Michael Pöllath zur Klimaschutz-Leserbrief-Debatte: „Generationsfrage – nein Danke!“

BARSINGHAUSEN (red).

„Ja, mancher Beitrag sagt sehr viel mehr über die Autoren aus, als über das Thema. Sicher hat Frank Roth Recht, wenn er schreibt: „Wenn sich junge Leute lautstark für den Klimaschutz einsetzen, ist das gut und nicht schlecht. Viele von ihnen bevorzugen bereits eine andere Lebensweise ohne massiven Konsum. Die sind nicht verantwortlich für das Einkaufs-Klima-Desaster!“ Aber der weitere Verlauf seines Beitrags sagt mehr über ihn selbst als über ein verallgemeinerbares Thema aus. Ich konnte nicht nach Italien, Griechenland, Kanaren …. Meine Ferien bestanden aus Arbeit zuhause und Ferienarbeit, um Geld zu verdienen. Frank Roth macht hier das selbe, das er zurecht Hans-Joachim Tilgner vorwirft: er verallgemeinert generationsweise, ohne zu differenzieren. Die von der Mama im SUV zur Schule gefahrenen Schüler*innen, die für das Klima auf die Straße gehen, gibt es wirklich (und zum Glück gehen sie auf die Straße, um zu demonstrieren). Aber: der Konflikt ist kein Generationenkonflikt!  Wenn Herr Roth „mit Mutti in Thailand oder Dubai“ war, wir konnten uns das nicht leisten. Wir kauften Milch beim Bauern nebenan mit einer Milchkanne, wir hatten eine Einkaufstasche, die wir immer wieder benutzten, um beim Schlachter und  im Lebensmittelladen einzukaufen, wobei nichts in Plastik verpackt war und wenn überhaupt etwas zusätzlich verpackt wurde, dann in Papier. Recycling kannten wir nicht, aber weggeworfen wurde nichts, alles wurde wieder verwertet. Also: Generationsfrage – nein Danke! Das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut einer Oxfam-Studie bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien. Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe. Ja, darum geht es m.E. wirklich: um die Frage des Wirtschaftens und der Frage nach nationalen Verantwortlichkeiten. Das lässt sich nicht individualisieren und ist ganz sicher kein Generationenproblem. Hier geht es um die Frage, ob Kapital immer mehr wachsen muss, ob es immer mehr Rendite erwirtschaften muss, ob die Prioritäten der Politik darauf ausgerichtet sind, Wirtschaftswachstum als die Maxime des eigenen Handelns zu setzen. Es geht darum, ob Lösungsstrategien nur als marktwirtschaftliche Wachstumsinitiative denkbar sind. Das war schon die entscheidende Frage, als ich ein Kind war. Darin unterscheiden sich die Generation leider nicht!“

Michael Pöllath, Barsinghausen

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