Robra: Ursprüngliche Pläne der Region sahen sogar die Unterbringung von 1000 Flüchtlingen in Kirchdorf vor / Pöllath: „Rechte sind Minderheit“
BARSINGHAUSEN (ta). Ein Blick in die Gesichter der rund 80 Teilnehmer an der traditionellen Neujahrsbegegnung vom DGB-Ortsverband dokumentierte den Ernst der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage. Zentrale Themen waren nämlich der anhaltende Zuzug von Flüchtlingen sowie der Zulauf von populistischen Strömungen am rechten Rand des politischen Lagers. Als Gastredner konnte der DGB-Vorsitzende, Michael Pöllath, den 1. Stadtrat, Georg Robra, und den Regionsgeschäftsführer vom DGB, Reiner Eifler, begrüßen. Man müsse bestehende Ängste wegen der von der Region Hannover geplanten Sammelunterkunft an der Einsteinstraße ernst nehmen und nicht der rechten Propaganda preisgeben. Es sei an der Zeit, dem rechten Lager, das eine Minderheit sei, Grenzen aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass man keine rassistischen Übergriffe in Barsinghausen dulde, so Pöllath.
Die Flüchtlinge seien vor Krieg und Elend geflohen und dürften nun in Deutschland nicht zum Spielball der Politik werden. Vielmehr gelte es nun Haltung zu zeigen. Barsinghausen sei nach wie vor eine Stadt, die für gute Integrationsarbeit stehe. Pöllath dankte in diesem Kontext insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern, dem Bündnis „Barsinghausen ist bunt“, aber auch der Stadtverwaltung und Bürgermeister Marc Lahmann, der mehrmals betont hatte, dass die Stadt den eingeschlagenen Kurs bei der Integration nicht ändern wolle. Den Brandanschlag auf das im Bau befindliche Flüchtlingsheim an der Hannoverschen Straße bezeichnete Pöllath als Einschnitt, auf den aber eine machtvolle Demonstration von 1500 Menschen für Weltoffenheit gefolgt sei. Die Aussage des örtlichen AfD-Vorsitzenden, Clemens Hafemann, zum folgenden Anschlag am Rathaus, dass die Demonstration zu diesem geführt habe, quittierte Pöllath mit den Worten: „So hat auch die NSDAP Propaganda gemacht.“
Auch Stadtrat Georg Robra dankte den vielen ehrenamtlich engagierten Bürgern sowie den Mitarbeitern der eigenen Verwaltung, die sich um die Integration bemühten. Bis jetzt seien knapp 600 Flüchtlinge mit einem entsprechenden Status in Barsinghausen untergebracht worden, pro Woche kämen 30 weitere hinzu. „Wir sprechen von Menschen, die hier Schutz suchen und deren Unterbringung bislang dezentral organisiert werden konnte. Aber das schaffen wir über die Anmietung und den Ankauf von Immobilien so jetzt nicht mehr und wollen daher, dass sich der Bund und das Land aktiver am sozialen Wohnungsbau beteiligt“, denn, so Robra weiter, es gehe darum, den sozialen Frieden sicher zu stellen. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen müsse es mit Blick auf die aufnehmende Bevölkerung transparenter zugehen, daher seien die Reaktionen der Kirchdorfer Bevölkerung teilweise sogar nachzuvollziehen. „Wir müssen also die Ängste ernst nehmen, häufiger informieren und mit den Bürgern sprechen.“ Robra klärte zudem darüber auf, dass die Region Hannover mit Stand 12. Januar sogar vorgehabt habe, in Kirchdorf zwei Heime für je 500 Flüchtlinge zu errichten. Daraufhin habe die Stadtverwaltung aber klar gestellt, dass dies nicht gehe. Aus finanzieller Sicht sei das Regionsangebot zur Errichtung von Modulbauten aber sehr wohl richtig, da sich die Stadt den eigenständigen Bau von großen Bauten schlichtweg nicht leisten könne. Diese Situation und Sachlage müsse gegenüber den Bürgern deutlich gemacht werden, denn die AfD dürfe nicht zum Auffangbecken für Kritik werden. „Ich habe keine Lust auf Wahlerfolge der AfD im Bereich von zehn bis 20 Prozent“, betonte Robra.
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