Das Interesse an der Informationsveranstaltung zur SuedLink ist überschaubar

Bürger aus Barsinghausen und Wennigsen wollen die mögliche Stromtrassenführung durch das Deistervorland nicht hinnehmen / Tennet: „Das Rennen ist offen“

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Auf den Tennet-Plänen schlängelt sich die 1000 Meter breite Trasse bereits durch das Deistervorland.

BARSINGHAUSEN (ta). Nur rund 70 Bürger, darunter lediglich acht Ratsmitglieder, fanden sich heute im Schulzentrum am Spalterhals ein, wo die Stadt zu einer Informationsveranstaltung zur umstrittenen Trassenführung der sogenannten SuedLink eingeladen hatte. Im Zuge der Energiewende soll künftig Strom aus dem Norden in den Süden der Republik transportiert werden. Hierzu prüft der zuständige Netzbetreiber, die Firma Tennet, mehrere Alternativkorridore. Die zunächst eingereichten Unterlagen hatte die Bundesnetzagentur zur Überarbeitung an Tennet zurück gereicht. Für Empörung im Calenberger Land hatte seit vergangenem Herbst eine alternative und äußerst kurzfristig ins Spiel gebrachte Trassenführung westlich von Hannover gesorgt, nachdem der ursprüngliche Verlauf der Gleichstrom-Hochspannungsleitung östlich der Landeshauptstadt vorgesehen war. Daraufhin hatten zahlreiche Kommunen des Calenberger Lands eine Resolution mit Einwendungen gegen die westliche Route verfasst. Barsinghausens Bürgermeister Marc Lahmann bat heute Thomas Wagner von der Firma Tennet um eine Erklärung. Da auch mehrere Ortsteile Barsinghausens von der Trassenführung durch das Deistervorland betroffen wären, machte Lahmann deutlich, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Gesundheit der Bevölkerung, für das Gewerbegebiet Bantorf-Nord sowie für den Grundwasserschutz kommen dürfe. Zu befürchten seien zudem Beeinträchtigungen des Naherholungsgebietes Deister und für die hiesige Landwirtschaft.

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Bürgermeister Marc Lahmann fordert Erklärungen von Tennet.

Navine Breuer von der Bundesnetzagentur, die als Regulierungsbehörde die Anträge Tennets prüft, klärte anschließend über die Abläufe der Bundesfachplanung auf. Zunächst würden auf den Antragskonferenzen die Belange der örtlichen Interessen geprüft. Eine Beteiligung der Behörden und der Öffentlichkeit erfolge zwei Wochen nach der Einreichung der entsprechenden Unterlagen durch Tennet. Zwei Monate später werde die Bundesnetzagentur über die Pläne entscheiden und das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, so Breuer. Olaf Peter Eul, ebenfalls von der Bundesnetzagentur, kündigte an, dass auch „großräumig“ alternative Korridore geprüft würden. Mit dem Start der Antragskonferenzen sei derweil nicht vor dem Sommer zu rechnen, sagte er.

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Navine Breuer von der Bundesnetzagentur erklärt das Planfeststellungsverfahren.

Thomas Wagner von Tennet erklärte, die Energiewende würde für den Netzbetreiber eine Herausforderung darstellen, gleichwohl habe die Firma die Aufgabe, das Funktionieren des Stromnetzes und die Stromversorgung zu gewährleisten. Hinsichtlich der infrage kommenden Korridore der SuedLink führe das Unternehmen eine umfangreiche Raumwiderstandsanalyse durch, in die auch naturschutzrechtliche Aspekte einflössen. Entscheidend sei letztendlich aber die möglichst geringe Beeinträchtigung von Siedlungen und Ballungsräumen. Insgesamt vier Trassen seien derzeit im Rennen, darunter auch die Mitte-West-Route, die durch das Calenberger Land und über den Deister führen würde. Erdverkabelung sei nur bei einer ausreichenden Nähe zur Wohnbebauung möglich, betonte Wagner, der die Mitte-West-Trasse als die am besten geeignetste bezeichnete. „Es gibt keine Räume, die konfliktärmer sind, daher sind wir mit unserem Latein am Ende.“ Dass die Trasse durch das Deistervorland überhaupt ins Spiel kam, führte Wagner auf einen Hinweis des Landes Niedersachsen zurück.

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Tennet-Vertreter Thomas Wagner sieht im Calenberger Land die geringsten Widerstände gegen den Trassenbau.

Hier werde es Ärger geben, darauf könne sich Tennet verlassen, erboste sich daraufhin ein Bürger aus dem Publikum. Landwirt Heinrich Blume kritisierte hingegen die zu befürchtenden Auswirkungen auf die B65, Vogelrastgebiete und den Grundwasserschutz. Ein weiterer Bürger meinte, dass eine Erdverkabelung aus wirtschaftlichen Gründen die bessere Variante sei, weil dann der Wirkungsgrad der Stromleitung besser wäre. Arndt v. Hugo wiederum wollte konkret wissen, mit welchen Auswirkungen auf den Deister zu rechnen sei. Wagner antwortete, Waldflächen könnten entweder überspannt oder von der SuedLink zerschnitten werden. Eine Erdverkabelung durch Wälder sei hingegen nur möglich, wo keine tiefwurzelnden Gehölze wachsen würden. Auch über die technischen Details der Strommasten gab Wagner Auskunft. Es werde sich um 60 bis 70 Meter hohe Strommasten handeln, die je vier Leitungen tragen würden. Momentan sei so der Transport von insgesamt vier Gigawatt Strom vorgesehen, allerdings könnte die Leistung später noch erhöht werden. Ebenso sei der Bau von zusätzlichen Masten denkbar, so der Tennet-Vertreter. Die Sorgen der Bevölkerung um den gewachsenen Natur- und Kulturraum im Calenberger Land dürften nach diesem Abend kaum kleiner geworden sein.

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IMG_6560Foto: ta