Rat und Bürgermeister Marc Lahmann würdigten heute mit zahlreichen Gästen das jahrzehntelange ehrenamtliche Engagement von Rosemarie Struß / Eintrag ins Goldene Buch der Stadt
BARSINGHAUSEN (ta). Rosemarie Struß wurde heute vom Rat der Stadt Barsinghausen und im Beisein zahlreicher geladener Gäste und Mitstreiter für ihre zahlreichen Verdienste im sozialen und politischen Bereich sowie für ihr Engagement für Völkerverständigung und Integration mit dem Ehrenbürgerrecht Barsinghausens ausgezeichnet.
Zudem trug sie sich im Sporthotel Fuchsbachtal in das Goldene Buch der Stadt ein. Sie ist damit nach den ehemaligen Bürgermeistern, Wilhelm Heß, Walter Theil und Karl Rothmund, sowie dem Begründer des Besucherbergwerks, Dieter Lohmann, die erste Frau, die als Ehrenbürgerin geehrt wurde. Bürgermeister Marc Lahmann, der Struß mit Ehrennadel und Ehrenurkunde auszeichnete, betonte seinen großen Respekt für das über viele Jahre geleistete ehrenamtliche Engagement und erinnerte daran, dass Struß bereits 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Rosemarie Struß selber fragte sich in ihrer Dankesrede, ob sie so viel Lob wirklich verdient habe, denn immerhin habe sie in den vielen Jahren bei den verschiedensten Projekten auch viele Helfer gehabt, die ihr erheblich Arbeit abgenommen hätten. Besonders wichtig seien ihr immer die Völkerverständigung, die Integration von Zugezogenen sowie die Patenschaften für Kinderheimkinder gewesen.
Stolz mache sie zudem, dass sie in einer Stadt lebe, in der sich so viele Menschen ehrenamtlich für das Gemeinwohl einbrächten, sagte Rosemarie Struß unter langanhaltendem Beifall. Ihre Tochter Dagmar Struß dankte ihrer Mutter für deren Vorbildfunktion. Sie habe sich in all den Jahren stets um Menschen gekümmert, die „anders“ seien und sich dabei für das „Wir“ und eine solidarische Gesellschaft eingesetzt. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft zeige, dass die Stadt hinter der Arbeit ihrer Mutter stehe. Dies sei insbesondere in Zeiten wichtig, in denen manche Gruppierungen und Personen mit Hassreden auf sich aufmerksam machten. Diesen Gruppen gelte es Einhalt zu gebieten, betonte Dagmar Struß.
Die Ratsvorsitzende, Claudia Schüßler, hob das „großartige und ganzheitliche Wirken“ sowie die lange Liste ehrenamtlichen Engagements von Rosemarie Struß hervor. „Du warst Ideengeberin und Gestalterin in einem – und das in herausragender Weise“, würdigte Schüßler. Beeindruckt vom Lebenswerk und von der Kraft Struß‘ zeigte sich denn auch die stellvertretende Regionspräsidentin, Doris Klawunde.
Rosemarie Struß gehört, neben ihrem für Barsinghausen maßgeblichen jahrzehntelangen partei- und ratspolitischen Engagement, zu der Gründerin der 1973 gebildeten „Seniorengruppe Am Buchhorn“. Ihrer Initiative und Koordination 1974 verdanken die Bürgerinnen und Bürger bis heute den Wochenmarkt Barsinghausen. Bereits 1984 hob sie als Gründungs- und Vorstandsmitglied den Verein zur Förderung von Städtepartnerschaften aus der Taufe. Dieser Impuls führte sie seit 1988 zur Ausländerbetreuung in der ev.-luth. Marienkirchengemeinde und leitet 1990 die bis heute andauernde Asylbewerberbetreuung im Verein „Die Brücke“ der Petruskirchgemeinde ein. Waren Tagesmütter in Barsinghausen 1992 weitgehend unbekannt, so bedurfte es ihres Anstoßes zu deren Einführung und Organisation. Daneben findet ihre seit 24 Jahren fortlaufende Übernahme von Patenschaften für Kinder des Barsinghäuser Kinderheimes weitläufige Beachtung. Auch der seit 1993 geförderte Jugend- und Praktikantenaustausch zwischen MSA und Barsinghausen ist ihrer Ideenvielfalt zu verdanken. 1997 wurden diese Aktivitäten mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Seit 2005 sind mit Ihrem Namen die Gründung des internationalen Frauentreffs, Veranstaltungen der Landesarbeitsgemeinschaft „Soziale Brennpunkte“ und die Mitgründung des Stadtteiltreffs Goethestraße verbunden. Organisation und Durchführung des monatlichen „Abends der Begegnung“ und der Kochkurse für ausländische Frauen in der Bert-Brecht-Schule in den Jahren 2013 und 2014 nahmen ihren Einfluss auf das Erscheinen eines internationalen Kochbuches mit ausländischen Frauen im Jahr 2015 unter der Federführung von Frau Struß.
