DGB-Kundgebung zum 1. Mai: Wer zahlt die Kosten der Corona-Krise?

Über 60 Teilnehmer waren der Einladung der Gewerkschaft zu der traditionellen Veranstaltung gefolgt

V.li.: Ingo Arlt (IG Metall), Fynn Bartholdy (IG BCE), Musiker Steffen Freitag, die Ratsvorsitzende Claudia Schüßler, und DGB-Vorsitzender Michael Pöllath

BARSINGHAUSEN (ta). Nachdem die Kundgebung des DGB-Ortsverbands Barsinghausen zum 1. Mai im vergangenen Jahr nur als Online-Version stattfinden konnte, hatte die Gewerkschaft für heute wieder zu einer Präsenz-Veranstaltung eingeladen. Um die Abstände zwischen den über 60 Teilnehmern zu wahren, waren auf dem Mont-Saint-Aignan-Platz zahlreiche Nelken zum Mitnehmen platziert worden, außerdem galt natürlich auch Maskenpflicht. Für musikalische Unterhaltung sorgten Steffen Freitag und Stefan Basler.

In seiner Begrüßung betonte der örtliche DGB-Vorsitzende, Michael Pöllath, der als Gäste auch den SPD-Bundestagsabgeordneten, Matthias Miersch, Bürgermeister Henning Schünhof sowie den SPD-Kandidaten für die Wahl zum Regionspräsidenten, Steffen Krach, willkommen hieß, es sei wichtig, dass die Gewerkschaften gerade jetzt in der Pandemie ihre Forderungen auf die Straße brächten, denn es gehe nun auch um eine gerechte Verteilung der Kosten für die Corona-Krise. Passend zum diesjährigen Motto zum 1. Mai „Solidarität ist Zukunft“ müsse die Zukunft sicher und sozial gestaltet werden, so Pöllath.

Als Gastrednerin unterstrich anschließend die SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Barsinghäuser Rates, Claudia Schüßler, es sei gut und wichtig, dass Barsinghausen über einen eigenständigen DGB-Ortsverband verfüge. Solidarität stehe für Verbundenheit und Einsatz, auch wenn man davon selber gar keinen eigenen Vorteil habe. Hinsichtlich des Fortgangs der Pandemie gebe es inzwischen die berechtigte Hoffnung, dass mit den Impfungen Schritte in Richtung eines normalen Lebens erfolgen würden. Nachdem Fynn Bartholdy von der IG BCE die Auswirkungen der Corona-Zeit auf die jüngere Generation skizziert hatte, ergriff Ingo Arlt von der IG Metall das Wort.

Der Verlauf der Pandemie mit den zahlreichen Einschränkungen stelle für viele Menschen eine große Anstrengung dar, zugleich sei aber auch die politische Pädagogik, mit der die Einschränkungen verbreitet würden, eine echte Zumutung für jeden erwachsenen Menschen. Die wirtschaftliche Erholung werde sehr lange dauern, daher lohne es sich, einen Blick auf die aktuellen Tarifverhandlungen und Tarifeinigungen zu werfen, denn nicht selten versuche die Arbeitgeberseite mit dem Verweis auf die Pandemie die Gewerkschaft zu Zugeständnissen bringen. Besonders schlimm sei, dass der anvisierte Tarifvertrag im von Corona besonders betroffenen Pflegebereich an der Ablehnung der Caritas gescheitert sei, sagte Arlt unter lautem Beifall. Hinsichtlich der Kosten der Krise lehne die Gewerkschaft, anders als manche konservative Kreise und Parteien, eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit deutlich ab. Eine echte Hilfe wären in der jetzigen Situation staatliche Investitionen in den öffentlichen Bereich, so würde auch die Wirtschaft befördert und die Nachfrage angekurbelt. Aber auch die Kommunen in Niedersachsen seien natürlich auf eine stärkere finanzielle Unterstützung angewiesen, denn die Städte und Gemeinden würden mit ihren Haushalten schon seit Jahren „auf Verschleiß fahren“, wie ein Blick auf den Schul- und Kita-Bereich zeige.

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