Fachwerkhaus am Thie: Stadt steht beim möglichen Ankauf unter immensem Zeitdruck

Laut Absprache mit dem Eigentümer des Hauses muss jetzt eine Entscheidung für das finanzielle „Wagnis“-Projekt gefällt werden / Kein Beschluss im Bauausschuss – jetzt soll der Verwaltungsausschuss entscheiden

BARSINGHAUSEN (ta). Seit Jahren wird über den Erhalt des alten Fachwerkhauses am Thie lebhaft diskutiert und seit Monaten wird über einen möglichen Ankauf des Objekts durch die Stadt gesprochen. Um es vorweg zu nehmen, auch der heutige Bauausschusssitzung hat keine endgültige Entscheidung gebracht, nun soll im nächsten Verwaltungsausschuss abgestimmt werden. Baudirektor Ingo Ellerkamp machte unmissverständlich deutlich, dass eine bestehende Frist nach Absprache mit dem Gebäudeeigentümer mit Ablauf des aktuellen Sitzungsdurchlaufs im Oktober enden würde. Die Politik müsse nun zeitnah entscheiden, ob der Ankauf getätigt werden solle oder nicht. Mögliche Modernisierungsvorschläge seien schon im Mai vorgestellt worden und zuletzt habe auch ein Ortstermin mit den politischen Entscheidungsträgern stattgefunden. Die Sanierungskosten beziffert die Verwaltung auf rund 2,6 Millionen Euro. Ellerkamp betonte, eine Übernahme des Hauses durch die Stadt biete Entwicklungsmöglichkeiten für die Innenstadt, es müsse aber auch die aktuelle Finanzlage der Stadt in Betracht gezogen werden. Die Dimension des Projektes erfordere eine breite Entscheidungsgrundlage. Andererseits würde eine Vertagung der Kaufentscheidung in den nächsten Sitzungslauf zum einem Ablauf des Stillhalteabkommens mit dem Gebäudebesitzer führen. Klar sei, dass ein möglicher Ankauf durch die Stadt ein Wagnis sei. Im Falle eines Zwischenerwerbs durch die Stadt gäbe es keine Garantie für eine Realisierung von künftigen Investoren zur Nutzung des Hauses. Zudem bewege man sich bei möglichen Förderungen zur Entwicklung des Fachwerkhauses lediglich in einer Größenordnung von 40 Prozent, stellte Ellerkamp die Situation dar. Friedegund Howind und Ingo Meier, die sich schon seit Jahren für den Erhalt des ortsbildprägenden Fachwerks einsetzen, fragten, wie sich die Stadt für den Hauserhalt einsetzen könnte, wenn die Stadt auf den Ankauf verzichten würde. Ellerkamp antwortete, in diesem Fall könnte die Stadt den Eigentümer zu nichts verpflichten und dieser könne eine mögliche Vermarktung in die Wege leiten. SPD-Ratsmitglied Marlene Hunte-Grüne sagte, an einen Erwerb seien große Erwartungen geknüpft, deshalb sollten die Fraktionen vor einem Beschluss noch einmal beraten. Kerstin Beckmann von „Aktiv für Barsinghausen“ meinte, man müsse die Chancen bei einer möglichen Umsetzung des Projekts abwägen. Herz und Verstand würden hier miteinander streiten, wichtig wäre auch eine Refinanzierung, wenn die Stadt sich für einen Kauf entscheiden sollte. Max Matthiesen (CDU) betonte, die Möglichkeiten von Förderprogrammen sollten genauer in Betracht gezogen werden und FDP-Ratsherr Ben Eggert gab zu bedenken, dass in der aktuellen Krisenlage, eine Refinanzierung der Ausgaben keinesfalls sicher sei. Bärbel Cronau-Kretzschmar (Grüne) sagte, man solle jetzt die Chance für die Innenstadt nutzen und das Gebäude sichern. Danach könne man Nutzungsmöglichkeiten entwickeln und Investoren für das Fachwerkhaus gewinnen. Baudirektor Ellerkamp unterstrich, dass sich die Stadt bei einem Beschluss für den Kauf des Hauses mit einer Risikosumme für den Erwerb und die Instandsetzung auseinandersetzen müsse. Nun wird es spannend, wie die Ratspolitik im nächsten Verwaltungsausschuss abstimmen wird.

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