Tafel-Ausgabestellen feiern runde Geburtstage

Die AWO als Träger der Tafeln in Barsinghausen und Gehrden hatte zum Sommerfest eingeladen / Rund 320 Bedarfsgemeinschaften werden von ehrenamtlichen Helfern mit Lebensmitteln versorgt / Drei Frauen ergriffen 2002 die Initiative

AWO-Vorsitzender Günter Gottschalk bedankt sich mit Blumen bei den heutigen Tafel-Leiterinnen, Marion Meents (v.li.), Heidi Rogge und Betty Beekiersch.

BARSINGHAUSEN/GEHRDEN (ta). Wenn Tafeln im reichen Deutschland über Jahrzehnte bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen müssen, ist eigentlich was faul im Sozialstaat. So oder so ähnlich war wohl auch ein Ausspruch des Barsinghäuser AWO-Vorsitzenden Günter Gottschalk beim Sommerfest der ehrenamtlichen Tafel-Helfer zu verstehen:

„Eigentlich wäre es schöner, wenn keine Tafeln gebraucht werden.“ Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Tafel in Barsinghausen und des zehnjährigen Bestehens der Ausgabestelle in Gehrden hatte die Arbeiterwohlfahrt als Trägerverein langjährige Unterstützer, Helfer und Politiker zur Feier der beiden Jubiläen vor das Kirchdorfer Gemeindehaus zu einem Grillfest eingeladen. Begrüßen konnte Gottschalk auch die beiden Bürgermeister der Nachbarkommunen, Henning Schünhof und Cord Mittendorf, die Landtags- und Regionsabgeordnete, Claudia Schüßler, den ehemaligen AWO-Vorsitzenden, Reinhard Dobelmann, und den stellvertretenden AWO-Vorsitzenden, Horst Schild. In seiner Rede schlug Gottschalk einen Bogen von den Anfängen der Tafel in Barsinghausen bis zum heutigen Tag.

Blumen für Christa Ufer, eine der Gründerinnen der Barsinghäuser Tafel

Auf Initiative von Christa Ufer, Ursula Eike und Lonny Vosshenrich wurde die erste Lebensmittel-Ausgabestelle im Januar 2002 in der Breite Straße eröffnet. „Es waren wieder Frauen, die sich für soziale Belange besonders eingesetzt haben“, hob Gottschalk hervor. Der Kreis der Helferinnen und Helfer sei schnell auf 20 angestiegen und es seien unterstützende Geschäfte kontaktiert worden. Unter Federführung der AWO habe in Barsinghausen eine der allerersten Tafeln in Niedersachsen mietfrei eingerichtet werden können. Damals seien die Lebensmittel zunächst noch mit privaten Pkw zur Tafel gebracht worden, während hierfür heute zwei Transportwagen mit Kühltechnik zur Verfügung stünden. Sehr schnell vergrößert habe sich auch der Zulauf von bedürftigen Menschen und im Jahr 2012 sei dann die Ausgabestelle in Gehrden hinzugekommen. Geleitet werden die heutigen Tafelstellen am Langenäcker in Barsinghausen sowie in Gehrden von Heidi Rogge und Betty Beekiersch. Insgesamt würden momentan 200 Bedarfsgemeinschaften (rund 1000 Personen) in Barsinghausen und 120 Bedarfsgemeinschaften in Gehrden mit frischen Lebensmitteln versorgt, informierte Rogge. Der Anteil der aus der Ukraine Geflüchteten mache aktuell rund 100 Bedarfsgemeinschaften aus. In beiden Tafelstellen zusammen seien rund 60 Ehrenamtliche im Einsatz, die hier tolle Solidarität leisteten, betonte Gottschalk. Darüber hinaus würden zahlreiche Institutionen, Betriebe, Kirchen und Schulen die AWO-Tafeln mit Spendensammlungen unterstützen. Diese Hilfe sei auch dringend notwendig, denn immerhin müssten neben den Transportern auch die Kühlgeräte, Regale sowie die Strom- und Wasserkosten in den Tafeln selber finanziert werden. Heidi Rogge lobte den Zusammenhalt innerhalb des Helferkreises, nur so könne letztendlich die große Aufgabe bewältigt werden. Claudia Schüßler dankte den Ehrenamtlichen, dass die Hilfe für Bedürftige auch in der Zeit der Corona-Einschränkungen und in der Phase des Zuzugs von Menschen aus der Ukraine aufrecht erhalten habe werden können.

Fotos: ta