BARSINGHAUSEN (red).
Auch rund zwölf Wochen nach dem Beginn des russisch-ukrainischen Krieges ist Barsinghausen weiterhin das Ziel einiger Flüchtlinge aus den umkämpften Gebieten. „Die Zahl wächst allerdings nicht mehr so stark wie zu Beginn des Konfliktes“, sagt Sozialamtsleiterin Heide Heyerhorst. Zwischenzeitlich hatten sich sich rund 400 Ukrainerinnen und Ukrainer in Barsinghausen aufgehalten. „Aufgrund der sehr großen Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung konnten wir in den vergangenen Wochen ausreichend Unterbringungsmöglichkeiten akquirieren, sodass wir keine Sporthallen als Notunterkünfte nutzen mussten“, ergänzt sie. Aufgrund dessen werden nach aktuellem Stand auch vorerst keine weiteren Angebote mehr benötigt.“ Neu ankommenden Geflüchtete aus der Ukraine, die keinen Familienbezug zu bereits in Barsinghausen aufgenommenen Menschen haben, müssen ab sofort an die zentrale Verteilungsstelle auf dem Messegelände in Laatzen, Halle 13, verwiesen werden. Hintergrund ist, dass die Aufnahmekapazitäten im Sozialamt in der Leistungsgewährung erschöpft sind. Darüber hinaus erhält die Stadt Barsinghausen wieder Zuweisungen von Asylsuchenden anderer Nationalitäten, die über die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen verteilt werden.
Eine weitere Änderung ist für den 1. Juni geplant: Das Jobcenter in Barsinghausen soll nach dem derzeitigen Stand die Gewährung von Leistungen zum Lebensunterhalt für die Menschen aus der Ukraine übernehmen. Die Umsetzung ist ab dem 1. Juli fließend geplant, so dass durchgehend Leistungen zum Lebensunterhalt an die Geflüchteten gewährt werden. Das entsprechende Gesetz wurde am 20. Mai beschlossen. Barsinghausens Bürgermeister Henning Schünhof zeigte sich beeindruckt von dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger. „Wir und die Geflüchteten haben auf allen gesellschaftlichen Ebenen in den zurückliegenden zweieinhalb Monaten eine kaum zu glaubende Hilfsbereitschaft erfahren. Wir haben aber nicht nur Wohnraum angeboten bekommen, wir haben auch Spenden von mehr als 65.000 Euro für unsere Partnerstadt Kovel bekommen und mehrere Nachbarkommunen haben uns umfangreiches Katastrophenschutzmaterial zur Verfügung gestellt“, zählt der Hauptverwaltungsbeamte auf. Zudem hätten viele Bürgerinnen und Bürger auch ihre Unterstützung dabei ganz alltäglichen Herausforderungen angeboten, „angefangen von pädagogischer Begleitung über Betreuungsangebote bis hin zu Übersetzungshilfe bei Behördengängen“.
Um die Partnerstadt Kovel bei der Versorgung der dortigen Flüchtlinge zu unterstützen, ist in den vergangenen Tagen ein weiterer Hilfstransport in die Ukraine geschickt worden. „Wir haben Ende der zurückliegenden Woche wieder rund 20 Tonnen an Medikamenten, Bekleidung und Nahrungsmitteln sowie Ausrüstungsmaterial für die Feuerwehr für unsere Partnerstadt auf den Weg gebracht“, sagt Stadtsprecher Benjamin Schrader. Damit seien dann mittlerweile rund 150 Tonnen am Hilfsgütern nach Kovel gebracht worden.Wie wichtig die Unterstützung für die Stadt in der Westukraine ist, brachte eine enge Mitarbeiterin von Kovels Bürgermeister Igor Chaika zum Ausdruck. Dabei reiche die Wirkung auch weit über die rein materiellen Aspekte hinaus. „Dank Partnern wie Ihnen fühlen wir uns als Teil einer großen europäischen Familie“, brachte die Sprecherin aus Kovel ihre Gefühle angesichts der jüngsten Lieferung aus Barsinghausen auf den Punkt.
Da die Hilfsgüter zunehmend aus den Spendengeldern und den Ende Februar zur Verfügung gestellten Haushaltsmitteln gezahlt werden, appelliert der Bürgermeister an die Bürgerinnen und Bürger: „Unsere finanziellen Mittel für Kovel sind in absehbarer Zeit erschöpft. Um unsere Partnerstadt und die dorthin geflüchteten Menschen auch weiterhin unterstützen zu können, brauchen wir Spenden. Ohne diese Hilfe wird die Versorgung der Tausenden Ukrainerin und Ukrainer in Kovel zunehmend schwieriger und unter Umständen sogar unmöglich werden“, ruft Henning Schünhof zu weiteren Einzahlungen auf das Spendenkonto auf.
Auf der institutionellen Ebene sei Barsinghausen ebenfalls zusammengerückt und habe schnell und unkompliziert Angebote auf die Beine gestellt. „Unter anderem der Sportring und die darin organisierten Vereine haben jüngst viel Initiative gezeigt und mehr als zwei Dutzend Angebote für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zusammengestellt“, lobt Henning Schünhof das Engagement des Sportring-Vorstands Karl-Heinz Tiemann. Mithilfe dieses Angebotes wollen die Verantwortlichen die Integration und die Betreuung der Kinder und Jugendlichen voranbringen. „Ohne solche und andere Initiativen wären eine Betreuung der jungen Gäste und die Integration für uns als Verwaltung nur schwer zu stemmen“, führt der Bürgermeister weiter aus.
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