Lebenslauf:
12.05.1940 geboren in Höxter
1947 kam mit den Eltern (Friedrich Jünemann/Tiefbauunternehmer) nach Barsinghausen
Realschule und Lehre als Industriekauffrau
1960 Verheiratet mit Gerd Struß, zwei gemeinsame Söhne und eine Tochter
1959 Eintritt und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Ortsverein Barsinghausen (Frauenfragen und Sozialpolitik)
1967 Mitglied des Ortsvereinsvorstandes
1974 Gründung eines Frauenarbeitskreises
Später Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen
1960 Sportkontakte nach Dresden
1964 Gründungsmitglied des Deutschen Hausfrauenbund, Ortsverein Barsinghausen e.V. (Club junger Hausfrauen)
1966 Ausländerbetreuung zu spanische Gastarbeitern mit Hilfe bei der Wohnungsbeschaffung, Arztbesuchen und Behördengängen; dazu lernte sie spanische Sprache an der Volkshochschule
1970 Gründung der Seniorengruppe Am Buchhorn
1972 Mitbegründerin der AWO in Barsinghausen
11/1972 – 06/1974 Ratsmitglied der Stadt Barsinghausen
- Mitglied im Sozialausschuss, Spot- und Jugendpflegeausschuss und
- Schulausschuss
- Mitglied im Kultur- und Finanzausschuss
- Ausschuss für Städtepartnerschaften
- Kümmerte sich um Tagesmütter, betreute Senioren und einen Mütternotdienst
- Koordinierte die Bemühungen zur Errichtung eines Wochenmarktes in Barsinghausen
1979 Kontakte nach Japan (Hiroshima) , Mitglied im Hiroshima-Freundeskreis Hannover; dazu lernte sie japanischen Sprache im Grundkurs
1980 Prüfung zur Fremdsprachenkorrespondentin
10/1984 -1993 Gründungs- und Vorstandsmitglied im Verein zur Förderung von Städtepartnerschaften/ Schwerpunkt Jugend- und Praktikantenaustausch mit Mont-Saint-Aignan
1989 bis 1992 ehrenamtliche Schöffin in verschiedenen Strafkammern am Landgericht Hannover
seit 1989 Betreuung von Asylbewerberfamilien und Erteilung von deutschem Sprachunterricht und Hausaufgabenhilfen für libanesische und iranische Familien, dazu lernte sie auch arabisch
Ausländerbetreuung in der ev.-luth. Marienkirchengemeinde
Asylbewerberbetreuung im Verein „Die Brücke“, Petrusgemeinde
Übernahme zahlreicher Patenschaften zu Kindern des Barsinghäuser Kinderheims
Betreuung ausländischer Frauen in den Flüchtlingswohnheimen am Grasweg und in der Rehrbrinkstraße
Hat zeitweilig Flüchtlingsfamilien aus Wohnwagen aus den Standorten „Unter den Eichen“ und „Hohe Warte“ im Winter bei sich zu Hause aufgenommen
18.04.1997 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
seit 2005 Gründung des Frauentreffs; Paten für Migrantinnen; Durchführung interkultureller Wochen; Organisation und Begleitung internationaler Kochkurse; Schwimmkurse für Migrantinnen; Deutschkurse für Migrantinnen
2006 Veranstaltung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte Niedersachsen in Delmenhorst; Barsinghausen stellte aufgrund der Initiative von Frau Struß die größte und aktivste Teilnehmergruppe; dies begünstigte die Landesentscheidung (Stadtteiltreff) zugunsten der Stadt Barsinghausen
seit 2011 Unterstützung der Sommerfeste des Stadtteiltreffs durch den internationalen Frauentreff
10/2011 Gründungmitglied des Stadtteiltreff Goethestr. 10; Überleitung des Frauentreffs in das Bürgerhaus und monatliches Frauenfrühstück bis zum heutigen Tage
2014 Organisation und Durchführung des monatlichen „Abend der Begegnung“ zum gemeinsamen Austausch und Spielen mit Barsinghäusern und Flüchtlingen im Bürgerhaus
03/2014 – 07/2015 Motor des Kochkurses für ausländische Frauen in der Bert-Brecht-Schule, Redaktion und Erstellung eines internationalen Kochbuches
2015 Bewohnerinitiativtreffen der LAG „Soziale Brennpunkte“ mit dem Quartiersmanagement zu dem Aktive aus ganz Niedersachsen kamen
Foto: ta