Hospizdienst: Corona-Einschränkungen haben Spuren in der Trauerarbeit und Sterbebegleitung hinterlassen

Ab Juni sind im Lebenshaus wieder Treffen in Gruppen möglich / „Aufgefangen“ bildet neue ehrenamtliche Mitarbeiter aus / Hinterbliebene berichten von ihren schmerzhaften Erfahrungen in der Corona-Zeit

BARSINGHAUSEN (ta). Für Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben und für die die Begleitung durch den ambulanten Hospizdienst „Aufgefangen“ eine wichtige Stütze darstellt, bedeuteten die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise eine zusätzliche Belastung. Über eine lange Zeit seien Besuche in Kliniken und Pflegeheimen, aber auch persönliche Abschiede von den Sterbenden nicht möglich gewesen, blickt Cornelia Manke, Koordinatorin für die Begleitung von Sterbenden und Schwerkranken, zurück. Bei Beerdigungen sei nur eine kleine Zahl von Teilnehmenden erlaubt und auch innerhalb der Familien seien nur Treffen im kleinsten Kreis möglich gewesen. Im Lebenshaus vom Hospizdienst hätten keine Gruppentreffen stattfinden können. Die Trauerarbeit habe auf Einzelgespräche, Telefonate und Besuche von betroffenen Menschen beschränkt werden müssen. „Im Moment ist überhaupt noch nicht abzusehen, was die Corona-Auswirkungen mit den trauernden Menschen gemacht haben“, so Manke. Erika Maluck, Leiterin vom „Fuchsbau“, ergänzt, Trauer brauche Gemeinschaft und die habe in den letzten 14 Monaten gefehlt. Wichtig sei gewesen, dass trauernde Kinder in ihrer schwierigen Lebenslage einzeln betreut hätten werden können. Von ihren Erfahrungen berichtet Annette Zölls. Sie hatte nach 20 Jahren Ehe ihren an Demenz erkrankten Mann verloren. Eigentlich hatte sie sich schon für das Trauercafé von „Aufgefangen“ angemeldet, aber dann kam der Einschnitt durch die Pandemie noch auf den Verlust obendrauf. „Da habe ich mich sehr allein gefühlt“, auch das gewohnte Singen im Chor in der Gemeinschaft sei weggefallen. Hart vom Schicksal getroffen wurde auch Katrin Stiehler, die eines ihrer Kinder verloren hatte. Danach sei nichts mehr so gewesen, wie es einmal war und auch die Ehe sei in Gefahr geraten. Die Gesellschaft habe sie in der Corona-Zeit als distanziert empfunden. „Die Stimmen der alleinstehenden Menschen wurden in dieser Krise kaum gehört.“ Die eigene Batterie sei leer gewesen, nur die Besinnung auf die eigenen Stärken habe ihr geholfen, die Situation zu ertragen und für die Kinder da zu sein. Der Hospizdienst sei ein Anker für sie und auch die Kinder gewesen. Geholfen hätten aber auch Kontakte über den PC und Erlebnisse in der Natur. Eine weitere Betroffene schildert, dass sich ihre beiden Elternteile im letzten Frühjahr mit Corona infiziert hätten und der Vater die Erkrankung nicht überlebt habe. Sie habe sich in der Pandemie hilflos gefühlt. Das sei eine absolute Ausnahmesituation gewesen, denn noch nicht einmal Besuche im Krankenhaus seien gestattet gewesen. In dieser Lage hätten die Telefonate mit Verwandten etwas geholfen. Mit den zuletzt eingeläuteten Lockerungen der Kontaktbeschränkungen, will der ambulante Hospizdienst nun wieder die Angebote in der Trauer- und Sterbebegleitung hochfahren. Ab dem 1. Juni sind Gruppentreffen im Außen- oder Innenbereich des Lebenshauses wieder erlaubt. Viele der ehrenamtlichen Mitarbeitenden haben allerdings eine lange Pause hinter sich und müssen nun schauen, ob sie weitermachen wollen. Um zusätzliche Ehrenamtliche auszubilden, findet im August ein Kurs statt – hier liegen bereits 13 Anmeldungen vor. Angela Behrens vom Vereinsvorstand erinnert daran, dass für die wichtige Arbeit von „Aufgefangen“ weiterhin Spenden benötigt werden. Während die Begleitung von sterbenden Menschen auch mit Geldern von den Krankenkassen finanziert werde, sei die Trauerbegleitung ausschließlich auf private Zuwendungen angewiesen. Das Trauercafé ist künftig am ersten und dritten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet, die Männertrauergruppe trifft sich jeden dritten Dienstag von 18 bis 19.30 Uhr und ein Trommelworkshop für Trauernde beginnt schon am 30. Mai von 15.30 bis 16.30 Uhr – Anmeldungen sind hier bei Claudia Heine unter Telefon 0173 4061290 möglich. Darüber hinaus wird auch weiterhin die Begleitung von Einzelpersonen angeboten. Anmeldungen für die verschiedenen Angebote sind im Büro unter Telefon 05105 6825114 möglich. Bei allen Treffen gelten die Hygieneregeln. Teilnehmen kann, wer nach einer Coronainfektion genesen ist, wer negativ getestet ist oder wer schon einen kompletten Impfschutz hat.

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