So fühlt sich der Igel im Garten wohl

Das wuselige „Nadelkissen“ ist ein wahrer Sympathieträger 

REGION/NIEDERSACHSEN (red). „Das Verhältnis der Deutschen zum Igel ist absolut kurios und widersprüchlich: Er ist sicherlich das mit Abstand beliebteste heimische Säugetier. Er taucht in Fabeln und Sagen auf – stets in positiver Rolle. Er steht für Klugheit, Wehrhaftigkeit und Gerechtigkeit. Vom Kind bis zum Greis liebt ihn eigentlich jeder, und alle sind traurig, wenn sie ihn als Straßenopfer tot entdecken. Diese Liebe, diese emotionale Nähe zum Igel schlägt sich nicht zuletzt in den vielen Anrufen beim NABU nieder, die dort mitunter schon Monate vor dem Winter eintreffen, weil sich besorgte Tierfreunde tatsächlich oder vermeintlich untergewichtiger Igel annehmen wollen“, berichtet Rüdiger Wohlers, NABU-Geschäftsführer in Oldenburg, aus dem NABU-Alltag. „All diese Sympathie steht leider allzu oft in krassem Gegensatz zur Realität in Gärten und Kleingärten: Statt artenreicher Gärten mit heimischen Bäumen, Sträuchern und Stauden bieten viele für Wildtiere wie den Igel – aber auch für Vögel, Fledermäuse und andere Tiere – ein tristes Bild, weil immergrüne Exoten dominieren, die kaum oder keine Nahrung bieten. Wo früher Beete und Blumen waren, erstrecken sich versiegelte Flächen, unter denen die Natur unter Pflaster und Beton genommen wurde, und Laubbäume oder -sträucher fehlen – doch gerade ihr Laub ist für den Igel überlebenswichtig, weil er es zur Überwinterung benötigt“, zählt Wohlers die Probleme des Igels auf.

Jetzt im Garten und Kleingarten dafür sorgen, dass diese Igelparadiese werden. – Foto: Thomas Munk

Todesfallen für den Igel: „Und dann kommen in beängstigender Zahl Todesfallen für den Igel hinzu: Tiefe, unverschlossene Keller- und Lüftungsschächte, offene Fallrohre und steile Plastikteiche ohne Ausstieg sowie immer enger werdende Zäune, durch die die Stachelritter nicht mehr in den Garten gelangen können.“ Höchste Zeit für jeden Igelfreund, Taten folgen zu lassen, findet NABU-Geschäftsführer Wohlers: „Statt im Herbst in eine falsche Einsammelmentalität zu verfallen, ist es viel besser, jetzt im Garten und Kleingarten dafür zu sorgen, dass dieser noch in diesem Jahr ein kleines Igelparadies wird.“ Dazu gehöre, den Garten naturnah zu halten und zu pflegen: Heimische Pflanzen, insbesondere laubtragende, gehören ebenso dazu wie die Entschärfung von Gefahrenquellen. Haufen aus Laub und Reisig sind ein willkommener Unterschlupf, in dem der Igel die kalte Jahreszeit gut überstehen kann. „Sie erleichtern ihm ebenfalls den Nestbau, indem Sie zum Beispiel in Hohlräumen unter Gartenhäusern oder in Kompostkisten Blätter verteilen“, rät Wohlers. Auch künstliche Verstecke werden gerne angenommen, und das nicht nur für den Winterschlaf. Einen optimalen Überwinterungsstandort kann auch eine so genannte „Igelburg“ bieten. Wenn solch ein Holzkasten mit ausreichend Laub und Reisig überdeckt wird, können sich Igel darin zur Überwinterung zurückziehen. Igelexperte Wohler hat noch eine Tipp für naturverbundene Bastler auf Lager: „Sehr gut bewährt hat sich die so genannte Igelburg aus Holz, die mit etwas handwerklichem Geschick leicht gebaut werden kann. An einer trockenen, geschützten Stelle im Garten aufgestellt und mit trockenem Reisig und Laub überdeckt, bietet sie dem Igel ein wunderbares Winterquartier, und im Frühjahr können darin die Jungigel das Licht der Welt erblicken.“ Wichtig: Riegeln Sie ihren Garten nicht hermetisch ab. Igel durchstöbern nachts ein großes Gebiet und benötigen dafür freie Bahn. Schaffen Sie Möglichkeiten, damit die Tiere unter dem Zaun und dem Gartentor durchschlüpfen können.

Fotos: Thomas Munk / Stefan Tatge