Neugestaltung des Schulzentrums: Neuer Masterplan trifft auf sehr viel Lob

Architekturbüro beziffert Kosten für „Campus-Variante“ auf 46 Millionen Euro / Mensa bleibt erhalten / D-Trakt soll Erweiterungsbau erhalten / Rat entscheidet 

BARSINGHAUSEN (ta). Nach vielen Jahren des Diskutierens liegt jetzt eine tragfähige Lösung für die Neugestaltung des Schulzentrums am Spalterhals vor. Das Architekturbüro Remke & Partner stellte im heutigen Schulausschuss die überarbeiteten Planungen für die Leistungsphase II vor. Einleitend erklärte der 1. Stadtrat, Thomas Wolf, es gehe wirtschaftlich um die wichtigste Entscheidung im Schulbereich in den letzten 20 Jahren. Die zunächst vorgelegte Variante, die unter anderem noch einen Neubau des D-Trakts vorgesehen hatte, sei insbesondere mit den Schulen nicht konsensfähig gewesen. Daher sei hier überarbeitet und ein neues Raumkonzept erstellt worden sowie ein breiter Moderationsprozess durchgeführt worden. Das Architekturbüro hatte zusammen mit Schülern und Lehrern und der Verwaltung an der jetzt vorliegenden „Campus-Variante“ gefeilt. Sowohl die Mensa, als auch das bauliche Erbe des ursprünglichen Schulzentrums soll danach erhalten bleiben. Bei der Mensa könnte zudem noch eine Kleinkunstbühne etabliert werden.

Der D-Trakt (Lisa-Tetzner-Schule) soll einen Erweiterungsbau auf östlicher Seite erhalten. Zwischen den Trakten G und D und der Mensa soll eine kommunikative Plaza entstehen. Auch der C-Trakt soll durch einen zusätzlichen Anbau erweitert werden. Sollte die Bert-Brecht-Schule entgegen der jetzigen Erwartung an das Schulzentrum umziehen, könnte diese auf der östlichen Seite des Schulzentrums angesiedelt werden. Die kleine Bücherei soll vergrößert werden. Um den Anforderungen der Inklusion gerecht werden zu können, ist der Einbau von insgesamt fünf Aufzügen vorgesehen. Die Gesamtkosten bezifferte das Architekturbüro auf rund 46 Millionen Euro (brutto), das sind rund drei Millionen mehr als für die durchgefallene Variante A vorgesehen waren. Dies sei viel Geld, aber es würden halt auch keine goldenen Wasserhähne eingeplant. Der zu sanierende Altbau des D-Trakts ist gut sechs Millionen Euro günstiger als die alte Neubauvariante. Zum Zeitrahmen sagten die Planer, wenn das Konzept vom Rat so beschlossen würde, folge erst die Ausschreibung, danach ein Jahr Planung und schließlich eine mehrjährige Bauphase. SPD-Ratsherr Günter Gottschalk lobte das vorgelegte Konzept, fragte aber, ob in den kommenden Jahren nicht noch mit einer Steigerung der Baukosten zu rechnen sei. Dies sei in den Berechnungen schon eingeplant, erklärten die Architekten. Sehr zufrieden mit dem vorgelegten Campus-Konzept zeigten sich auch Bürgermeister Henning Schünhof sowie die HAG-Leiterin Silvia Bethe und LTS-Leiter Markus Vehrenkamp. Bethe wünschte sich, dass die Schüler an den weiteren Planungsschritten mit partizipieren könnten. Vehrenkamp war sich nicht sicher, ob die eingeplanten 18 Klassenräume für die LTS auch in Zukunft ausreichend seien. Der Schulträger (Stadt Barsinghausen) sieht die Kapazitäten als ausreichend an. Stadtrat Wolf gab zu bedenken, wenn man auf den Einsatz von Containern während der Bauzeit verzichten wolle, sollte man mehr Zeit für die Realisierung einplanen. Bürgermeister Henning Schünhof schwärmte von dem Projekt, das für Barsinghausen Strahlkraft entfalten könnte. Ulrike Westphal (Grüne), sagte die eigene Partei stehe dem Konzept unterstützend gegenüber. Allerdings habe die Verwaltung die Beschlussvorlage erst einen Tag vor der Sitzung bereitgestellt, sie plädierte dafür, die Abstimmung zu verschieben, denn die Fraktionen hätten noch Beratungsbedarf. Mit so kurzfristigen Vorlagen könne man keine Politik machen – auch hinsichtlich der hohen Investitionskosten. SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Messing erklärte, es sei lange beraten worden, darum sollte man zeitnah eine Entscheidung treffen. Der Tagesordnungspunkt wurde schließlich als behandelt erklärt, eine Entscheidung zum Vergabeverfahren der Planungsleistungen soll nun der Rat herbeiführen.

