Hochwasserschutz am Deister beginnt im Deister

Die Kommunen rund um den heimischen Höhenzug müssen ein elementares Interesse an einem intakten Wald haben / Überlaufbecken bei Großgoltern werden regelmäßig in Schuss gebracht

BARSINGHAUSEN (ta). Der Schutz vor den Folgen von Starkregenereignissen, wie Unterspülungen, Überflutungen, Erdrutschen oder gar Hochwasser, ist seit den katastrophalen Auswirkungen einer Extremwetterlage im Westen und Südwesten der Republik momentan in aller Munde. Und laut den Klimaforschern werden solche Extreme in Zukunft punktuell häufiger auftreten. In Barsinghausen wurden schon vor Jahrzehnten mehrere Überlauf- beziehungsweise Retentionsbecken an Bächen angelegt. Die älteren Bewohner von Groß- und Nordgoltern werden sich noch erinnern, dass bestimmte Bereiche der beiden Ortsteile früher bei großen Regenmengen zeitweise überflutet waren. In der Verlängerung des Müllerwegs in Großgoltern sind solche Retentionsbecken in der Feldmark zu finden. Dort fließt der Bullerbach vom Deister in Richtung Norden und mündet schließlich in der Südaue.

Da die Becken einen ziemlich zugewucherten Eindruck machen, hat sich Ratsherr Christian Röver (Grüne) an die Stadtverwaltung und den zuständigen Unterhaltungsverband 53 Süd- und Westaue gewandt. Der Geschäftsführer des UHV, Jannik Sandner, hatte dazu mitgeteilt, dass pro Jahr jeweils ein Becken geräumt werde. Anfang 2021 sei das eine Becken behandelt worden und im kommenden Jahr sei das zweite an der Reihe. Grundlegende Unterhaltungsarbeiten würden mit den zuständigen Mitarbeitern der Stadt abgestimmt, so Sandner. Viele Bürger werden sich noch an den völlig verregneten Spätsommer in 2017 erinnern, als es über Wochen immer wieder intensive und auch langhaltende Regenfälle gab. Damals rauschte der Bullerbach übervoll durch Groß- und Nordgoltern. So sah der Bach auf der Höhe des Freibads aus (siehe Foto).

Grundsätzlich sollte der Schutz vor Starkregenereignissen aber auch vom Deister her gedacht werden. Und dann ist man ganz schnell bei weiteren Auswirkungen des Klimawandels, nämlich den Dürreschäden an vielen Bäumen und den damit verbundenen Rodungen und Wiederaufforstungsflächen. Sollten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr Forstflächen infolge von Trockenperioden geschädigt, könnte sich Intensivregen zu einem massiven Problem in Punkto Abfluss des Oberflächenwassers auswachsen.

Bislang hat ein relativ intakter Wald mit einigermaßen gesunden Baumbeständen vor solchen Ereignissen geschützt. Auch hier sei noch einmal an den besagten Regensommer 2017 erinnert. Auf der Nordseite des Deisters staunte man zwar nicht schlecht über die übervollen Bäche, die teilweise die Wege unter Wasser setzten, aber hier verliefen die Auswirkungen der Niederschläge noch einigermaßen glimpflich. Partiell anders stellte sich die Lage da schon am Südhang des Deisters dar. So ergossen sich Wassermassen von einer gerade gerodeten Fläche oberhalb des Wallmannweges, rissen Teile des Weges weg und führten in dem tiefer gelegenen Bereich zur Unterspülung eines rund 100 mal 70 Meter großen Waldareals. Zahlreiche Bäume stürzten um, denn vom Hang kam nicht nur Wasser – es hatte einen regelrechten Erdrutsch gegeben. Das Schild ist noch heute am südlichen Ende des Wallmannweges zu sehen.

Der vom Erdrutsch betroffene Bereich musste aufwendig mit großen Steinen stabilisiert, der Weg erneuert und neue Abflussrohre angelegt werden. Auch am größten Bach im Deister, dem Walterbach, hatte die Natur infolge der damaligen Regenfälle ihre ganze Kraft gezeigt. Das Stammbett des Baches, das sonst an den breitesten Stellen rund vier bis fünf Meter misst, hatte sich durch die Wassermassen, die auch Schlamm, Gestein und Geäst mitführten, teilweise bis auf 15 bis 20 Meter verbreitert. Teile der angrenzenden Weidewiese wurden weggerissen und nachfolgend waren Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät nötig. In den Städten und Gemeinden rund um den Deister sollte man also gewarnt sein. Der beste Schutz vor Überflutungen und Erdrutschen ist und bleibt ein intakter Wald, in dem Baumwurzeln den Boden halten und so Erosionen verhindern.

Fotos: Gerheide Knüttel / Christian Röver / ta