Neubau des Wasserwerks: Breite Ratsmehrheit stimmt für SPD-Änderungsantrag

Umgesetzt wird damit das sogenannte CARIX-Aufbereitungsverfahren / Kommerzieller Verkauf von Trinkwasser bleibt ausgeschlossen / Online-Petition mit fast 1000 Unterschriften übergeben 

BARSINGHAUSEN (ta). Das Tauziehen um die Zukunft der Barsinghäuser Wasserversorgung und den Neubau des Wasserwerks ist entschieden. In Gänze zugestimmt hat der Rat einem Änderungsantrag der SPD. Einstimmig beschlossen wurde, dass Wasserwerk bei Eckerde auf dem Gelände der Stadtwerke an anderer Stelle neu zu bauen, die Geschäftsführung der Stadtwerke damit zu beauftragen, die Grundlagen für die Einleitungsgenehmigung des anfallenden Prozesswassers zu erstellen und die erforderliche Genehmigung einzuholen und mit einem Ingenieurbüro die Aufstellung aller anfallenden Kosten der Gesellschafterversammlung vorzulegen. Vom Rat beschlossen wurde außerdem bei acht Gegenstimmen, dass künftig bei der Wasseraufbereitung das sogenannte CARIX-Verfahren umgesetzt werden soll. Dies hatten zuvor auch die Geschäftsführung der Stadtwerke und das Beratungsunternehmen H2U empfohlen. Mit breiter Mehrheit wurde auch entschieden, Trinkwasser nicht zu kommerziellen Zwecken zu veräußern. Ein Verkauf von Trinkwasser außerhalb des Versorgungsgebietes ist nur zur kurzfristigen Überbrückung von temporären Engpässen in angrenzende Versorgungsgebiete zulässig. Hier stimmte lediglich Bürgermeister Marc Lahmann dagegen, der sich wiederholt für eine Kooperation mit dem Wasserversorger „Purena“ sowie für den Verkauf von überschüssigem Trinkwasser ausgesprochen hatte. Die CDU hatte den Fraktionszwang bei der Abstimmung aufgehoben, weil es in den eigenen Reihen verschiedene Positionen gegeben hatte.

Schon zu Beginn der Ratssitzung hatten Barbara Schmidt, Anja Neumann und Andreas Freyer als Initiatoren einer Online-Petition fast 1000 Unterschriften an den stellvertretenden Ratsvorsitzenden, Fred Wellhausen, übergeben. Ziele der Initiative waren die Herbeiführung einer zügigen Entscheidung für den Neubau des Wasserwerks, die Anwendung eines technischen Verfahrens, mit dem perspektivisch Nitrat und Sulfat im Trinkwasser reduziert werden kann sowie ein schonender Umgang mit dem Grundwasser. Auch andere Bürger, wie die NABU-Vorsitzende, Elke Steinhoff, meldeten sich in der Ratssitzung zu Wort und lehnten einen Verkauf von Trinkwasser an andere Unternehmen ab. Auch wenn es um eine Investition von rund zwölf Millionen Euro gehe, habe die Entscheidungsfindung einfach zu lange gedauert, kritisierte SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Messing. Mit Blick auf den Sulftagehalt im Wasser sei das CARIX-Verfahren das richtige. Mit Lebensmitteln spiele man nicht, „Barsinghausen muss sein eigenes Wasser behalten“, betonte Messing, der die Art und Weise des Bürgermeisters im öffentlichen Umgang mit der Führungsspitze der Stadtwerke deutlich rügte. Das gehe so nicht an. Gleiches gelte für die städtische Internetseite, die Bürgermeister Lahmann zur Verbreitung seiner eigenen Meinung genutzt habe. CDU-Fraktionsvorsitzender Gerald Schroth meinte, es seien die Bürger, die letztendlich die Mehrkosten für das CARIX-Verfahren zu tragen hätten. Bedacht werden müsse aber auch das System von maroden Wasserrohren. Die CDU spreche sich für eine intensive Zusammenarbeit mit anderen regionalen Wasserversorgern aus, so Schroth. Die eigene Wasserversorgung müsse immer in der Hand der Barsinghäuser bleiben, unterstrich Grünen-Fraktionssprecher Christian Röver. Als sehr enttäuschend stufte er ein, dass der Bürgermeister nicht sachlich geblieben sei.

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