Weitere Informationen zur Campus-Variante von der Verwaltung:

Das Gebäudeensemble am Spalterhals soll ein Schulzentrum mit HAG und LTS bleiben, wobei die Sichtbarkeit der LTS, insbesondere hinsichtlich der Wegeführung und der Eingangssituation, gestärkt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, erhält die LTS einen Erweiterungsbau (D2), der sich an den bestehenden D-Trakt angliedert und sich in den neuen zentralen Haupthof (Plaza) zwischen Schulgebäude und Mensa schiebt, sodass sowohl vom Zentrum des Hauptgebäudes als auch von der neuen Zuwegung aus die Sichtbarkeit deutlich erhöht wird. In diesem Erweiterungsbau werden die Verwaltung und einige Sonderräume untergebracht. Im zu sanierenden D-Trakt werden alle Unterrichtsräume der LTS in einer reinen Clusternutzung organisiert. Ein Cluster wird jeweils durch einen Jahrgang genutzt und ist mit den allgemeinen Unterrichtsräumen, einem Gruppenraum, zwei Differenzierungsräumen, einem Medienraum sowie einigen Lernnischen ausgestattet. Zwei Cluster befinden sich auf einer Ebene und teilen sich einen Teamraum für die Lehrkräfte. Die beschlossenen Planungen für die LTS gehen von einer Dreizügigkeit der Oberschule aus. Seit ihrer Einführung im Schuljahr 2014/15 zeigt sich die LTS je nach Jahrgang zwei- bis dreizügig, ein dreizügiger Jahrgang umfasst dabei durchschnittlich 60 bis 65 Schülerinnen und Schüler. Die zulässige Schülerhöchstzahl pro Klasse an einer Oberschule sind 28 Schülerinnen und Schüler, sodass bis zu 84 Kinder einen dreizügigen Jahrgang bilden. Um dem ursprünglichen Gedanken eines Campuskonzeptes für das erste Ganztagsgymnasium in Niedersachsen aus den 1970er Jahren Rechnung zu tragen, wird der Erhalt der Mensa von allen Beteiligten begrüßt. Die räumliche Aufteilung des Speisesaals und der Küche soll optimiert werden, um so weitere Flächen für das Darstellende Spiel (auch nutzbar als städtische Kleinkunstbühne) sowie AGs der Schulen zu schaffen und somit den Ganztag zu stärken und eine höhere Frequentierung der Mensa zu erreichen. Auch die Fachklassentrakte sollen gemäß der Nutzung eines Schulzentrums sowohl vom HAG als auch von der LTS genutzt werden. Der Trakt für den naturwissenschaftlichen Unterricht (FTrakt) wurde bereits saniert und wird nur in einem Bereich optimiert, indem der große Hörsaal zu zwei Fachräumen umgebaut wird, um so die Vorgaben aus dem Raumprogramm umzusetzen. Die im G-Trakt befindlichen Unterrichtsräume für Kunst, Werken und Musik sollen auch weiterhin hier verortet bleiben. Das Raumprogramm sieht allerdings sehr viel mehr benötigte Räumlichkeiten vor, als derzeit im Erdgeschoss zur Verfügung stehen. Zur Sicherstellung der Vorgaben aus dem Raumprogramm soll das als reines Lager genutzte Untergeschoss des GTraktes überplant werden. Die Lagerflächen werden deutlich verkleinert und im nicht natürlich belichteten Teil des Geschosses untergebracht. Um für die entstehenden Werk- und Robotikräume im Untergeschoss ausreichend natürliche Belichtungsmöglichkeiten zu schaffen, sollen die nordöstlichen sowie die südöstlichen Fassadenbereiche freigelegt und mit größeren Fensterflächen ausgestattet werden. Die bestehenden Räumlichkeiten im Erdgeschoss werden den nutzungsbedingten Anforderungen im Schulablauf angepasst und neu im Grundriss organisiert. Im Erdgeschoss des C-Traktes entsteht