„Barsinghausen ist bunt“ lädt zu zwei Vorträgen über das Scheitern der Weimarer Republik ein

BARSINGHAUSEN (red).

Der Verein „Barsinghausen ist bunt“ nimmt den 90. Jahrestag des Endes der ersten Demokratie in Deutschland zum Anlass für die Veranstaltung zweier Vorträge mit dem hannoverschen Historiker Dr. Peter Schulze. „Wir wollen versuchen, aus den jeweiligen historischen Erkenntnissen Konsequenzen für die Gegenwart zu ziehen“, sagt Bündnissprecherin Sybille Busse. Die Vortragsabende finden an zwei Donnerstagen, 10. November und 19. Januar, jeweils um 19 Uhr in der Kulturfabrik Krawatte an der Egestorfer Straße statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Die Weimarer Republik übernimmt die Farben der demokratischen Bewegung von 1848, Schwarz Rot Gold, und behält die Farben des alten Kaiserreichs, Schwarz Weiß Rot, als Handels- und Kriegsflagge. Diese widersprüchliche Weimarer Farbenlehre steht symbolisch für die gesellschaftlichen Machtkämpfe zwischen 1918 und 1933. Denn die Mächte des alten Reichs, Adel, Militär und Wirtschaft, sind keineswegs überwunden. 

Thema des ersten Vortrags am 10. November: Judenfeindschaft als völkische Gesellschaftskritik – Deutschnationaler Totenkult als antidemokratische Mobilisierung: Der Antisemitismus in den 1920er Jahren ist Ausdruck einer völkischen Fundamentalopposition gegen die Weimarer Republik und den gesellschaftlichen Wandel. Die aufsteigende völkische, später die nationalsozialistische Bewegung, verbreitet die Parole „Die Juden sind an allem schuld!“. Nach 1918 gibt es keinen gesellschaftlichen Konsens über die Erinnerung an die Kriegstoten. Die republikanische Linke wehrt sich gegen die ‚Dolchstoßlegende‘, aber die öffentliche Weltkriegserinnerung bleibt der politischen Rechten überlassen. Ihre Aufmärsche und Appelle sind Teil der Mobilisierung gegen die Weimarer Demokratie.

Thema des zweiten Vortrags am 19. Januar: Arbeiterbewegung und Republik: 1918/19 hoffen SPD und Gewerkschaften, die neue Republik nach ihren Vorstellungen gestalten zu können, aber sie verlieren bald an Einfluss: Die SPD scheidet aus der Regierung aus, die Gewerkschaften müssen den im November 1918 vereinbarten Achtstundentag wieder aufgeben. Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung will die Republik erhalten, aber ihr fehlen die politischen Mittel. Die Mitglieder von SPD und Gewerkschaften werden organisiert, aber nicht mobilisiert, so auch in Hannover.