Psychosoziale Notfallversorgung der Region Hannover übt verschiedene Einsatzszenarien

Rund 100 PSNV-Einsatzkräfte stehen in der Region zur Verfügung / 20 Teilnehmer nehmen an einer Übung teil

REGION (red). Eines der Szenarien war: Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der B6 wurde am Freitag ein Vater getötet und seine zwei Töchter zum Teil schwer verletzt. Gegen 18 Uhr kam das Fahrzeug aus nicht bekannten Gründen von der Straße ab und fuhr mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Baum. Der Vater war sofort tot. Seine 6-jährige Tochter wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen mit einem Rettungshubschrauber in die Medizinische Hochschule Hannover geflogen. Ihre ebenfalls im Fahrzeug befindliche 3-jährige Schwester wurde leicht verletzt und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus Gehrden gebracht. Noch bevor die Polizei die Ehefrau und Mutter der Betroffenen verständigen konnte, erschien diese ganz aufgelöst an der Einsatzstelle. Der erfahrene Einsatzleiter der Feuerwehr hat die Brisanz dieses Einsatzes frühzeitig richtig eingeschätzt und bereits die Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) nachalarmiert, welche sich jetzt um die Mutter kümmern soll. Zum Glück war dieses Szenario nur eine Einsatzsimulation anlässlich eines gemeinsamen Übungsabends der Arbeitsgemeinschaft PSNV der Region Hannover. Insgesamt waren 20 Kriseninterventionshelfer und Notfallseelsorger vom Arbeiter-Samariter-Bund, Deutschen Roten Kreuz und der evangelischen Kirche gekommen. Zum ersten Mal wurden in gemischten Teams die Begleitung von Betroffenen in diesen Ausnahmesituationen geübt. Ziel der PSNV-Helfer ist immer die Begleitung der Betroffenen in diesen extremen Situationen. Dies geschieht in erster Linie durch eine gezielte Gesprächsführung und Beratung vor Ort. Die Betroffenen haben dadurch einen permanenten und kompetenten Ansprechpartner an ihrer Seite. In der oben genannten Einsatzsimulation ist es Aufgabe der PSNV-Einsatzkräfte, die Ehefrau psychosozial zu stabilisieren und ihre sozialen Ressourcen zu aktivieren. Des Weiteren werden gemeinsam die nächsten Schritte vorbereitet und die vielen Fragen beantwortet. Was passiert mit dem Leichnam meines Mannes? Kann ich ihn noch einmal sehen? Wo sind meine Kinder hingekommen? Wie geht es meinen Kindern? Wie komme ich ins Krankenhaus? Die Psychosoziale Notfallversorgung verhindert bzw. reduziert die psychischen Fehlbeanspruchungsfolgen in einer solchen Situation. Die Möglichkeiten einer krankhaften Trauer oder einer Traumatisierung sinken stark. Dies wirkt sich auch gesamtwirtschaftlich aus. Für die Krankenkassen reduziert sich die Finanzierung von jahrelangen Psychotherapien. Zusätzlich werden die Wechselwirkungen zwischen Psyche & Körper durch organische Erkrankungen gemildert. Weitere Einsatzsimulationen an diesem Abend waren:

  • Schwimmunfall mit einer ertrunkenen Person (Betroffene: Freund des Toten)
  • Angedrohter Suizid eines 18-jährigen Sohnes (Betroffene: Eltern)
  • Tod einer erkrankten 14-jährigen Tochter (Betroffene: Vater)

Die Fallbeispiele endeten immer in einer gemeinsamen Nachbesprechung in der sich über Arbeitsmethoden und Einsatztaktik ausgetauscht wurde. Als Organisator zog Jörg Brockhoff vom Arbeiter-Samariter-Bund das Resümee „Ich würde mit jedem von euch ohne Bedenken in einen gemeinsamen Einsatz gehen, dabei ist mir die Organisationszugehörigkeit völlig egal!“. Und Sabine Scherreiks vom Deutschen Roten Kreuz, welche dankenswerterweise die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, ergänzte: „Das Ganze muss unbedingt wiederholt werden!“. Die etwa 100 Einsatzkräfte der Krisenintervention und Notfallseelsorge der einzelnen Organisationen der Arbeitsgemeinschaft PSNV der Region Hannover stehen Tag und Nacht, 24-Stunden an 365 Tagen im Jahr für alle Betroffen zur Verfügung, um ihnen beratend zur Seite zu stehen.

(Bild & Text: AG PSNV)