Zukunft des Lehrschwimmbeckens: Alle schauen gespannt dem zweiten Gutachten entgegen

Trägervereinsvorsitzender Wolfgang Meier: „Ehrenamt in Barsinghausen ist demotivierend“ / Baudirektor Ellerkamp: „Sicherer Betrieb muss gewährleistet sein“ / Bürgermeister Schünhof: „Verwaltung will das Becken nicht schließen“

Barsinghausen ohne Lehrschwimmbecken ist aus Sicht der zahlreichen Nutzer nicht denkbar.

BARSINGHAUSEN (ta). Wie berichtet sorgt zur Zeit ein Gutachten des PGH-Planungsbüros zum baulichen Zustand des Lehrschwimmbeckens Adolf-Grimme-Schule für Wirbel und Verunsicherung. Nach den dort aufgeführten Maßnahmen müsste die Stadt satte 1,65 Millionen Euro in das Bad investieren, obwohl ein TÜV-Gutachten aus dem vergangenen Jahr lediglich die Entfernung der alten Hängedecke angemahnt hatte. Dies ist längst passiert. Ende 2021 fiel dann die alte Heizung aus, so dass die Stadt kurzfristig für eine Ersatzanlage gesorgt hatte, so dass der Badbetrieb fortgeführt werden kann. Da die Ausführung der Maßnahmen aus dem PGH-Gutachten quasi einem Neubau des Beckens und damit dem Aus der Einrichtung gleichkäme, hat die Stadt aber noch ein weiteres Gutachten von anderer Stelle angefordert. Dieses liegt noch nicht vor. Im Ordnungs- und Ehrenamtsausschuss erklärte Baudirektor Ingo Ellerkamp, Diskussionen über das Becken gebe es bereits seit über 20 Jahren. PGH habe einen umfassenden Bericht mit aufgeführten Maßnahmen abgegeben, auch wenn der Trägerverein LSB die Lage anders einschätze. Die Verwaltung müsse nun die haftungsrechtlichen Fragen klären, auch wenn der provisorische Betrieb zunächst sicher gestellt sei. Zudem müsse die Stadt auch im Sinn der Langfristigkeit der Einrichtung entscheiden. Man stelle aber in keiner Weise die Leistungen des Trägervereins in Frage. Durch die Notwendigkeit, die ursprüngliche Heizung adäquat ersetzen zu müssen und durch die anstehende Verlängerung des Vertrags mit dem Verein, sei ein gewisser Zeitdruck entstanden, denn bisher seien in den Haushalt keinerlei Mittel eingestellt worden, so Ellerkamp. Wolfgang Meier, Vorsitzender des Trägervereins LSB, hielt der Verwaltung vor, man wolle das Lehrschwimmbecken offensichtlich schließen. „Sind hier eigentlich Generationen von Nutzern in einer Ruine geschwommen“, fragte Meier, der zudem darauf verwies, dass das LSB wichtig sei für das Schwimmenlernen. Die Kommunikation der Stadt sei nicht transparent und das Ausüben des Ehrenamts in Barsinghausen sei demotivierend. „Wer hat ein Interesse an der Schließung des Beckens.“ Meier unterstrich, das PGH-Gutachten beinhalte lediglich Maximalforderungen, bisher sei aber stets das Gutachten vom TÜV maßgeblich gewesen, so Meier. Darauf antwortete Bürgermeister Henning Schünhof, die Verwaltung wolle das Lehrschwimmbecken nicht schließen. Das PGH-Gutachten sei auf den längerfristigen Betrieb ausgerichtet gewesen und stelle für die Politik eine Entscheidungshilfe zur Bewertung der nötigen Maßnahmen dar. Darüber hinaus hole die Verwaltung aber eine zweite Meinung in Ergänzung des PGH-Gutachtens ein. Die Schulleitung der Adolf-Grimme-Schule erklärte, das Bad sei wichtig für die Kinder. Dass die Stadt nun in Zeitdruck geraten sei, komme daher, dass die Stadt über Jahre nicht für eine neue Heizung gesorgt habe. Die Grundschule könnte für den Schwimmunterricht nicht ohne Weiteres ins Deisterbad ausweichen. Da man aber wisse, dass auch im Hallenbad Sanierungsbedarf bestehe, unterstreiche dies die wichtige Funktion des LSB in Barsinghausen. Kerstin Wölki (FDP) fragte, ob das PGH-Büro auf Schwimmbäder spezialisiert sei und ob die Intention des Gutachtens auf einen Neubau des LSB ausgerichtet gewesen sei. Es sei ja klar, dass das Bad in energetischer Hinsicht nicht auf dem neuesten Stand sei, aber die Stadt sollte in der jetzigen Situation lieber dafür Sorge tragen, dass der LSB-Betrieb für die nächsten Jahre gewährleistet sei. Dazu sagte Ingo Ellerkamp, PGH sei für bauliche Maßnahmen qualifiziert. In eine neue Heizung müssten zumindest 150.000 Euro investiert werden. Thomas Struß, Vorsitzender des SCB und Ratsherr von Aktiv für Barsinghausen, sagte, die ehrenamtliche Arbeit des Trägervereins sei unersetzlich, daher hätte dieser viel früher eingebunden werden müssen. Gut sei, dass ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben worden sei. Das Deisterbad sei zum Erlernen des Schwimmens nur begrenzt geeignet. Wenn dann auch noch das Deisterbad erneuert werden müsste und das LSB nicht mehr zur Verfügung stünde, würde die Stadt mit heruntergelassenen Hosen dastehen. Wichtig sei jetzt, dass ein Konsens gefunden werde und dass die Stadt transparent agiere. Berthold Kuban, Vorsitzender vom Sportring Barsinghausen, sagte, das Schwimmenlernen müsse in Barsinghausen gewährleistet bleiben. Das Lehrschwimmbecken sei wahrscheinlich auf Jahrzehnte nicht haltbar, darum sollten bei der Sanierung des Deisterbads entsprechende Voraussetzungen geschaffen werden. Nun müsse aber erst einmal eine zeitnahe Lösung gefunden werden. Ulrich Nitschke (CDU) wies noch einmal darauf hin, dass mit dem LSB laut TÜV alles okay sei, daher trete die CDU eindeutig für den Erhalt des Beckens ein. Eine neue Heizung sei nötig, nicht aber eine Komplettsanierung des Lehrschwimmbeckens.

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