte. Deshalb müssen zwangsläufig hohe Einnahmen durch
Mitgliedschaften und Nutzung der Golfanlagen erzielt werden – ein billiges Vergnügen würde das Golfen in Egestorf also nicht sein. Interessantes Detail aus den Erfahrungen anderer Golfclubs: Je kleiner die Nebenflächen sind, umso weniger Bälle müssen gesucht werden, umso höher ist der Spielerdurchsatz – oder umgekehrt: Je größer die naturnahen Nebenflächen sind, umso geringer sind die Einnahmen des Clubs.
Notwendigkeit einer neuen Golfanlage in der Region: In der Region Hannover und im Umland bestehen bereits 19 Golfplätze: Golfclub Hannover, Golf Gleidingen, Golfclub Burgdorf, Rethmar Golf, Golfclub Isernhagen, Golfclub Langenhagen, Golfclub Burgwedel, Goldclub Am Deister, Goldpark Steinhuder Meer, Golfclub Erlebnishof Lahmann in Ötze, Golfclub Herzogstadt Celle, Golfclub Sieben Berge Rheden, Golfclub Rehburg-Loccum, Golfclub Soltau, Golfclub Peine Edemissen, Golfclub Bad Salzdethfurth, Golfclub Hameln, Golfclub Tietlingen, Golfclub Schaumburg. Ein besonderer Bedarf oder eine dringende Notwendigkeit kann demnach nicht erkannt werden. Wer golfen will, hat bereits sehr viele Möglichkeiten.
Fazit: Der geplante Golfplatz kann vom BUND nicht unterstützt werden. Die beste ökonomische und ökologische Lösung an dieser Stelle wäre ein biologisch wirtschaftender Hof oder der Übergang der Ackerflächen an einen Biobetrieb und die jetzige Hofstelle ausgebaut zu Wohnungen, je nach Zuschnitt könnten etwa 10 oder mehr Wohnungen in schöner Naturlage entstehen. Deshalb geht die Bitte an den Rat und die Genehmigungsbehörden, einen entsprechenden Antrag abzulehnen, so BUND-Vorsitzender Frank Roth.