Senioren besichtigen die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn

Das ehemalige Nadelöhr des Eisernen Vorhangs diente als Grenzübergang zwischen DDR und Bundesrepublik

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BARSINGHAUSEN (red). Eine Reise in die deutsche Vergangenheit unternahmen über 50 Barsinghäuser, eingeladen vom Seniorenbüro der Stadt. Sie besuchten die ehemalige Grenzübergangsstelle Marienborn, seinerzeit das Nadelöhr des eisernen Vorhangs zwischen Ost- und Westdeutschland. Zwei erfahrene Führer zeigten und erläuterten ihnen die noch vorhandenen Gebäude und Einrichtungen des Grenzkontrollpunktes, damals berüchtigt und gefürchtet von allen Reisenden. Wie die Besucher erfuhren, hatte man das Kontrollzentrum bei der Grenzöffnung 1990 stillgelegt. Im Jahr 1996 wurde es als Gedenkstätte hergerichtet, um der jetzigen und folgenden Generationen diese bestbewachte Grenze der Welt zu zeigen. Das gesamte Gebiet umfasst 50 ha, die Baukosten betrugen 90 Mio Ostmark. 1000 Einsatzkräfte waren hier tätig, davon ca. 2/3 Stasi-Leute. Zunächst besichtigte man das Stabsgebäude mit Dauer- und Sonderaustellungsbereichen. Anhand von Schautafeln, Fotos, Karten erhält man einen guten Überblick auf die Anlage, ein Modell zeigt viele Details des Grenzkontrollpunktes. Weiter folgte die Gruppe der Führung ins Freie und passierte die Passkontrolle für Pkw-Einreise. Hier warteten seinerzeit die Einreisenden in langen Schlangen auf die Abfertigung durch die DDR-Grenzer, wobei es oft auch Schikanen gegeben hat. Man konnte sich sehr gut vorstellen, welche Angst und Beklommenheit herrschte.  Die Pässe wurden abgenommen und über Gurtbandförderer einer genauen Kontrolle zugeführt, bevor sie – wenn alles gut ging – den Besitzern wieder ausgehändigt wurden. Danach betraten die Besucher die Kontrollgarage Pkw-Ausreise. Hier wurden intensive Fahrzeugkontrollen durchgeführt – viele Fluchtversuche von DDR- Bürgern sind gescheitert. Unglaublich, wie in den extrem engen Fahrzeugräumen Flüchtlinge ausharrten , um das ´Arbeiter- und Bauernparadies´ zu verlassen. Dies belegen sehr eindrucksvolle Fotos u. Markierungen von Fluchtfahrzeugen. Der Rundgang führte nun zum Kontrollturm. Die Besuchergruppe konnte von hier oben die gesamte heutige  Gedenkstätte überblicken. In  1500 m Entfernung befand sich die damalige Zonengrenze, davor: Gebäude, Kontrollzonen und Sperrwerke. Massive  Rollsperren konnten in Sekunden alle Zuwegungen auch für schwere LKW´s absperren. Im Alarmfall wurde die gesamte Grenzanlage  abgeriegelt und unpassierbar gemacht . Die Stromversorgung war über ein benachbartes Kraftwerk gesichert. Ein unterirdisches Tunnelsystem diente der Versorgung und Entsorgung aller Anlagen, um dem ´Klassenfeind´ keine Angriffsflächen zu bieten. Die Grenzkontrollanlage,  angeblich zum Schutz der DDR gegen westliche Agressoren gedacht, richtete sich aber ausschließlich gegen DDR-Bürger, die auch gern ein bisschen mehr Reisefreiheit gehabt hätten. Die Barsinghäuser verließen etwas erleichtert diesen Ort und freuten sich,dass dieses düstere Kapitel Deutscher Geschichte der Vergangenheit angehört.

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Foto: privat