Von Milliardären, Steuervermeidern und Himbeeren

GRÜNE diskutierten Fluchtursachen mit Gästen aus Serbien

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BARSINGHAUSEN (red). Gut 40 Gäste nahmen am vergangenen Dienstag (23.08.) an einer Veranstaltung des grünen Ortsverbandes mit dem Vortrag von Frank Roth teil. Der Vorsitzende von Horizonte e.V. referierte am Beispiel zahlreicher Staaten über ungleiche Vermögensverteilung und demokratische Defizite. In sehr vielen der insgesamt 188 Nationen häuft eine kleine Oberschicht immer mehr Vermögen an und vergrößert damit die Armut im Lande. So sei die Türkei unter Erdogan auf dem Weg von der Autokratie zur Diktatur, gleichzeitig sammelt auch die Familie des türkischen Präsidenten enorme Vermögenswerte an. In Deutschland besitzen 10 % der Haushalte bereits deutlich über 50 % des Vermögens, die unteren 50% verfügen nur über 1 % des Nettovermögens. Der Schaden durch Steuerflüchtlinge wird auf bis zu 100 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Allein die Steuer-CD mit Informationen zur Steuerhinterziehung in der Schweiz bringt dem Land NRW Mehreinnahmen von 500 Mio. Euro. In Barsinghausen würden große Betriebe alle Möglichkeiten der Steuervermeidung nutzen, beispielsweise führt der häufige Verkauf eines Autozulieferers zwischen Investoren jährlich zu sechsstelligen Mindereinnahmen für die Stadt. Diese Finanzaktionen passieren weltweit und verstärken die Tendenz zum Rechtsruck. Davon profitiere auch die AfD, aber sie wolle diese unsoziale Finanzwirtschaft nicht verändern, sondern sogar bestärken: Sie sei gegen Erbschaftssteuer und gegen Vermögenssteuer und wolle sogar das Bankgeheimnis zu Gunsten von Steuerhinterziehern noch stärken!!  Allein diese Pläne bedeuten wieder eine Umverteilung eines zweistelligen Milliardenbetrages von den Armen zu den Reichen. So ist es kein Wunder, dass Rechtspopulisten sich über großzügige Unterstützung der Superreichen freuen können.Auch eine Gruppe junger Roma aus Südserbien nahm teil. Ihr Seminarthema  in der Ökostation in Zusammenarbeit mit Horizonte e.V. ist Bildung und Ausbildung sowie Aspekte der Sinti-und Romagscihte in Deutschland. Die meisten von ihnen sind das erste Mal in Deutschland und freuen sich auch auf  Kultur und  Sehenswürdigkeiten in Barsinghausen und Hannover, das Konzentrationslager Bergen-Belsen hatten sie bereits besucht. Die Arbeitslosigkeit unter Roma in Südserbien ist mit ca.70% sehr hoch. Eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten ist es, als Erntehelfer für einige Wochen nach Nordserbien angeheuert zu werden. Für einen 14-stündigen Arbeitstag als Himbeerpflücker würden max. 15 € gezahlt, mindestens 50 kg Himbeeren müssten in dieser Zeit gepflückt werden, um den vollen Lohn zu erhalten. Gefrorene Himbeeren gehören inzwischen zu den wichtigsten Exportgütern von Serbien und finden sich auch in vielen deutschen Geschäften. Frank Roth hatte für diesen Abend Himbeeren mit Sahne zur Verkostung mitgebracht: Von den mind. 6 €, die ein Kilogramm im Discounter kostet, erhalten die Saisonarbeiter aus Südserbien max. 30 ct. Auch Gäste aus dem Südsudan, Eritrea, Albanien und Montenegro berichteten zum Abschluss kurz über die Situation in ihren Heimatländern.

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Foto: ta / privat