1. Mai: Gewerkschafter kritisieren sinkende Reallöhne und respektlose Finanzinvestoren

Über 100 Teilnehmer bei traditioneller Maikundgebung des DGB / „Traurige Ruhe im Federal Mogul-Werk“

BARSINGHAUSEN (ta). Mehr als 100 Teilnehmer konnte Michael Pöllath, DGB-Ortsverbandsvorsitzender, heute zur traditionellen Maikundgebung begrüßen, die diesmal unter dem Motto „Ungebrochen solidarisch“ auf dem Mont-Saint-Aignan-Platz stattfand.

Solidarisch bedeute, dass man gemeinsam und nicht alleine die Interessen vertrete und dass Stärkere die Schwächeren unterstützten. Daher seien auch die vielen Streiks in mehreren Branchen für höhere Löhne und Gehälter gerechtfertigt und die Gewerkschaften hätten hier bis auf die Vertreter aus dem neoliberalen Lager viel Zustimmung erfahren. Pöllath ging auch auf die hohe Inflation ein, Preistreiber seien neben Strom und Gas auch die Lebensmittelpreise. Hier gehe es in erster Linie aber um Mitnahmeeffekte und Gier, sodass die Börsenkurse reihenweise in die Höhe geschossen und die Reallöhne sogar gesunken seien. Solidarisch zeige man sich auch für die Proteste gegen Macrons Rentenreform in Frankreich und mit der jungen Generation, die unter den Auswirkungen des Kapitalismus und der Klimakrise zu leiden hätten. In diesem Zusammenhang untermauerte Pöllath die Forderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen, gegen das sich insbesondere die FDP sträube.

Barsinghausens Ratsvorsitzende Laura Schneider überbrachte die Grüße der Stadt und lobte die Hartnäckigkeit der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen, auch wenn das Ergebnis im öffentlichen Dienst natürlich auch Auswirkungen auf die Finanzen der Kommunen haben werde.

Anschließend ging Özkan Turan, Betriebsratsvorsitzender bei Federal Mogul, hinsichtlich der Schließung des Werks in Barsinghausen hart mit dem respektlosen Umgang mit den Beschäftigten von Finanzinvestoren und dem amerikanischen Mutterkonzern ins Gericht. Nach 66 Jahren sei die Produktion bei „Tewes“ Ende März endgültig eingestellt worden. In Barsinghausen seien 183 Beschäftigte betroffen und nun herrsche eine traurige Ruhe im Werk. Noch immer seien die Kollegen sauer über die Art und Weise der Schließung, während sich die Manager, die die Weichen gestellt hätten, längst aus dem Staub gemacht hätten und die Beschäftigten an anderen Unternehmensstandorten vor Arbeit untergingen. Der Konzern sei zum Spielball von Finanzinvestoren geworden, kritisierte Turan.

Fotos: ta