SuedLink: NABU hält Trassenführung für nicht akzeptabel

Die NABU-Ortsgruppen Barsinghausen, Gehrden, Springe und Wennigsen nehmen Stellung

REGION (red). „Beide Trassenvorschläge im Bereich der Gemeindegebiete von Barsinghausen, Gehrden und Wennigsen sind aus naturschutzfachlicher Sicht nicht akzeptabel, da sie zur Zerschneidung alter naturnaher Wälder und starken Beeinträchtigungen von Landschaftsbild und Naturerleben führen würden. Dies begründet sich wie folgt:

Raumwiderstände für ALT_004/ALT_Ländervorschlag:

  • Munzeler Mark: Naturnaher feuchter Eichen-Hainbuchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9160) auf staunassen, z.T. temporär überstauten Standorten sowie kleinflächig auch Waldmeister-Buchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9130) mit wertvollen Altholzbeständen. Aus landesweiter Sicht schutzwürdiger Bereich (3722/066) mit Eignung zur Ausweisung als Naturschutzgebiet. Wichtig für den Biotopverbund zwischen den FFH-Gebieten im Deister (112) und südlich von Seelze (343). Die Trasse läuft in West-Ost-Richtig mittig über den Wald und würde diesen relativ schmalen Bestand durch Flächenverlust und Zerstörung des Waldinnenklimas entwerten.
  • Stemmer Berg: Starke Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dieses landschaftsprägenden, noch weitgehend unverbauten Hügels mit großer Bedeutung für die Naherholung.
  • Jeinser Holz: Ein weiterer feuchter Eichen-Hainbuchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9160) auf staunassen Standorten sowie kleinflächig Waldmeister-Buchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9130) mit wertvollen Altholzbeständen. Aus landesweiter Sicht schutzwürdiger Bereich (3724/067, 068) mit Eignung zur Ausweisung als Naturschutzgebiet.

Raumwiderstände für ALT_091:

  • FFH-Gebiet 343 „Laubwälder südlich Seelze“: Mittige Zerschneidung der nördlichen Teilfläche. Feuchter Eichen-Hainbuchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9160) auf staunassen Standorten sowie Waldmeister-Buchenwald (FFH-Lebensraumtyp 9130) mit wertvollen Altholzbeständen. Unverträglich mit den Erhaltungszielen dieses europäischen Schutzgebietes.
  • Gehrdener Berg: Starke Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dieses landschaftsprägenden, noch weitgehend unverbauten Hügels mit sehr großer Bedeutung für die Naherholung. Der gesamte Westhang mit derzeit noch freiem Ausblick auf Börde und Deister würde entwertet werden.
  • Wennigser Mühlenbach: Aus landesweiter Sicht schutzwürdiger naturnaher Bachabschnitt (3722/018) mit altem Baumbestand aus Erlen, Eschen und Weiden (FFH-Lebensraumtyp 91E0). Gegenstand zahlreicher Naturschutzaktivitäten, prägend für das Landschaftsbild am Ostrand von Wennigsen. Dieser Charakter würde durch eine Überspannung stark beeinträchtigt werden. Die Altbäume müssten wahrscheinlich gefällt werden.
  • Deister:  Westlich und südlich von Bredenbeck naturnahe, teilweise Ilex-reiche Buchen- und Buchen-Eichen- und Eichen-Hainbuchenwälder der FFH-Lebensraumtypen 9110, 9120, 9130 und 9160, vielfach mit sehr altem Baumbestand (zahlreiche über 200-jährige Eichen und Buchen), durchzogen von naturnahen Quellbächen. Diese Wälder sind als potenzielles Naturschutzgebiet und faktisches FFH-Gebiet zu betrachten, da das FFH-Gebiet 112 im Deister nicht nach fachlichen Gesichtspunkten sondern entlang von Eigentumsgrenzen der Landesforsten abgegrenzt wurde. Die zusammenhängenden Vorkommen der für das FFH-Gebiet maßgeblichen Buchen-Lebensraumtypen erstrecken sich bis nach Völksen, Steinkrug und Bredenbeck. Im Bereich alter Sandsteinbrüche befinden sich innerhalb von Fichtenforsten schluchtwaldartige Strukturen mit reichem Moos- und Farnbewuchs. Das Waldgebiet weist zudem zahlreiche Kulturdenkmale (z.B. Bennigser Burg, alte Glashütte bei Steinkrug) und einen als Friedhof gewidmeten Ruheforst auf. Die Trasse läuft parallel zu einem beliebten Wanderweg (Schwarzer Weg), der durch eine Höchstspannungsleitung entwertet werden würde. Die Zerschneidung eines derartig bedeutsamen Waldgebietes ist indiskutabel. Östlich der B217 wären weitere Buchen-Altholzbestände betroffen.
  • Osterwald: Im weiteren Verlauf zerschneidet ALT_091 auch noch das bedeutende Waldgebiet des östlichen Osterwaldes mit naturnahen Buchenwäldern, Kalktuffquellen, Schluchtwäldern und Felshängen (Barenburg). Die Beeinträchtigung dieses landschaftlich herausragenden Bereiches ist ebenfalls aus Gründen von Naturschutz und Naherholung nicht zu vertreten.

Fazit: Die Zerschneidung einiger der wenigen naturnahen, historisch alten Waldgebiete in der waldarmen Calenberger Börde sowie der zusammenhängenden Waldgebiete von Deister und Osterwald ist aus Naturschutzsicht nicht zu vertreten. Diese Trassen würden zu erheblichen Flächen- und Funktionsverlusten bei bedeutenden Vorkommen von FFH-Lebensraumtypen führen, was erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung eines günstigen Erhaltungszustandes hätte (vgl. § 19 BNatSchG). Außerdem sind die landschaftsprägenden Höhenzüge von Stemmer Berg, Gehrdener Berg, Deister und Osterwald von herausragender Bedeutung für das Landschaftsbild und die Naherholung im Großraum Hannover.

Nach unserer Einschätzung  sind die Trassenvarianten ALT_95-97 östlich von Burgdorf und Lehrte sehr viel besser geeignet, da sie keine naturnahen Waldgebiete berühren. Im weiteren Verlauf nach Südwesten sollte die Alternative 107 gewählt werden, die zwischen Osterwald und Ith verläuft und so eine Zerschneidung dieser bedeutenden Waldgebiete vermeidet.“

Elke Steinhoff, 1. Vorsitzende des NABU-Ortsverbands Barsinghausen; Gisela Wicke, 1. Vorsitzende des NABU-Ortsverbands Gehrden; Gerhard Krick, 1. Vorsitzende des NABU-Ortsverbands Wennigsen; Dr. Ingo Willenbockel, 1. Vorsitzender des NABU-Ortsverbands Springe

 

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