AG Landringhäuser Vereine unternimmt einen historischen Spaziergang durchs Dorf

Mit von der Partie war Hobbyhistoriker Heiner Nordmeyer

LANDRINGHAUSEN (red). Zu einem „Historischen Spaziergang“ durch Landringhausen hatte die Arbeitsgemeinschaft der Landringhäuser Vereine die Bürgerinnen und Bürger des Ortes für den vergangenen Samstag eingeladen. Treffpunkt war um 15 Uhr am Gemeindehaus vor der Kirche. Hatten die Organisatoren bei der Planung des Rundganges anfangs mit 20 bis 30 interessierten Personen gerechnet, so hatten sich am Freitag bereits 80 Teilnehmer angemeldet, die dann auch bei herrlichem Wetter am Gemeindehaus erschienen.

Die AG hatte für diese Führung den ehemaligen Landringhäuser Brandmeister und Hobbyhistoriker Heiner Nordmeier gewinnen können, der von der AG ausgerüstet mit einem drahtlosen Mikrofon und einer transportablen Lautsprecheranlage, sein Publikum durch die Veranstaltung führte. 

Los ging es mit einigen Begrüßungsworten des 2. Vorsitzenden der AG, Marco Graupmann, bevor Heiner Nordmeier das Mikrofon übernahm. Er erklärte seinen Gästen, dass diese im Moment auf den Gräbern ihrer Vorfahren stehen würden, da der Platz vor dem Gemeindehaus bis 1923 zum alten Friedhof (dä ole Kerkhoff ) gehörte. Nordmeier wies auch auf den 1923 angelegten neuen Friedhof am Ortsrand hin. An den Friedhof schloss sich bis 1870 in nördlicher Richtung das Gut an, welches aus einem zweigeschossigen Herrenhaus und mehreren Wirtschaftsgebäuden bestand. Das Herrenhaus wurde 1870 abgerissen, einige Bauteile wurden zum Bau des Esseler Hofes genutzt. Den älteren Einwohnern ist noch der ehemalige Pferdestall (Landringhausen Hausnummer 1) bekannt. 

Es folgte die Besichtigung der auf dem höchsten Punkt des Ortes gelegenen Kirche. Sie wurde im Jahre 1229 erstmals urkundlich erwähnt und in ihrer jetzigen Form um 1750 neu errichtet. Die Einweihung fand am 28.Oktober 1753 statt. Im Inneren des Bauwerkes hat sich im Laufe der Zeit allerhand verändert. So befand sich die Orgel an der rechten Seite des Altars, bevor im Jahre 1931 die heutige Orgel auf der Empore gebaut wurde. Bestimmt wurde die Innenansicht der Kirche durch die heute nicht mehr vorhandene Prieche. Dabei handelte es sich um zwei im Altarraum rechts und links eingefügte hölzerne Bauten, in denen kirchliche und weltliche Honoratioren ihre festen Plätze hatten. Die heutigen Kirchenglocken aus Stahlguss stammen aus dem Jahr 1923, sind also genau 100 Jahre alt. Eine um 1440 gegossene bronzene Glocke aus der ersten, später abgebrochenen Kirche befindet sich im Braunschweigischen Landesmuseum. Das am Gemeindehaus stehende Ehrenmal (Kriegerdenkmal) wurde 1924 zu Ehren der Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtet, wobei erhebliche Querelen zwischen Kirche und politischer Gemeinde eine frühere Aufstellung verhindert hatten. Das Denkmal stand anfangs nördlich der Kirche an der Grenze zu Nordmeyers Weide und wurde bei der Neugestaltung des Kirchenvorplatzes zur Dorfstraße versetzt. Als das Gemeindehaus gebaut wurde musste es erneut umziehen, allerdings nur einige Meter nach Süden. Heute erinnert das Denkmal an die gefallenen Soldaten beider Weltkriege sowie an die durch Kriegseinwirkung verstorbenen Mitglieder der hier wohnenden Vertriebenenfamilien.

Weiter ging es durch die Twetsche (kleiner Fußweg) zur Westerfeldstraße. Hier machte H. Nordmeyer auf das im Besitz von Matthias Hahn befindliche älteste Gebäude des Ortes aufmerksam, eine Scheune aus dem Jahre 1702. Auch gab er einen Überblick über die ältesten Bauerhöfe in Landringhausen. Begriffe die heute nur den wenigsten Menschen bekannt sind, wie Halbmeier, Vollmeier, Doppelhalbmeier, Köthner, und Anbauer wurden von H. Nordmeyer erklärt. Zum heutigen 1739 erbauten Pfarrhaus gehörte ein großes Grundstück, welches heute zum großen Teil mit Wohnhäusern bebaut ist. Zur Pfarrstelle gehörte neben der Wohnhaus auch ein Viehhaus mit Ställen sowie ein Backhaus.

Der nächste Halt war an der Ecke Niedernfeldstraße / Zum Wall. In dem bestehenden Gebäude betrieb die Familie Borges eine Bäckerei. Im „Borgeschen Ofen“ wurden die zuhause vorbereiteten Kuchen auf großen Blechen vormittags gebracht, gebacken, und nachmittags wieder abgeholt. Auch ein Kolonialwarenhandel existierte hier über Jahrzehnte. Im Garten dieses Grundstückes befand sich nach dem Krieg das Gemeinschaftskühlhaus, das gegen einen Obolus von allen Einwohnern genutzt werden konnte. Auch ein Bunker zum Schutz vor Luftangriffen war auf dem Gelände. Der letzte Halt fand vor dem Haus des einstigen Bürgermeisters Friedrich Homeyer statt. Der Sozialdemokrat war von 1919 bis 1939 Gemeindevorsteher und musste sein Amt auf Druck der Nationalsozialisten aufgeben. In diesem Haus befand sich auch ein Kolonialwarenhandel der von den Familien Stakemann und Chorus betrieben wurde. In Sichtweite lag im 2. Weltkrieg auch die sogenannte Flak an der Zuwegung zur Biogasanlage. Es handelte sich hier um mehrere Baracken mit einer Scheinwerferstellung zur Ausleuchtung des Luftraumes. Geschossen wurde von hier nicht. Nach 1945 hatte sich in den Baracken ein Fischhändler angesiedelt.

Nach einer guten Stunde Rundgang verabschiedete sich Heiner Nordmeier von seinem Publikum. Seine interessanten Ausführungen wurden von den Anwesenden mit viel Beifall bedacht. Gemeinsam zog man wieder zum Gemeindehaus, wo die AG für heiße und kalte Getränke und Bratwurst gesorgt hatte und wo Heiner Nordmeyer für seine Aktivitäten einen Präsentkorb bekam. Unter der Leitung von Matthias Hahn stiegen kleinere Gruppen auf den Kirchturm um das Geläut und die seit 1600 nachgewiesene Kirchturmuhr zu besichtigen. Über die große Resonanz zu dieser AG-Veranstaltung zeigten sich die Verantwortlichen positiv überrascht und man einigte sich darauf, im nächsten Jahr einen zweiten Rundgang durch einen anderen Teil des Dorfes zu machen. Bei guten Gesprächen und warmen Getränken ließen die Landringhäuser den Abend ausklingen.

Fotos: privat