Tierspuren im Winter: Mehr als ein Fußabdruck

Die kalte Jahreszeit ist für viele Tiere auch Zeit des Mangels

REGION/NIEDERSACHSEN (red). Der Begriff „Tierspur“ ist hier weit gefasst zu betrachten. Es sind nicht nur Abdrücke von Füßen gemeint, sondern es geht um alles, was auf die Tätigkeit oder auch nur die Anwesenheit von Tieren hinweist. Dazu gehören auch Fraßspuren. Da alle Tiere eine für sie typische Ernährungsweise haben, hinterlassen sie auch typische Spuren die in der Regel sehr genau zuzuordnen sind. Die Spuren lassen erkennen, wie das jeweilige Tier seine Zähne, Krallen, Schnabel oder sonstige Hilfsmittel eingesetzt hat. Wer diese Spuren lesen und verstehen kann, dem erschließt sich auch in einer vermeintlich „ausgestorbenen“ Winterlandschaft eine Fülle von Leben und tierischer Aktivität. Manche Mäuse, wie etwa Gelbhalsmäuse, können besonders gut klettern. Sie nutzen alte Vogelnester, um dort die geernteten Hagebutten gut geschützt zu fressen. Doch sie fressen nicht die ganzen Butten: Zuerst nagen sie die rote Schale (die wir Menschen wegen des hohen Vitamin C-Gehaltes nutzen) ab, um an die Samen zu kommen. Auf diese kleinen Nüsschen haben sie es abgesehen. Jedes Nüsschen wird einzeln aufgenagt, und geleert. Die Reste dieser Mahlzeiten sammeln sich im Drosselnest an. Häufiger findet man zernagte Hagebutten am Boden im Schutze der stacheligen Büsche. Nicht selten bilden sie einen Ring um ein Mauseloch herum, wo die kleinen Nager – ständig fluchtbereit – gefressen haben. Schon ab Spätsommer haben auch verschiedene Vögel die Hagebutten genutzt. Nicht nur die heimischen Wildrosen, auch die dicken Butten der aus Asien stammenden Kartoffelrose werden regelmäßig von Grünfinken geöffnet. Auch Spatzen sind daran oft zu beobachten. Besonders im Schnee sind auch die vielfältigen Fußspuren von Vögeln und Säugetieren zu sehen, die oft sternförmig um solche ergiebigen Futterplätze hinterlassen werden. Die Nagespuren der verschiedenen Nager können über die Größe (Breite der Zähen) zugeordnet werden. Hier hilft zusätzlich auch der hinterlassene Kot. Dieser ist bei Mäusen sehr klein und länglich, bei Kaninchen rundlich und sehr dunkel und beim Hasen ebenfalls rundlich, aber deutlich größer und meistens graugrün oder bräunlich gefärbt. Regelmäßig sind hier auch Kotspuren von Räubern wie Fuchs oder Marder zu finden. Besonders bei hoher Schneelage nagen Hasen und Kaninchen, aber auch Mäuse die nahrhafte Rinde von Zweigen und Stämmen ab. Hier können Lage und Größe der Fraßstellen und Zahnspuren beim Zuordnen helfen.

In größeren Feldgehölzen oder am Waldrand wachsen Haselnusssträucher. Auch sie ziehen viele Tiere an, denn diese haben es auf die sehr energiereichen Nüsse abgesehen. Kleiber und Buntspecht klemmen die Nüsse am Holz ein und brechen sie mit dem Schnabel auf. Wo saubere Schnabeleinschläge zu sehen sind, kann man erkennen, dass sie beim Kleiber queroval sind und beim Specht hochformatig, eben so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Beide haben aber noch einen grundsätzlichen Unterschied in ihrer Vorgehensweise: Der Specht fertigt sich ein Loch, das er immer wieder nutzt. Unter einer solchen Spechtschmiede können sich große Mengen an Nussschalen (oder auch Zapfen) ansammeln. Der Kleiber hingegen sucht sich für jedes Stück eine neue Stelle zum Bearbeiten. Eichhörnchen öffnen Haselnüsse mit ihren kräftigen Nagezähnen, indem sie jede Nuss von der Spitze bis zur Basis aufspalten. Das kann bei unerfahrenen Jungtieren noch etwas unsauber aussehen, aber routinierte Nussknacker machen das sehr schnell und sauber. Sehr häufig findet man Nüsse, die von Mäusen ausgefressen sind. Auch hier gibt es ganz verschiedene Methoden: Wald- und Gelbhalsmäuse nagen ein Loch, das am Außenrand viele Zahnspuren aufweist, während Rötelmäuse so nagen, dass das Loch außen am Rand glatt ist…Mäuse legen im Herbst Vorräte an. Dabei können sie große Mengen an Haselnüssen, Eicheln, etc. horten. Manchmal stopfen sie Vogelnistkästen bis unter das Dach voll, so dass diese für Vögel, aber auch Fledermäuse unbenutzbar werden.

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