eine weitere Ebene, die der Nutzung durch beide Schulen dienen soll. Zusätzlich zur bereits sanierten Bibliothek werden hier künftig die Fachräume für Informatik entstehen. Die Freizeitbereiche beider Schulen in den Untergeschossen des A- und des B-Traktes werden saniert, bleiben räumlich aber weitestgehend unverändert. Die kleine Bücherei, die sich im zentralen H-Trakt befindet und ebenfalls von beiden Schulen genutzt wird, wird vergrößert. Gleiches gilt für den dort vorhandenen Kiosk, der erweitert und als Cafeteria nutzbar ausgebaut wird und einen Außenbereich im anliegenden Innenhof erhält. Ähnlich dem Clusterkonzept an der LTS soll auch der allgemeine Unterricht am HAG jahrgangsweise gebündelt werden. Hierfür bietet sich aufgrund der erforderlichen Größen die Einrichtung von „Jahrgangsebenen“ an, d.h. es haben z.B. alle Fünftklässlerinnen und Fünftklässler ihre Klassenräume im 1. Obergeschoss des A-Traktes, die sechsten Klassen sind im 2. Obergeschoss des A-Traktes untergebracht usw. Für die Unterbringung dieser Jahrgangsebenen stehen jeweils 2 Geschosse in den Trakten A, B und C zur Verfügung. Im CTrakt sollen sich auf den oberen beiden Ebenen alle Kursräume für die Schülerinnen und Schüler ab Jahrgang 12 befinden. Um nach diesem pädagogischen Konzept alle Schülerinnen und Schüler jahrgangsgebunden im Gebäude unterbringen zu können, ist ein weiterer Erweiterungsbau (C2) erforderlich. Dieser soll in der Nähe zum Kursbereich der Oberstufe, also neben dem C-Trakt entstehen und die Klassenstufen 9-11 beherbergen. Die Verwaltung des HAG wird sich künftig über das Erdgeschoss des A- und des B-Traktes erstrecken, die bereits jetzt in diesem Bereich miteinander verbunden sind. Dank dieser Erweiterung des Lehrerbereiches sind künftig alle Lehrerinnen, Lehrer sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit weiteren Verwaltungsaufgaben in einem gemeinsamen Bereich untergebracht und nicht mehr wie derzeit auf verschiedene Trakte verteilt. Um für alle Nutzerinnen und Nutzern eine barrierefreie Erschließung aller nicht zu ebener Erde gelegenen Nutzungsbereiche sicherzustellen, wird für die mehrgeschossigen Trakte jeweils ein außenliegender Aufzug vorgesehen. Die tatsächliche Notwendigkeit bleibt der weiteren Planung vorbehalten. Auch alle weiteren die Inklusion, den Ganztag und den Brandschutz betreffenden Anforderungen werden im Rahmen des Gesamtsanierungskonzeptes berücksichtigt und umgesetzt. Der erarbeitete Masterplan sieht darüber hinaus die Verortung eines optionalen Schulgebäudes für die BBS sowie einen Standort für eine perspektivisch erforderliche zusätzliche Sporthalle vor. Die Sporthalle gliedert sich dem vorhandenen Sportbereich an. Die BBS wird in der östlichen Grundstücksecke zwischen G-Trakt, Sporthalle und Außensportbereich verortet. Durch die Anordnung der einzelnen Trakte zueinander ergeben sich automatisch verschiedene Schulhofbereiche, die miteinander verbunden sind. Durch die Anordnung der beiden Erweiterungsbauten D2 und C2 wird dieses Prinzip der sich öffnenden Höfe noch weiter verstärkt. Die entstehenden Höfe sollen verschiedene Nutzungsschwerpunkte in Anlehnung an das mit XVIII/1083 beschlossene Schulhofkonzept erhalten und so altersgerecht die gemeinsame schulübergreifende Nutzung fördern.

Fotos: ta / Planskizze: Architekturbüro Remke & Partner